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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Pharma-Buden‹ – so oder so ähnlich hatte die Konkurrenz, hatten sogar die großen Magazine geschrieben. Aber unseriös, fand er, sah's hier nicht aus. Im Gegenteil. Der Betrieb schien ziemlich groß zu sein. Die Gebäude waren in L-Form angelegt. Ein langgestreckter, einstöckiger, fast fensterloser Bau, wohl der Fabrikationsbereich, stieß an ein drei Stockwerke hohes Bürogebäude, das wohl die Verwaltung beherbergte. Dies alles wirkte brandneu, gepflegt und war von einer weißen Mauer umschlossen. In den Fenstern spiegelte sich der Himmel, und auf dem Rasen wuchsen Stiefmütterchen. Selbst der Parkplatz war mit bunten Streifen von Blumenrabatten aufgelockert.
    Gut vierzig Fahrzeuge, schätzte Rio. Nun ja, überwältigend viele Angestellte arbeiteten hier nicht, aber nach allem, was man sah, schien es ›Bio-Plasma‹ ganz gut zu gehen.
    Die erste Überraschung, die ihn erwartete: Es gab nicht nur eine Umfassungsmauer, es gab davor sogar ein Pförtnerhaus. Und einen Schlagbaum, der ihn aufhielt.
    Hinter der Scheibe konnte er einen Mann in schwarzer Uniform entdecken. Nun kam er heraus. Kein ältlicher, freundlicher Herr, sondern ein junger, kräftiger Bursche. Er musterte Rio mißtrauisch. »Sie wünschen?«
    »Ich habe einen Termin mit Herrn Dr. Hochstett.«
    »Kann ich Ihren Namen erfahren?«
    »Martin. Rio Martin.«
    »Einen Moment bitte …«
    Er verschwand, um zu telefonieren. Einen ziemlichen Sicherheitsaufwand betrieben sie hier. Wieso eigentlich? Wieder mal verwünschte Rio seinen Boß. Ohne sich mit ihm abzusprechen, hatte der Dicke Bruno Arend auf ein anderes Thema angesetzt. Nun, man würde sehen … Vielleicht würde er bald wieder vor dieser großartigen Werksschranke stehen. Dann aber mit Bruno! – Na, jetzt schob sich das Ding wenigstens hoch!
    Rio machte sich nicht die Mühe, einen Parkplatz zu suchen. Er steuerte den Wagen direkt vor den pompösen, sandsteinumrahmten Eingang und stieg aus.
    Weit kam er nicht. In der geräumigen Halle, auch sie aufwendig mit Marmorfliesen und einem Bronzerelief aufgemotzt, stieß er auf eine neue schwarze Uniform. »Sie sind der Besucher für Herrn Dr. Hochstett, nicht wahr?«
    Rio nickte.
    »Wenn Sie bitte dort drüben Platz nehmen wollen …«
    »Und wer kommt dann? Der Chef des FBI oder des Bundesnachrichtendienstes?«
    Der Werkschutzmann lächelte ausdruckslos. »Herr Dr. Hochstett wird Sie sofort empfangen. Es dauert nur einige Sekunden …«
    Rio warf sich auf die üppige braune Lederbank neben den Aufzügen. Es dauerte nur einige Sekunden, bis er das Summen und den leisen Glockenton vernahm, der die Landung des Lifts in der Halle ankündigte.
    Dies also war Dr. Hochstett: Er trug Jeans, dazu eine Clubjacke, in deren Außentaschen er beide Hände versenkt hatte, als er die Kabine verließ. Groß, sportlich, schlank, nicht unsympathisch, vor allem überraschend jung. Dies war der erste Eindruck. Doch dann, als Rio sich erhob und ihm gegenüberstand, war einiges zu korrigieren: In das blonde, kurzgeschnittene, gekräuselte Haar mischte sich eine Menge Grau. Wie Staub lag es auf dem Blond. Die Wangen waren eingefallen, die fahlbraunen Augen nervös und unstet, Falten standen auf Stirn und an den Mundwinkeln.
    »Herr Martin, nicht wahr?« Dr. Hochstett gab Rio nicht die Hand, er machte noch nicht einmal den Versuch. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen …«
    Er durchquerte vor ihm die Halle. Und ging hektisch und verkrampft. Er bringt dich in ein Besucherzimmer, dachte Rio, und du hast nicht mal übertrieben: Im Hoover-Gebäude in Washington, dem Sitz der FBI-Zentrale, ging es tatsächlich ähnlich zu. Auch dort wurde möglichst vermieden, daß Fremde in den geheimnisschwangeren Dunst der Diensträume eindringen konnten.
    Aber es war nicht einmal ein Raum, in den Rio geführt wurde, es war eher eine Zelle. Das Mobiliar bestand aus einer kunststoffgepolsterten Liege, wie Ärzte sie benutzen, einem grauen Stahlschrank, einem gleichfalls grauen Schreibtisch und zwei Stühlen.
    Dr. Hochstett deutete auf einen der beiden Stühle: »Bitte.« Er nahm hinter dem Schreibtisch Platz.
    Längst hatte sich Rio abgewöhnt, zu staunen. Der Job ließ das nicht zu. Doch er hatte für jede Situation ein Grinsen. Auch für diese hier.
    »Herr Martin …« Hochstett schenkte ihm einen langen, ausdruckslosen Blick aus seinen Sandaugen: »Warum sind Sie eigentlich nicht zuvor zu mir gekommen?«
    »Zuvor?«
    Dr. Hochstett griff in die Tasche der blauen, mit Goldknöpfen bestückten

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