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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tasche gegriffen und ein Scheckbuch hervorgeholt. Doch Rio war zu müde gewesen, um zu protestieren. Er hatte das Scheckbuch genommen, zugeklappt und dem Alten wieder in sein Jackett gesteckt …
    Gegen zehn Uhr überzog sich der Himmel wieder mit dunklen Gewitterwolken. Vera war in die Stadt gefahren, nervös und ungeduldig hatte sie etwas von ›dringenden Besorgungen‹ erzählt. Nein, dies war kein guter Vormittag. Die alte innere Unruhe hatte Rio wieder gepackt. Und er hatte noch immer nicht das Mittel, damit fertigzuwerden. Er ging in den Garten, um das Frühstücksgeschirr abzuräumen, nahm eine Dusche und setzte sich schließlich in den Sessel neben dem Telefon. Als er Ludwig Kiefers Nummer wählte, vertippte er sich gleich zweimal. Dann endlich – eine Frauenstimme. Irma Kiefer …
    »Ach, Sie sind das, Herr Martin! Wie komisch, gerade haben wir von Ihnen gesprochen. Es muß doch wohl so etwas geben wie Telepathie.«
    »Wieso? Ist Ihr Bruder denn in Steinebach?«
    »Ja. Und ob der hier ist! Sie haben ihn aus der Klinik davongejagt. Sie werden's gleich merken – Ludwig!«
    »Was ist los?« Irma Kiefer hatte recht: Die Stimme, die antwortete, klang kräftig, gespannt, geradezu energiegeladen. Und dann: »Wie geht's denn so, Rio?«
    »Wie? – Anscheinend nicht so gut wie Ihnen.«
    »Das könnte sein.« Er lachte. »Wenigstens heute. Warum bist du nicht nochmal in die Klinik gekommen?«
    Rio nestelte an der Telefonschnur. Weil ich keine Lust hatte. Oder ehrlicher: weil es die verdammte Angst war … Sollte er das sagen? Er entschied sich: »Weil ich Kliniken hasse.«
    »Verstehe. Wie ist das, hast du die Flugunterlagen?«
    »Ja. Hören Sie, Ludwig …«
    »Ich höre gerne. Aber wieso kommst du nicht auf einen Sprung raus zu uns? Am Telefon bespreche ich solche Details nur ungern.«
    ›Meine Frau‹, hätte Rio einwenden können, aber das war ein Argument, das ein Ludwig Kiefer nicht gelten ließ. Er wußte es.
    »Gut. In einer Stunde bin ich bei Ihnen.«
    Er schaffte es in fünfundvierzig Minuten. Als er geparkt hatte und die Tür öffnete, sah er den Kriminalrat. Eine Gartenschere in der Hand, kam er zwischen seinen Rosen hervor. Die dunklen Augen unter dem Rand der Baskenmütze lächelten. Und diesmal war es nicht nur die Gesichtsfarbe, die sich verbessert hatte, diesmal schien der ganze Mann verwandelt. Er wirkte größer, jünger, hatte zugenommen – die Ärzte schienen ein kleines Wunder an ihm vollbracht zu haben.
    Das große Haus lag still. Es wehte kein Essensgeruch aus der Küche. Irma Kiefer war wohl klargeworden, daß sie ihre Mühe an den falschen Gast verschwendete.
    Sie passierten schweigend den Eingang mit dem bleigefaßten Jugendstilfenster. Eine Lilie zeichnete einen fünfmarkstückgroßen, grünen Fleck auf Kiefers Kinn. Er war stehengeblieben.
    »Ich will dir was zeigen. Hast du Erfahrung mit Waffen?«
    »Sie meinen – mit Gewehren?«
    »Pistolen, Revolvern, Handfeuerwaffen.«
    Erfahrung mit Handfeuerwaffen? Hatte er zweieinhalb Jahre Zivildienst im Altenheim abgerissen, Schwerkranke gewaschen und Nachttöpfe geleert, um eine solche Frage gestellt zu bekommen? Bruno Arend hatte einmal eine Pistole aus irgendeinem algerischen Souk mitgebracht und war mächtig stolz darauf: »Komm, Rio! Gehen wir im Steinbruch mit der Wumme ballern!« Rio hatte sich geweigert. Er wollte nicht in Steinbrüchen ballern.
    »Nicht mal mit einem Luftgewehr.«
    Ludwig Kiefer lächelte. »Komm!«
    Er stieß eine Tür auf. Sie führte zu einer Treppe, einer ziemlich steilen Treppe. Der dumpfe Geruch abgestandener Luft wehte herauf. Kiefer schaltete das Licht an, und vor ihnen lag ein quadratischer Raum. In den Wänden befanden sich Einbauschränke, der Boden war mit einem Sisalteppich bedeckt. Die schmiedeeisernen Wandleuchten und der Grobverputz gab allem die bekannte ›rustikale Note‹.
    »Mein Hobbyraum.« Es sollte ironisch klingen, doch Kiefers Gesicht wirkte ernst und konzentriert.
    Er öffnete einen der Schränke, zog eine Schublade heraus und entnahm ihr zwei Pistolen. Eine legte er in Rios Hand: »Das hier ist eine H&K-9-mm, eine ›Heckler und Koch‹. Das Beste vom Besten, wird behauptet. Und hier hab' ich eine Walter-PK-7.65, meine alte Dienstpistole. Gegen ›Heckler und Koch‹ ein Fossil. Ich halte sie trotzdem für besser ausgewogen. Aber vielleicht bilde ich mir das ein, ich mag sie einfach. Weißt du, mit Waffen ist das so: Wer mit ihnen umgeht, entwickelt mit der Zeit so etwas wie ein

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