Die Blutlinie
helfen. Mir wird bewusst, dass seine Fähigkeit, Leute wie mich zu unterstützen, ein erstaunlicher Tanz ist, eine Mischung aus Chaos und Präzision. Er muss wissen, wann er zurückweichen, wann er kämpfen, wann er antäuschen muss, um einen Verstand wieder zum Funktionieren zu bringen. Ich jage lieber Serienmörder.
»Ich bin kein Opfer mehr, Dr. Hillstead. Ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll. Es ist nichts, das sich in viele Worte kleiden ließe. Es ist einfach so; ich bin kein Opfer mehr.« Ich lehne mich zurück. »Sie haben viel dazu beigetragen, und dafür möchte ich Ihnen danken. Ohne Sie wäre ich vielleicht tot.«
Jetzt lächelt er. Und schüttelt den Kopf. »Nein, Smoky. Ich glaube nicht, dass Sie tot wären. Ich freue mich natürlich darüber, dass Sie der Meinung sind, ich hätte Ihnen geholfen, aber Sie haben ein angeborenes Talent zum Überleben. Ich glaube nicht, dass Sie sich selbst getötet hätten. Bestimmt nicht.«
Vielleicht, vielleicht auch nicht, denke ich.
»Wie soll es nun weitergehen? Wollen Sie mir sagen, dass Sie mich nicht mehr brauchen?« Es ist eine ehrliche Frage. Ich habe nicht das Gefühl, dass er bereits weiß, wie die richtige Antwort lautet.
»Nein, das sage ich nicht.« Ich lächle ihn an. »Es ist eigenartig. Hätten Sie mich vor einem Jahr gefragt, ob ich zu einem Therapeuten muss, hätte ich einen abfälligen Kommentar gemacht und mich den Leuten gegenüber überlegen gefühlt, die meinen, einen zu brauchen.« Ich schüttele den Kopf. »Das sehe ich nicht mehr so. Es gibt immer noch Dinge, die ich bewältigen muss. Der Tod meiner Freundin …« Ich sehe ihn an. »Sie wissen, dass ich ihre Tochter bei mir aufgenommen habe?«
Er nickt ernst. »Callie hat mich über das informiert, was ihr zugestoßen ist. Ich bin froh, dass Sie sie aufgenommen haben. Sie fühlt sich jetzt wahrscheinlich sehr allein.«
»Sie spricht nicht. Sie nickt nur oder schüttelt den Kopf. Letzte Nacht hat sie im Schlaf geschrien.«
Er verzieht das Gesicht. Niemanden bei klarem Verstand freut das Leid eines Kindes. »Ich schätze, es wird eine lange Zeit dauern, bis sie dieses Trauma überwunden hat, Smoky. Möglicherweise redet sie noch jahrelang nicht. Das Beste für sie ist, was Sie bereits tun – einfach da zu sein für sie. Versuchen Sie nicht, mit ihr über das zu reden, was passiert ist. Dazu ist sie noch nicht bereit. Ich bezweifle, dass sie es in den nächsten Monaten sein wird.«
»Tatsächlich?« Meine Stimme ist tonlos. Seine Augen sind freundlich.
»Ja. Hören Sie, am dringendsten benötigt dieses Kind jetzt das Wissen, dass es in Sicherheit ist und dass Sie für es da sind. Dass das Leben weitergeht. Sein Vertrauen in die für jedes Kind grundlegenden Dinge – die Sicherheit eines Zuhauses, Eltern, die für es da sind –, dieses Vertrauen ist erschüttert. Auf eine sehr persönliche, grauenvolle Weise. Es wird eine Weile dauern, bis dieses Vertrauen wieder aufgebaut werden kann.« Er sieht mich prüfend an. »Sie sollten das wissen, Smoky.«
Ich schlucke und nicke.
»Ich würde sagen, lassen Sie ihr Zeit. Beobachten Sie sie, seien Sie für sie da. Ich denke, Sie werden spüren, wann die Zeit für sie reif ist, darüber zu reden. Und wenn diese Zeit kommt …« Er scheint zu zögern, doch nur für einen Moment. »Wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, lassen Sie es mich wissen. Ich würde Ihnen mit Freuden einen Therapeuten für sie empfehlen.«
»Danke sehr.« Mir kommt ein weiterer Gedanke. »Was ist mit der Schule?«
»Damit sollten Sie noch etwas warten. Ihre seelische Gesundheit ist das wichtigere Problem.« Er runzelt die Stirn. »Es ist schwer zu sagen, wie sie sich entwickeln wird. Sie haben sicher das Klischee gehört, und es stimmt: Kinder sind sehr strapazierfähig. Sie könnte sich erholen und bereit sein für die Komplexitäten des schulischen Lebens, oder …« Er zuckt die Schultern. »Möglicherweise benötigt sie Privatunterricht, bis sie die Schule abgeschlossen hat. Doch ich würde sagen, zumindest für den Augenblick, dass das die geringste Ihrer Sorgen ist, Smoky. Die einfache Wahrheit lautet: Seien Sie für sie da. Sorgen Sie dafür, dass es ihr besser geht. Wenn ich Ihnen dabei helfen kann, werde ich es tun.«
Eine gewisse Erleichterung überkommt mich. Ich habe einen vorgezeichneten Weg und muss die Entscheidung nicht allein treffen. »Danke. Vielen Dank.«
»Was ist mit Ihnen, Smoky? Welche Auswirkungen hat es auf Ihren Gemütszustand,
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