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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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genauso schnell vorbei, wie er gekommen ist. Seine Augen sind bereits trocken, was mich nicht wirklich überrascht. Wir sind eben so, denke ich traurig. So gern wir auch manchmal einfach brechen würden – wir sind nur dazu gemacht, uns immer weiter zu verbiegen.

KAPITEL 25
    Alle sehen abgekämpft aus, mit jenem gehetzten, nicht ausgeschlafenen Ausdruck im Gesicht. Die Haare gekämmt, doch nicht perfekt. Die Männer nicht so ordentlich rasiert, wie es sein könnte. Alle wirken zerzaust – bis auf Callie natürlich. Sie ist wunderschön und makellos wie immer. »Wie geht es Bonnie?«, fragt sie.
    Ich zucke die Schultern. »Schwer zu sagen. Für den Augenblick scheint sie okay. Allerdings …« Ich zucke erneut die Schultern.
    Niemand sagt etwas dazu. Vielleicht wird sie sich irgendwann von allem erholen, vielleicht aber auch nie.. Jedenfalls ist es schwierig.
    Ein lautes »Ding-dong« erfüllt die Luft.
    »Was zur Hölle ist das denn?«, frage ich erstaunt.
    »Es bedeutet, dass ich eine E-Mail bekommen habe, Zuckerschnäuzchen. Ich habe ein Programm, das automatisch jede halbe Stunde nachsieht und mich benachrichtigt, falls neue Post eingegangen ist.«
    Ich sehe Callie verblüfft an. »Tatsächlich?« Die Vorstellung erscheint mir irgendwie bizarr. Ich bemerke die toleranten Blicke auf den Gesichtern der anderen und habe den Eindruck, dass ich mich als ein wenig rückständig erwiesen habe.
    Callie geht zum Notebook auf ihrem Schreibtisch und öffnet ihre Mailbox. Sie runzelt die Stirn und sieht mich an. »Eine Psycho-Mail«, sagt sie.
    Das Gefühl von Lethargie, das den Raum eingelullt hat, verschwindet mit einem einzigen elektrisierenden Blitz. Wir drängen uns um ihren Schreibtisch. Die Betreffzeile der eingegangenen Mail lautet: » A Message From Hell « , eine Nachricht aus der Hölle, der Absender: »Sie wissen schon, wer«. Mit einem Doppelklick öffnet Callie das Schreiben.
     
    Ich grüße Sie, Agent Thorne! Und Agent Barrett natürlich ebenfalls. – Ich bin sicher, Sie beide lesen diese Nachricht gemeinsam.
    Sie sind also wieder zurückgekehrt in Ihr Nest, schätze ich, und überlegen, wie Sie die Verfolgung angehen sollen. Ich muss gestehen, ich werde allmählich aufgeregt angesichts der Tage, die vor uns liegen. Die Jagd ist eröffnet, und ich hätte mir keine besseren Jäger wünschen können.
    Ich habe ein spezifisches Anliegen, Agent Thorne, doch bevor wir dazu kommen, muss ich ein wenig ausholen. Ich hoffe, Sie werden mir verzeihen.
    Ich bin sicher, Sie alle haben sich längst gefragt, warum ich Sie so direkt herausfordere. Vielleicht haben Sie bereits ein Team von Profilern, das meine Motive zerlegt und sich bemüht, die Bedeutung meiner Handlungsweise zu enträtseln.
     
    »Das wünscht ihr euch wohl«, zischt Callie.
    Es ist kein leerer Kommentar von ihrer Seite. »Sie« verraten uns etwas Wichtiges, einen Teil dessen, was sie antreibt. Der Gedanke, dass wir Zeit und Ressourcen darauf verwenden, sie zu analysieren, ist ein Egotrip für sie. Der Gedanke macht sie an.
     
    Die Antwort ist gar nicht so kompliziert, wie Sie vielleicht vermuten. Genauso wenig, wie ich kompliziert bin. Meine Motive sind nicht geheimnisvoll, Agent Thorne und Co. Sie sind nicht in trüben Wassern verborgen. Sie glänzen mit der kühlen Einfachheit von scharfem Stahl. Steril und grell beleuchtet wie ein Skalpell. Ich fordere Sie heraus, weil Sie mich verdienen. Sie jagen die Jäger, und ich bin sicher, Sie haben viele Jahre damit verbracht, sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen. Sich gegenseitig Gratulationen zuzuraunen und ihre Geschicklichkeit zu bewundern, mit der Sie diejenigen, die morden, in die Käfige gesteckt haben, die sie Ihrer Meinung nach verdient haben.
    Und deswegen verdienen Sie mich. Wenn nämlich diese anderen, die Sie bis heute gejagt haben, Schatten sind, dann bin ich die Dunkelheit selbst. Sie sind die Schakale, die mir folgen, und ich bin der Löwe. Sie glauben, Sie wären Meister ihres Fachs? Dann jagen Sie mich.
    Ich wünsche mir Gegner, die meiner würdig sind, Agent Barrett. Lesen Sie meine Briefe sehr sorgfältig. Riechen Sie meinen Duft. Riechen Sie, wie etwas Tödliches riecht. Sie werden es brauchen in den Tagen, die vor uns liegen.
    Lernen Sie in der Annahme zu leben, dass Sie belagert werden. Sie wissen vielleicht noch nicht, was ich meine, jetzt noch nicht. Sie werden es erfahren. Lernen Sie daraus, und vergessen Sie es niemals! Und benutzen Sie es für Ihre Jagd auf mich. Denn

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