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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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dass Sie das Kind bei sich aufgenommen haben?«
    »Ich fühle mich schuldig. Glücklich. Schuldig, dass ich mich glücklich fühle. Glücklich, dass ich mich schuldig fühle.«
    »Warum ist das so ein starker Konflikt?«, fragt er leise.
    Er sagt nicht, dass der Konflikt falsch ist. Er fragt lediglich nach dem Grund.
    Ich streiche mir mit der Hand durch die Haare. »Ich denke, ›warum nicht?‹ wäre die angemessenere Frage, Doc. Ich habe Angst. Ich vermisse Alexa. Ich habe Angst, Mist zu bauen. Suchen Sie sich’s aus.«
    Er beugt sich vor und sieht mich intensiv an. Er hat etwas gefunden, das spüre ich, und er wird nicht locker lassen. »Gehen Sie der Sache auf den Grund, Smoky. Ich verstehe, es gibt zahlreiche Faktoren, jede Menge Gründe für Ihre Emotionen. Zerlegen Sie sie. Analysieren Sie sie, bis Sie etwas haben, womit Sie arbeiten können.«
    Noch während er die Worte sagt, dämmert es mir. »Es ist, weil sie zugleich Alexa ist und es doch nicht ist«, sage ich.
    So einfach ist das. Ganz einfach. Bonnie ist eine zweite Chance für mich, eine zweite Chance auf eine Alexa, eine zweite Chance auf eine Tochter. Aber sie ist nicht Alexa, und Alexa ist tot.
    Nicht alle Wahrheiten sind gute Wahrheiten, zumindest oberflächlich betrachtet nicht. Manche Wahrheiten sind schmerzlich. Andere sind lediglich Startpunkte für einen langen steinigen Weg nach oben, für eine Menge qualvolle Arbeit. Diese Erkenntnis weckt in mir ein Gefühl von Leere. Wie eine Glocke, die auf einem windstillen Feld geläutet wird.
    Wenn es mir gelingt, diese Wahrheit zu verarbeiten, dann werden sich die Dinge ändern, das weiß ich. Doch die Arbeit ist gewaltig und anstrengend und wird mir wehtun.
    »Ja«, stoße ich hervor. Meine Stimme klingt abgehackt. Ich setze mich auf, verdränge den Schmerz. »Ich weiß Ihre Mühe zu schätzen, aber im Augenblick habe ich keine Zeit dafür, Doc.« Es klingt schroff. Zu schroff. Doch ich brauche meinen Ärger für andere Dinge. Den harten Teil von mir.
    Dr. Hillstead ist nicht gekränkt. »Ich verstehe. Vergessen Sie nur nicht, sich irgendwann Zeit dafür zu nehmen.«
    Ich nicke.
    Er lächelt. »So, kommen wir zu meiner ursprünglichen Frage zurück. Was werden Sie jetzt tun?«
    »Jetzt«, sage ich, und in diesem Moment wird meine Stimme eiskalt, genau wie mein Herz, »jetzt kehre ich zur Arbeit zurück. Und ich werde den Mann finden, der Annie ermordet hat.«
    Dr. Hillstead sieht mich für eine lange, lange Zeit an. Es ist ein Blick so scharf wie ein Laser. Er schätzt mich ab, versucht zu entscheiden, ob er mit meinem Entschluss einverstanden ist. Dies wird offensichtlich, als er in seine Schreibtischschublade greift und meine Glock hervorzieht. Sie ruht noch immer in dem transparenten Beweismittelbeutel. »Ich dachte mir bereits, dass Sie so etwas sagen würden, deswegen habe ich das hier für Sie bereitgelegt.« Er neigt den Kopf. »Das ist der eigentliche Grund, aus dem Sie zu mir gekommen sind, habe ich Recht?«
    »Nein«, entgegne ich lächelnd. »Teilweise, aber nicht nur.« Ich nehme die Waffe, schiebe sie in meine Handtasche, stehe auf und schüttele Dr. Hillstead die Hand. »Sie sollten auch sehen, dass es mir wieder besser geht.«
    Er hält meine Hand ein wenig länger als nötig. Ich spüre den sanftmütigen Geist dieses Mannes, der mir durch die Augen entgegenkommt. »Ich werde hier sein, wenn Sie wieder mit mir reden möchten. Jederzeit.«
    Zu meiner Überraschung kommen mir die Tränen. Ich habe gedacht, ich hätte das hinter mir. Vielleicht ist es gut so, dass es nicht so ist. Ich möchte niemals innerlich derart verhärten, dass mich Freundlichkeit kalt lässt, ob sie nun von Fremden kommt oder von Freunden.

KAPITEL 23
    »In diesem Gebäude arbeite ich, Schatz.«
    Bonnie hält meine Hand und blickt fragend zu mir auf.
    »Ja, ich gehe wieder zurück zur Arbeit. Ich muss es meinem Boss zuerst sagen.«
    Sie drückt meine Hand. Sie scheint es gutzuheißen.
    Wir fahren hinauf zu den Büros des CASMIRC. Als wir eintreten, sind lediglich Callie und James da.
    »Hallo.« Callies Stimme klingt angespannt. James blickt auf, ohne ein Wort zu sagen.
    »Callie, ich muss nach oben und mit AD Jones reden. Könntest du solange auf Bonnie aufpassen? Es dauert nicht lange.«
    Callie mustert mich für eine Sekunde. Dann sieht sie Bonnie an und lächelt. »Was sagst du dazu, Zuckerschnäuzchen? Ist das in Ordnung, wenn du bei mir bleibst?«
    Bonnie studiert sie, und Callie lässt es mit

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