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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auch. Doch damit war's vorüber. Endgültig.
    »Jetzt trinkst du dein Bier aus, Jochen, und dann sagst du mir in aller Ruhe …«
    »Was zu sagen war, habe ich bereits gesagt, Thomas. Ich werde meinen Entschluß nicht ändern.«
    Engel stand auf. Unter seinen nackten Füßen spürte er die Tonkacheln, die die Wärme des Nachmittags aufgesogen hatten. Nachdenklich betrachtete er den zusammengedrückten, schmalbrüstigen Mann dort im Rattansessel; doch in rasender Geschwindigkeit meldete zur gleichen Zeit sein Gehirn Möglichkeiten, Folgerungen, Konsequenzen. Er kam zu keinem Schluß – außer dem einen: So lächerlich beeinflußbar Hochstett ihm manchmal erschienen war, eines war klar, daß es in ihm einen Kern von unbeugsamer, verbiesterter Entschlossenheit gab. Es konnte also schwierig werden. Verdammt schwierig …
    Er ging zum Tisch zurück und umfaßte die Lehne des Sessels, in dem Hochstett saß, mit beiden Händen. »Na schön, Jochen, lassen wir meine Meinung erst mal beiseite. Spielen wir durch, was du dir da vorgenommen hast. Wie stellst du dir das vor?«
    Die Stimme von oben – suggestiv und ein bißchen amüsiert wie immer. Hochstetts Mund war trocken. Er hatte Schwierigkeiten mit der Antwort. »Ich bring's dir auf eine einfache Formel, Thomas: Du zahlst mich aus – und ich bin weg.«
    »So? Ich zahl' dich aus, und du bist weg? Und was zahl' ich aus?«
    »Was du mir schuldest.«
    »Aha. Bleiben wir beim zweiten Punkt. Du bist weg … Was heißt das?«
    »Das heißt, daß ich, sobald das Geld auf meinem Schweizer Konto liegt, nach Venezuela abfliege.«
    »Venezuela? Aha! Klar doch! Dort hast du noch immer eine Basis. Dort sitzt unser alter Freund Alonso.« Die Ironie in Engels Stimme hielt an, doch dahinter kündigte sich etwas anderes an. »Schließlich hat der gute alte Alonso genug verdient. Jede Menge Kohle hat er durch unsere Hilfe gemacht. Mehr als alle anderen dieser Importeur-Banditen zusammengenommen. Und wer hat dafür gesorgt? Sag mal, wer?!«
    Hochstett schwieg.
    »Eine noch einfachere Frage, Jochen: ›Wer? Du – oder ich?‹«
    Hochstett wollte die Füße aufsetzen, machte eine hilflose Bewegung – zu spät. Da war das Gefühl des Sturzes, ein Fallen … dann der Schmerz! Eine harte, weiße Flamme von Schmerz, die aus dem Hinterkopf hochschlug und sich in einem metallischen, anschwellenden Dröhnen verlor. Die Welt wurde dunkel. Hochstett versuchte, sich zur Seite zu rollen, es gelang nicht. Er hat den Stuhl einfach umgekippt! Wie einen Hund hat er dich auf den Steinboden geschleudert! Das wußte er nun. Mein Kopf, oh, mein Kopf …
    Er wollte die Augen nicht aufschlagen. Er tat es dennoch und blickte an braunen, muskulösen, über ihm gegrätschten Beinen hoch, sah, daß Engel unter dem schwarzweißen Kimono nicht mal eine Unterhose trug. Da hing es nun, auf was Thomas so stolz war – und weiter oben war Engels Gesicht, sein bösartiges Grinsen, das Grinsen eines blonden, faunischen Dämons. Und als ob das alles nicht genügte, schob er ihm nun auch noch einen harten, hornigen, staubigen Fußballen gegen das Kinn und schob es zur Seite.
    »Du oder ich, Jochen?«
    Hochstett wimmerte.
    »Weh getan? Ach nein?«
    »Du … du …«
    »Ja – ich! Meinst du, so was macht mir Spaß? Wie heißt das so schön: Wie du mir, so ich dir. Oder hast du erwartet, daß ich dir zu deinem phantastischen Konzept gratuliere?«
    Mit einer raschen Bewegung stellte er den Sessel wieder auf die Beine, blickte zu Hochstett, riß ihn hoch und schob ihn hinein.
    »Mein Kopf …«
    Tränen standen in Hochstetts Augen. So sehr er sich auch dagegen wehrte, er war nahe daran loszuheulen. »Bist du irre? Ich könnte eine Gehirnerschütterung …«
    »Quatsch, Gehirnerschütterung. Eine Beule hast du. Setz dich in den Schatten. Nein, geh ins Bad, steck deine Rübe unters Wasser. Und dann reden wir weiter. Wir sind noch nicht fertig, wir zwei …«
    Das Haar war klatschnaß und dunkel an den Schädel geklebt, als Hochstett zurückkam. Die Gesichtshaut war nun nicht mehr blaß, sie war gelblich, wie die Farbe vergilbten Papiers. Seine linke Hand preßte ein Handtuch gegen die Stelle am Hinterkopf, wo er auf der Terrasse aufgeprallt war.
    Engel betrachtete ihn mit liebevoller Teilnahme: »Nun, was macht die Gehirnerschütterung?«
    Hochstett starrte ihn nur an.
    »Willst du dich nicht setzen?«
    Hochstett blieb stehen. Unter Engels Lächeln verstrichen Sekunden. Dann begann er doch zu sprechen. Er sprach so leise, daß

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