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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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elfenbeinfarbenen leichten Popelinanzug, dazu ein rosenholzfarbenes Hemd, und den Hals verbarg ein zum Hemd passender, tabakbrauner Seidenschal.
    Doch nicht der Aufzug, das Gesicht war es, das sich verwandelt hatte. Es sah aus, als habe irgendein Maskenkünstler den Kriminalrat für diesen Auftritt vorbereitet. Aber die Haut war nicht überschminkt worden, die Ekzeme waren fast vollständig abgeheilt und die Wangen wirkten straffer, die spitzen Wangenknochen waren verschwunden …
    »Die haben Sie hier ja wieder prima hingekriegt, Ludwig.«
    »Ja, die Therapie hat gewaltig angeschlagen. Eine ›Phasenverbesserung‹ nennen sie das. Hilft nicht auf Dauer, aber auf Zeit ist sie geeignet zur ›Hebung des subjektiven Befindens‹ und des allgemeinen Status. Und das, Rio, das muß ich nützen. Und zwar bis ins Letzte. Hast du über das Projekt nachgedacht?«
    ›Das Projekt‹ – so nannte er tatsächlich den Attentatsplan, den Mord an zwei Männern …
    »Falls du aus irgendwelchen Gründen – seien sie nun ethisch, moralisch oder persönlich – die Sache nochmals überdenken willst, Rio, respektiere ich das. Das kannst du mir glauben. Nur bitte, tu es bald … Ich muß handeln. Und falls du mir tatsächlich helfen willst – ich habe da einige logistische Probleme …«
    Logistische Probleme? Was er so hochtrabend ankündigte, war die Frage, wie Ludwig Kiefer es schaffen sollte, in möglichst kurzem und daher ›pressewirksamem‹ Abstand seine zwei Opfer zu erschießen.
    »Sieh mal, es ist so: Ich war zwar schon auf Mallorca, das ist aber gut zehn oder fünfzehn Jahre her. Ich war damals in Begleitung einer Freundin, einer entzückenden Frau, die es leider inzwischen auch nicht mehr gibt. Aber das heißt ja nicht, daß ich mich auf der Insel auskenne. Und da beginnt das Problem. Ich muß Erkenntnisse sammeln. Ich kann schließlich nicht zu meinen spanischen Guardia-Civil-Freunden gehen und sagen: Zeigt mir das alles mal, ich will den Engel jetzt umlegen … Ich brauche also einige Tage.«
    Er sprach leise und völlig ruhig, so, als schildere er den Plan eines Wochenendausflugs. »Wie ich das mit meinen Kraftreserven durchstehen soll, ist mir nicht klar.«
    Rio nickte und trank seinen Tee. Aber die Hand, die nach den Zigaretten griff, war nicht sicher. Er mußte die Feuerzeugflamme zweimal aufspringen lassen.
    »Und es kommt noch etwas dazu, Rio: Daß ich es schaffe, daran habe ich keine Zweifel. Aber wie komme ich von der Insel runter, wenn es passiert ist? Sie haben einen einzigen Flugplatz dort. Und den können sie leicht sperren. Und dasselbe gilt auch für den Hafen. Ich sitze also gewissermaßen in der Falle …«
    Wieder nickte Rio, er versuchte sich alles vorzustellen. Am Nebentisch zerrte ein kleines, etwa vierjähriges Mädchen an der Stuhllehne seiner Mutter. Das Mädchen heulte los, und der dicke Mann im Hausmantel eines Patienten schüttelte bekümmert den Kopf.
    Ludwig Kiefer aber sagte: »In Berlin habe ich es einfacher. Deshalb habe ich mich entschlossen, zuerst diese Berliner Geschichte zu erledigen.«
    Die ›Berliner Geschichte‹ …
    »Ich besitze noch meinen alten Dienstausweis – Hampel ist schließlich selbst Beamter. Ich möchte mal sehen, ob der nicht einen Kriminalrat des BKA bei sich empfängt. Und Berlin, nun, das kenne ich … Von Berlin aus komme ich auch leicht nach Mallorca. Da gibt's ja jede Menge Flieger.«
    Rio rührte in seiner Tasse. Und Ludwig Kiefer betrachtete ihn wieder mit einem seiner langen, nachdenklichen Blicke. »Ich will jetzt nicht mehr wiederholen, was das Projekt für mich bedeutet und was für uns alle auf dem Spiel steht. Ich will dich nur fragen: Bist du immer noch dabei?«
    »Ja«, sagte Rio. Er sagte es, ohne zu überlegen.
    »Wirklich?«
    »Wirklich.« Er hielt Kiefers forschenden Blicken stand und hatte dabei das Gefühl, als dringe ihm dieser Blick ins Gehirn, als könne er ihm durch das Labyrinth, nein, das Chaos seiner Gedanken folgen …
    Wieder kam dieses flaue Gefühl im Magen zurück. Rio kämpfte es nieder. Er überwand sich, griff nach Kiefers Hand und streichelte sie. »Wenn's daran liegt …«
    »Es liegt daran, mein Junge. Sieh mal, es ist einfach ein Prinzip: Man sollte sich im Vorfeld nicht zu sehr aus der Deckung wagen. Deshalb wäre ich froh, wenn du …«
    »Ich mach das schon«, lächelte Rio. »Ich hab' ja viele Freunde. Auch in Reisebüros. Ich besorge Ihnen das Ticket …«
    Erneut dieser Blick. Und dann hatte Kiefer in die Jacke seiner

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