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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bereits im Büro von ›Bio-Plasma‹ vorlag, damit hatte Rio nicht gerechnet.
    »Ja«, sagte er. »Und ich habe ihn geschrieben.« Pause. Dann: »Da weiß ich aber nicht, ob Herr Dr. Hochstett Zeit für Sie hat.« Die Stimme hatte Weltraumkälte erreicht.
    »Das glaube ich schon.« Rio wurde langsam munter. »Vor allem glaube ich es deshalb, weil es mit Sicherheit im Interesse Ihrer Firma ist, wenn sich Herr Dr. Hochstett die Zeit nimmt.«
    »Einen Augenblick bitte …«
    Der Augenblick dauerte sehr lange, so lange, daß Rio bereits versucht war, den Hörer aufzulegen. Aber da war die Stimme wieder: »Haben Sie heute vormittag Zeit, Herr Martin? Es ist nämlich so, daß Herr Dr. Hochstett am Nachmittag weg muß.«
    »Natürlich habe ich Zeit!«
    »Wo wohnen Sie denn?«
    »Im Parkhotel.«
    »Gut, das ist ja nicht weit von hier. Sagen wir in einer halben Stunde?«
    »Okay. Ich werde mir Mühe geben.«
    Er hatte kaum aufgelegt, als es klopfte. Mit dem Servierwagen des Etagenkellners schob sich ein imposantes Angebot an Kaffee, Tee, Toast, Käse, Wurst, Obst und Fruchtsäften in den Raum.
    Rio huschte aus dem Bett, warf sich den Bademantel über und fühlte sich so, als habe er ein fernes Trompetensignal erhalten: wohl und obenauf.
    Und wie zur Krönung dieses Gefühls erschien auch noch Vera: nackt bis auf das kleine, grünleuchtende Dreieck des Tangas zwischen ihren Beinen. Vom Garten her warf die Sonne einen zärtlichen Schimmer über feuchtglänzende Schultern und feuchtglänzende Schenkel. Das dunkelblonde Haar hatte sie hochgesteckt, die Augen lachten. »So«, sagte sie nach einem kurzen, kritischen Blick, »eine Frühstücksorgie mit nachfolgendem Rest. Vielleicht wird's doch noch was mit uns beiden.«
    Er nahm sie in die Arme und streichelte ihren Nacken. Seine Fingerkuppen wanderten über die schmale Kehle des Rückgrats.
    Sie erschauerte. »Das würde dir so passen … Zuerst wird gegessen. Dann sehen wir weiter.«
    »Hör mal, so wie du hier rumläufst …«
    »Schließlich muß ich deinen Appetit wachhalten, oder?«
    Er küßte ihre Brustwarzen, doch sie entzog sich mit einer Drehung, warf sich in den Sessel und goß Kaffee ein. Sie aßen schweigend und lächelnd.
    »Wieso siehst du eigentlich immer auf deine Uhr?«
    Rio überfiel das schlechte Gewissen. »Hab' ich das?«
    »Schon dreimal.«
    »Ach, Vera … Ich … ich … ich habe …« Er erklärte den Grund.
    »Kann ja wohl nicht wahr sein!« Sie starrte ihn empört an.
    »Nachher wird's doch noch viel schöner. Wirst schon sehen.«
    »Nachher? Da hab' ich mich gesalbt, geölt, gepudert – und du redest von nachher? Es gibt kein Nachher, du Idiot. Wann merkst du dir das endlich? In solchen Sachen gibt es nur das Jetzt …«
    Das Taunusstädtchen Bernhagen lag fünfzig Kilometer von Frankfurt entfernt. Früher mochte es ein Dorf gewesen sein, davon war allerdings nicht mehr viel zu erkennen. Es gab eine Kirche mit einem spitzen Turm. Es gab ein Kriegerdenkmal aus Sandstein und gleichfalls einen Sandsteinbrunnen. Er plätscherte auf dem Marktplatz leise vor sich hin. Die alten Häuser, die sich an den Seiten des Platzes gruppierten, hatten in ihren Untergeschossen fast ausnahmslos Geschäfte, Boutiquen, Cafés und Kneipen aufgenommen. Sehr elegante Boutiquen. Sehr gepflegte Kneipen.
    Im Hintergrund sah man grüne Hänge. Und die wiederum waren bepflastert mit weißen Villen und Bungalows.
    Rio ließ den Porsche durch die Kur-Allee rollen – eine schmale, von Platanen gesäumte Straße. Wo es eine Kur-Allee gab, konnte das Kurhaus nicht weit sein. Es interessierte ihn aber nicht.
    »Von der Alleemitte geht es rechts ab«, hatte Otto Weigert, der alleswissende Empfangschef des ›Parkhotels‹, erklärt. »Dann kommt eine Eisenbahnunterführung, die fahren Sie durch, und bei der nächsten Abzweigung halten Sie sich links, den Hang hoch.«
    So hielt er sich links und fuhr den Hang hoch. Er brauchte nicht lange zu fahren, bis an der Seite der Straße auf einem Sandsteinsockel ein ziemlich aufwendiges, in Grün und Weiß gehaltenes Schild auftauchte. Das Firmenzeichen zeigte die ineinander verschlungenen Initialen ›B‹ und ›P‹. Darunter stand B IOPLASMA B ERNHAGEN .
    Hundert Meter weiter schoben sich hinter einer mit Blumen bepflanzten Böschung weiße Gebäude hoch.
    Rio hatte sich bisher nicht viele Gedanken darüber gemacht, wie ein solcher Betrieb wohl aussehen mochte. ›Blut-Klitschen‹, ›dubiose Spekulationsbetriebe‹, ›abenteuerliche

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