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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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haben.«
    ›Unglückselige Vorfälle‹ hat er das Furchtbare genannt. Das Wort mußt du dir merken.
    »Fehlt einer dieser Gerinnungsfaktoren bei einem Hämophilen, kann es zu lebensgefährlichen Blutungen kommen. Aber auch andere Gerinnungspräparate wie das PPSB-Konzentrat und Fibrinogen werden bei Operationen eingesetzt, wenn es zum Beispiel bei der Geburtshilfe zu Komplikationen kommt. Das PPSB kann auch bei Infarktfällen entscheidend sein, dann nämlich, wenn die gerinnungshemmenden Mittel abgesetzt werden müssen, weil plötzlich eine Operation erforderlich ist. Dann kann es die Gerinnungsfähigkeit des Bluts unverzüglich wieder herstellen. Es wäre noch vieles zu nennen. Da wäre Albumin … Wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen ja Literatur dazu zur Verfügung stellen …«
    Rio kam nicht dazu, etwas zu wünschen. Und es war eine Laborantin, die es verhinderte. Sie war gerade aufgestanden und drehte sich ihm zu.
    Tak-tak-tak …
    Ihr Gesicht konnte er nicht erkennen. Es war durch die Maske verborgen. Er sah nichts als die dunklen Augen. »Unsere besondere Spezialität ist die Fraktionierung der Plasma-Bestandteile nach einer ganz neuen Methode«, sagte Hochstett hinter ihm …
    Die Augen der Laborantin sahen Rio an. Und vielleicht war es der weiße Stoff der Maske, der nur diese Augen freigab, der ihren Blick so dramatisch machte.
    Was starrt die so? – Was ist mit ihr?
    Eine Erinnerung war Rio angeflogen: Vor drei Jahren … Nach einer Revolte in einer Jugendstrafanstalt hatte er mit Bruno Arend im Gefängnishof gestanden. Die Vollzugsbeamten hatten sie zu einer Gruppe Mädchen geführt. Dort wartete auch die Direktorin. Die Mädchen trugen blaue Sträflingskleider und drängten sich zusammen wie eine Herde verängstigter Tiere, während die Frau mit der Hornbrille ganz leise und ganz sanft versicherte, daß alle Vorwürfe gegen die Anstaltsleitung völlig unhaltbar, ja geradezu lächerlich seien. Rio versuchte die Mädchen auszufragen. Er erhielt keine Antwort. Sie hatten Angst. Aber da war eine Dunkelhaarige, die ihn die ganze Zeit ansah. Und es war eine derartige Intensität in ihrem Blick, der Ausdruck war so stark, so verzweifelt, daß er immer wieder daran denken mußte. Es war ein Blick, der keine Worte brauchte.
    So wie dieser. Nein, in dem Gesicht dieser Frau, von dem nichts zu sehen war als die Augen, wirkte die Bitte noch heftiger als damals.
    Und Hochstett war noch immer dabei, ihm die einzigartigen Forschungsentwicklungen der Firma ›Bio-Plasma‹ zu erklären.
    Die Laborantin hatte eine halbe Drehung zur Seite gemacht, so als wolle sie eines ihrer Instrumente kontrollieren. Ihre Hand streifte ihn.
    Und er hatte sofort begriffen, und seine Hand geöffnet und den kleinen Kartonstreifen an sich genommen, den sie ihm gab …
    Rio faßte mit spitzen Fingern in die Brusttasche seines Jeanshemdes und zog den Kartonstreifen heraus. ›Tel. 16 28 72‹ stand drauf. Und darunter: ›Dagmar Reichenbach‹. Sonst nichts.
    »Du, Vera, ich muß mal telefonieren.«
    »Telefonieren?« Sie zog die Nase kraus. »Du hast ja noch nicht mal deine Seezunge aufgegessen.«
    »Kann ich auch nachher noch.«
    »Ist es so dringend?«
    »Ziemlich …« Er berührte zärtlich ihre Nase, stand auf, überquerte die Terrasse und betrat die Hotelhalle.
    Die Telefonzelle war frei.
    16 28 72 … Er tippte die Nummer ein, preßte den Hörer ans rechte Ohr und vernahm beim Warten nichts als das Freizeichen und das Klopfen seines Herzens. Der Ton des Freizeichens brach ab.
    Er versuchte es noch einmal. Wiederum vergeblich.
    Nervös steckte er sich ein Streichholz zwischen die Zähne und wählte die Nummer der Redaktion.
    Endlich: »Hier Martin! Franziska, sind Sie das? – Ja? Dann geben Sie mir bitte Herrn Olsen.«
    »Wenn er frei ist, Herr Martin. Sie wissen ja …«
    Er wußte. Und wieder dauerte es endlos. Die rosagestrichenen Wände der engen Zelle schienen auf ihn zuzunicken. Er überlegte bereits, ob er auflegen sollte, und stieß das kleine Fenster auf, das hinaus auf den Hotelvorplatz führte, als endlich ein Brummen den dicken Olsen ankündigte.
    »Ja?« Da war ein Schnaufen und das Rascheln von Papier. Der Dicke war beim Korrigieren und entsprechend mieser Laune.
    »Hier ist Martin. Ewald, leg mal den Bleistift weg.«
    »Du? Na, wie steht's denn so in … Wie heißt das Nest noch?«
    »Bernhagen.«
    Rio referierte, wie es stand. Dazu erzählte er die Geschichte von der Laborantin, die ihm eine Telefonnummer zugesteckt

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