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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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– oder traurig? Was ich zu Dr. Hillstead gesagt habe, ist die Wahrheit. Ich bin nicht länger ein Opfer, ich bin fertig damit. Doch das bedeutet nicht, dass ich die gleiche Smoky Barrett bin wie früher.
    Es war eine Eingebung, die auf der Schießbahn über mich gekommen ist. Wie die Stimme jenes Gottes, an den ich nicht glaube. Ich habe erkannt, dass ich niemals wieder lieben werde. Matt war die Liebe meines Lebens, und er ist tot. Niemand wird ihn je ersetzen. Das ist kein Fatalismus und keine Depression. Es ist eine Tatsache, eine Gewissheit, und sie hat mir eine Art Frieden gebracht. Aber ich werde Bonnie lieben. Ich werde mein Team lieben.
    Und darüber hinaus werde ich nur noch eine Liebe haben, die den Rest meines Lebens definieren wird. Die Jagd.
    Ich habe die Glock in der Hand gehalten, und genau in diesem Moment wurde es mir bewusst. Ich bin kein Opfer mehr, jetzt nicht mehr. Stattdessen bin ich die Waffe geworden. In guten wie in schlechten Zeiten, bis der Tod uns scheidet.

KAPITEL 24
    Ich sehe Bonnie an, bevor wir aus dem Wagen steigen. »Alles in Ordnung, Honey?«
    Sie erwidert meinen Blick aus ihren viel zu alten Augen. Nickt.
    »Gut.« Ich rubbel ihr durch das Haar. »Elaina ist eine sehr gute Freundin von mir. Sie ist Alans Frau. Du erinnerst dich an Alan? Der große dunkelhäutige Mann, den du im Flugzeug gesehen hast.«
    Nicken.
    »Ich denke, du wirst sie sehr mögen. Wenn du trotzdem nicht bei ihr sein willst, dann lass es mich wissen, und wir denken uns etwas anderes aus.«
    Sie sieht mich mit geneigtem Kopf an. Scheint die Wahrheit meiner Worte abzuwägen. Lächelt und nickt. Ich grinse zurück. »Sehr schön.«
    Ich sehe in den Rückspiegel. Keenan und Shantz parken vor dem Haus, stets gegenwärtig. Sie wissen, dass ich Bonnie hier lassen werde und dass sie ebenfalls hier bleiben sollen. Fast fühle ich mich sicher, sie hier lassen zu können. Fast.
    »Gehen wir, Kleines.«
    Wir steigen aus dem Wagen und marschieren zur Tür, klingeln. Einen Moment später öffnet uns Alan. Er sieht besser aus als im Flugzeug, doch er wirkt immer noch erschöpft. »Hey Smoky. Hey Bonnie.«
    Bonnie sieht zu ihm auf und mustert ihn prüfend, indem sie ihm geradewegs in die Augen starrt. Er erträgt es mit der Gutmütigkeit des sanften Riesen, den er personifiziert, bis sie ihm ein Lächeln schenkt, ihr Äquivalent eines erhobenen Daumens.
    Er lächelt zurück. »Kommt rein. Elaina ist in der Küche.«
    Wir treten ein, und Elaina streckt den Kopf in den Flur. Bei meinem Anblick hellt sich ihre Miene auf, und mein Herz macht einen freudigen Sprung. So ist Elaina. Sie strahlt vor Herzensgüte.
    »Smoky!«, ruft sie und stürzt auf mich zu. Ich lasse mich von ihr umarmen, erwidere die Umarmung.
    Sie tritt zurück, hält mich auf Armeslänge von sich, und wir sehen einander an. Elaina ist nicht so klein wie ich, doch neben Alan wirkt sie mit ihren knapp eins sechzig wie eine Zwergin. Sie ist unglaublich schön. Nicht auf atemberaubende Weise wie Callie – ihre Schönheit ist mehr eine Mischung aus Äußerlichem und der reinen Kraft ihrer Persönlichkeit. Sie ist eine von jenen Frauen, deren Tiefe und Güte ihre gesamte Präsenz durchziehen, die in einem die Sehnsucht wecken, in ihrer Nähe zu sein. Alan hat es einmal in einem einzigen, einfachen Satz zusammengefasst. »Sie ist eine Urmutter.«
    »Hallo Elaina!«, sage ich lächelnd. »Wie geht es dir?«
    Ein kurzes Etwas zuckt in ihren Augen auf, verschwindet wieder. Sie küsst mich auf die Wange. »Jetzt geht es mir viel besser als eben, Smoky. Du hast uns gefehlt.«
    »Ihr mir auch«, sage ich. »Ich meine, ihr habt mir ebenfalls gefehlt.«
    Sie mustert mich einen bedeutungsvollen Moment, dann nickt sie. »Viel besser«, sagt sie. Ich weiß, dass sie mich meint. Sie wendet sich zu Bonnie und geht ein wenig in die Knie, sodass die beiden auf gleicher Gesichtshöhe sind. »Du musst Bonnie sein«, sagt sie.
    Bonnie sieht Elaina an, und für einen Augenblick scheint die Zeit stillzustehen. Elaina hockt einfach vor ihr und strahlt auf ihre wortlose, unterschwellige Weise ihre Liebe aus. Es ist eine richtige Naturgewalt, eine Macht, die Menschen wie Elaina haben. Irgendetwas, das geeignet ist, die Schranken niederzureißen, die Schmerz um die Herzen anderer errichtet. Bonnie erstarrt. Ihr kleiner Körper erzittert, und ein undefinierbares Gefühl huscht über ihr Gesicht. Es dauert eine Sekunde, bis ich es einordnen kann, und als es so weit ist, durchzuckt mich ein

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