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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mißbilligend fest: »Und was für billige Ware er dir gegeben hat! Der Mann sollte sich schämen; das spricht nicht für ihn und seinen Laden!«
    Kerwin lachte. Kein Wunder, daß der Mann sich so bemüht hatte, ihm ein besseres Paar aufzudrängen! Er erzählte es Kennard, und dieser nickte.
    »Im Ernst, es würde den Mann freuen, wenn du bei deinem nächsten Besuch in der Stadt zu ihm gingest und das beste Paar in seinem Laden annähmst. Oder noch besser: Erteile ihm den Auftrag, ein Paar Stiefel nach einem Muster, das dir gefällt, eigens für dich anzufertigen. Und wenn du schon einmal dabei bist, laß dich von einem Schneider mit den für dieses Klima geeigneten Kleidern ausstatten. Die Terraner sind dafür, ihre Häuser zu erwärmen, nicht ihre Körper. Ich bin beinahe erstickt, als ich auf Terra war …«
    Kerwin war froh über den Wechsel des Gesprächsthemas, aber er verstand immer noch nicht ganz, was die Türme denn so Wichtiges taten. Sie übermittelten Botschaften, ja. Er vermutete, die Relais waren weniger störungsanfällig als die Kommunikation per Telefon oder drahtlosen Funk. Aber wenn das alles war, was die Leute wollten, wäre ein Funksystem einfacher gewesen. Und was die anderen Dinge betraf, so war es ihm noch nicht gelungen, einen Zusammenhang zwischen den Tricks, die man mit Matrix-Kristallen vollführen konnte, und der überwältigenden Bedeutung herzustellen, die die Comyn -Telepathen auf Darkover zu haben schienen.
    Und jetzt war da ein anderes Puzzle-Stück, das nirgendwo hineinpaßte. Bei hellem Tageslicht war ein Stein nach zwei hochverehrten Turmtelepathen geschleudert worden. Es war kein Zufall gewesen. Der Stein war nicht bei irgendeinem Aufstand irrtümlich in ihre Richtung geflogen. Es hatte die Absicht dahintergesteckt, zu verstümmeln oder zu töten – und beinahe wäre sie verwirklicht worden. Das stimmte mit allem anderen nicht zusammen, und Kerwin verfluchte sich, daß er Auster sein Versprechen gegeben hatte.
     
    Zweimal zehn Tage später erhielt er die Antwort auf eine seiner Fragen. Kerwin lernte in einem der isolierten Zimmer bei Rannirl die Grundbegriffe der Mechanik. Er übte sich in einfachen Energie-Emissionstechniken, nicht unähnlich dem Glasschmelz-Trick, den Ragan ihm gezeigt hatte. Sie hatten länger als eine Stunde gearbeitet, und Jeffs Kopf begann zu pochen, als Rannirl plötzlich sagte: »Genug für jetzt; es geht etwas vor.«
    Sie traten auf den Treppenabsatz, gerade als Taniquel die Stufen emporstürzte. Sie rannte sie beinahe um, und Rannirl fing sie auf.
    »Vorsichtig, Chiya! Was ist los?«
    »Ich weiß es nicht genau«, antwortete Taniquel. »Aber Neyrissa hat eine Botschaft aus Thendara erhalten; Lord Hastur kommt nach Arilinn.«
    »So bald schon«, murmelte Rannirl. »Ich hatte gehofft, uns bliebe mehr Zeit!« Er sah Kerwin an und runzelte die Stirn. »Du bist noch nicht so weit.«
    Kennard hinkte die Treppe zu ihnen hoch, wobei er sich schwer auf das Geländer stützte. Kerwin fragte: »Hat das etwas mit mir zu tun?«
    »Wir sind uns noch nicht sicher«, sagte Kennard. »Es könnte sein. Du mußt wissen, es war Hastur, der seine Zustimmung gab, dich herzubringen – obwohl wir die Verantwortung dafür übernahmen.«
    Plötzliche Furcht schnürte Kerwin die Kehle zusammen. Hatte man ihn aufgespürt? Wollten die Terraner ihren Deportationsbefehl mit Gewalt durchsetzen? Er wollte Darkover nicht verlassen, er würde es jetzt nicht mehr ertragen, Arilinn zu verlassen. Er gehörte hierher, zu diesen Leuten …
    Kennard folgte seinen Gedanken und lächelte ihn freundlich an.
    »Sie haben keine gesetzliche Handhabe, dich zu deportieren, Jeff. Nach darkovanischem Recht erhält das Kind die Staatsangehörigkeit des Elternteils von höherem Rang. Das bedeutet, du bist nach dem Recht des Blutes Darkovaner und Comyn Aillard. Wenn die Ratssitzungen wieder beginnen, wird Lord Hastur dich zweifellos als Erben von Aillard bestätigen, da es keine weiblichen Erben in dieser Linie gibt. Cleindori hatte keine Töchter, und sie war selbst Nedestro .« Doch er wirkte immer noch besorgt, und als er zu seinem Zimmer hinaufstieg, blickte er über die Schulter zurück und sagte gereizt: »Aber, verdammt noch mal, trage darkovanische Kleidung.«
    Kerwin ließ sich in der Stadt ausstatten. Bei dem besten Schneider, den er finden konnte, bestellte er Kleider in gedecktem Blau und Grau, und als er sich selbst im Spiegel betrachtete, dachte er, daß er wenigstens wie ein Darkovaner

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