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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Engel Mühe hatte, ihn zu verstehen – Mühe, ja, aber er verstand, denn alles, was der schmale Mann mit dem nassen Hemdkragen vor ihm sagte, alarmierte seine Nerven. Was da gerade geschehen sei, sagte Hochstett, erscheine ihm jetzt wie die logische Konsequenz einer langen Entwicklung. Er müsse Engel dankbar dafür sein. Denn nun sei ihm alles bis ins letzte Detail klargeworden. Klarheit sei schließlich nichts anderes als die Voraussetzung von Erkenntnis. Und dazu gehöre zum Beispiel auch, daß jeder weitere Versuch, die Situation, in der sie sich alle befänden, schönzureden, Selbstmord gleichkäme. Er aber, Hochstett, habe lange genug den Kopf hingehalten, so lange, daß er die Beulen gar nicht mehr spüre. Er sei an Beulen gewöhnt, jawohl, aber das sei jetzt vorüber …
    »Endgültig vorüber, Thomas.«
    Thomas Engel spielte mit seiner Goldkette. Die farblose Helle in seinen Augen war um eine Nuance dunkler geworden.
    »Das war also das Prinzipielle, Jochen«, sagte er ruhig. »Jetzt hätt' ich's gerne etwas präziser.«
    »Gut. Mal ganz präzis, Thomas … Du schuldest mir einskommazwei Millionen. Nicht D-Mark – Dollars. Das ist der zwölfprozentige Gewinnanteil, der mir vertraglich zugesprochen ist. Von ihm habe ich die letzten viereinhalb Jahre keinen Pfennig gesehen. In diesen viereinhalb Jahren aber habe ich für ein lächerliches Geschäftsführergehalt den ganzen illegalen Wahnsinn gedeckt, den du ausgeheckt hast. Von meinem Gewinn sind sogar die Schmiergelder abgeflossen, mit denen du so großzügig die Klinik- und Institutsfritzen bedient hast, damit sie uns die Ware abnehmen. Du selbst aber hast jeden Pfennig aus der Firma herausgepumpt …«
    »Und weiter?« Engel polierte jetzt seine Kette mit dem Kimonoärmel. »Immer schön sachlich: einskommazwei Millionen Dollar also? – Da kommt doch noch etwas, wenn ich das richtig sehe?«
    »Du siehst es völlig richtig. Ich werde auf das Geld nicht lange warten. Es muß bis zum siebzehnten, und zwar zum siebzehnten dieses Monats, auf meinem Konto sein.«
    »Also in der nächsten Woche?«
    »In der nächsten Woche, Thomas.«
    »Sonst …?«
    Hochstett schwieg.
    Die Tauben waren zum Haus zurückgekehrt. Sie strichen flach über das Verwaltungsgebäude von ›Can Rosada‹ und erzeugten dabei ein schwirrendes, knatterndes Rauschen.
    »Du bist verrückt.« Engel hatte die Kette losgelassen. Er sagte die drei Wörter im kurzen Ton einer Feststellung.
    »Das kannst du sehen, wie du willst, Thomas …«
    »Und wie willst du mich dazu bringen, auf deine Verrücktheiten einzugehen, statt dich zum Psychiater oder sonstwohin zu schicken?«
    »Das kann ich dir sagen. Und es wird dir auch helfen zu überlegen, ob es das Richtige ist, wenn du mit mir so verfährst wie mit den anderen … Dies, Thomas, als ein kleiner Hinweis: Ich habe alles, was in der Firma gelaufen ist, schriftlich niedergelegt. Ich wiederhole: alles. Auch, wie Lars Boder, wie Jürgen Cenitza und wie die arme kleine Reichenbach dran glauben mußten, nur weil du es für angebracht hieltest, ihnen für immer den Mund zu stopfen … Selbst was dein Haus-Irrer, dieser René, mit dem Mädchen des Journalisten anstellte, der uns auf die Pelle rückte, steht da drin. Noch ist alles versiegelt. Falls ich aber nicht mehr auftauche oder auch nur anrufe, geht das Material zur Staatsanwaltschaft. Ein paar Morde, garniert mit den sehr eigenwilligen Geschäftspraktiken des Thomas Engel. Alles aufgezeichnet und bewiesen.«
    »Unsere Geschäftspraktiken, Jochen.«
    Hochstett zuckte mit den Schultern und sagte: »Nicht unsere Morde.«
    Engel erhob sich und ging zur Balustrade. Er legte beide Hände flach auf den Stein, blickte lange über das Land und das Meer, als müsse von dort eine Antwort kommen.
    Dann drehte er sich um. »Schach dem König, was, Jochen?«
    »Nenn es, wie du willst«, erwiderte Hochstett mit schmalem Mund …
    Der Scheck steckte in Jochen Hochstetts Brieftasche. Es war ein Scheck der Banco Bilbao Vizcaya, ein weißer, schmaler Streifen Papier, auf dem die Summe ›sechzig Millionen Peseten‹ stand. Dies waren zwar noch lange nicht die einskommazwei Millionen Dollar, die er verlangt hatte, es war viel weniger – und viel mehr …
    Wie immer auch zuvor seine Pläne ausgesehen hatten, vor Thomas Engels eindringlichem Blick, vor seinem: »Sei doch vernünftig, Jochen. Was bringt dir das, dich nach Südamerika abzusetzen? Hier lebst du doch viel besser«, waren sie geschmolzen wie Butter an der

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