Die Blutmafia
fragen kannst du ja mal, welche Funktionen dieser Cenitza hatte.«
Rio schwieg.
»Was dagegen?«
»Natürlich nicht …« Er hustete, er konnte den Reiz nicht unterdrücken, der Anfall war so stark, daß es ihn in den Sessel warf.
»Na, vom Rauchen kommt das nicht«, meinte Olsen erbarmungslos. »Zahnstocher gehen nicht an die Bronchien …«
»Aber die Scheißluft in deinem Büro«, schnappte Rio.
»Hast du dein Diktiergerät dabei?«
Rios Augen wurden zu mißtrauischen Strichen: »Du wirst doch nicht etwa jetzt von mir verlangen …?«
»Doch, Alter! Ich werde. Wir machen keinen Titel daraus, wir bringen's auf Seite zwei. Aber siebzig Zeilen brauch' ich. Sagen wir bis …«, er blickte auf seine Uhr, »bis vier. Und dann geht's für dich ab – Richtung Taunus.«
Rio hatte den Porsche bis kurz vor Frankfurt geprügelt. Dann konnte er nicht mehr und gab auf. An einer Raststätte tranken sie zwei Tassen Kaffee. Nun setzte sich Vera hinters Steuer. Er schaltete das Bordradio ein. Der Südwestfunk brachte Oldies. Und als das Programm gerade bei Frank Sinatra angekommen war, schlief er ein.
»He, Rio! Komm zu dir.«
Jetzt wußte er, warum ihm plötzlich die Luft ausging: Veras Rippenschläge. Sie beugte sich über ihn und zog ihn zu allem Überfluß auch noch an der Nase.
»Kannst natürlich auch im Wagen bleiben, wenn du das für schöner hältst. Aber wie war das? … Wer hat da die großen Töne gespuckt von wegen Liebe im Hotel und wie toll das wäre? Du pennst ja schon bei der Anfahrt ein!«
Er schob sich im Sitz hoch und blickte hinaus. Eine verschnörkelte blaue Neonschrift verkündete: ›Parkhotel Bernhagen‹.
»Das erste Haus am Platz!« lachte sie.
»Bist ein Schatz, Vera.«
»Kannst du wohl sagen. Wenn ich mir vorstelle, daß ich gestern in Hamburg noch bis zum Morgen durchgemacht habe … Dann ab in den Flieger. Und alles, um zu so einem Haufen Bruchholz zurückzukommen, wie du einer bist. – Was macht's? Vera liebt dich. Vera wird's schon richten.«
»So ist's doch, oder?«
Da küßte sie ihn tatsächlich. Diesmal auf die Stirn. Er war wieder einmal sehr dankbar, daß eine Frau wie sie überhaupt erfunden worden war.
Die Vorhänge wehender Tüll. Draußen vor dem Fenster Bäume. Ulmen, eine Tanne, zwei Birken. Gegenüber an der Wand hing ein Sonnenblumen-Bild. Und er selbst lag in einem mächtigen, geschwungenen Bett aus weißem Schleiflack und hatte einige Mühe, sich darüber klarzuwerden, was er in dieser ganzen Pracht zu suchen hatte.
Er schob sich hoch und massierte erst einmal gründlich beide Augen: Bernhagen? … Natürlich, ›Parkhotel Bernhagen‹. Und zehn Uhr war es auch bereits. Im Badezimmer hörte er Plätschern: Vera …
Zehn Uhr, verdammt noch mal! Wie hieß der Laden doch noch, dem er diese Zumutung verdankte? ›Bio-Plasma‹, richtig … Er konnte es natürlich mit einem Überraschungs-Überfall versuchen, aber bei diesem Job war das wohl nicht so gut. Er überlegte, ob er Olsen anrufen sollte, damit der ihm die Anmeldung besorgte: »Hier spricht der Chefredakteur des ›N EWS K URIERS ‹. Herr Martin, unser Chefreporter, wird Sie heute morgen …« Nein, das war's wohl auch nicht.
Rio verlangte den Service, knurrte: »Was heißt hier großes oder kleines Frühstück? Schicken Sie alles, was Sie haben.« Dann verlangte er den Empfang: »Kennen Sie hier eine Firma ›Bio-Plasma‹?«
»Bio-Plasma? Natürlich«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Die Firma ›Bio-Plasma‹ ist ein guter Kunde unseres Hauses. Vierundzwanzig-zwo-fünfzehn, das ist die Telefonnummer der Zentrale. Wen möchten Sie denn sprechen? Ich habe auch die wichtigsten Nebenanschlüsse hier verzeichnet.«
»Phänomenal. Das nenn' ich Service, Herr … Herr …«
»Weigert. Mein Name ist Weigert, Herr Martin.«
»Gut, Herr Weigert. Ich hätte gerne die Geschäftsführung.«
»Nun, der Chef bei ›Bio-Plasma‹ ist eigentlich Herr Engel. Soweit ich weiß, ist er aber abwesend. Wissen Sie, Herr Engel reist sehr viel. Der Mann, der ihn vertritt und der eigentlich für alles während Engels Abwesenheit zuständig ist, ist Herr Dr. Hochstett.«
»Dann verbinden Sie mich doch bitte mit Herrn Dr. Hochstett.«
»Einen Augenblick bitte, Herr Martin …«
Es dauerte wirklich nur einen Augenblick.
»Sekretariat Dr. Hochstett«, meldete sich eine barsche Frauenstimme. »Wie bitte? N EWS K URIER ? Ist das nicht die Zeitung, in der heute dieser Artikel über uns steht?«
Daß sein Bericht
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