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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ließ die Kunstpause verstreichen und starrte zurück.
    »Und?« meinte er schließlich.
    »Und? Ich kann Ihnen nur dasselbe mitteilen, was wir schon der Kripo gesagt haben: Die Charge, zu der auch der Beutel 12.436 gehörte, war von uns nicht an die Max-Ludwig-Klinik in München, sondern an ›Bio-Med‹ geliefert worden. Das kann ich anhand unserer Dokumentation beweisen. Die Lieferung war getestet. Sie schien in Ordnung …«
    »Wieso haben Sie sie dann ›Bio-Med‹ geschickt?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis. Da gibt es keinen Eintrag. Außerdem: Das alles liegt ja schon so unendlich lange zurück! Was mich erstaunte, war, daß die Max Ludwig-Klinik diese Plasmagabe an Herrn Reissner genau beziffern konnte. In den Operationsberichten wird selten derartig exakt vorgegangen. Aber vielleicht hängt es damit zusammen, daß die chirurgische Abteilung dort selbst wissenschaftliche Untersuchungen auf diesem Sektor anstellt. Vor allem Dr. Labek gilt als Spezialist auf dem Gebiet der therapeutischen Wirkungen von Plasma.«
    »Na gut. Okay. Sie behaupten also, ›Bio-Med‹ hätte geliefert?«
    »Ich behaupte nicht, ich stelle fest, daß wir das betreffende Plasma nicht versandt haben.«
    »Dann hätte Boder ja auch kassiert?«
    »Ja. Und zwar das Zehnfache. Aber darum ging es ihm vielleicht gar nicht. Sehen Sie, zwischen dem Chef und Herrn Boder gab es Spannungen. Herr Engel, großzügig, wie er nun mal ist, konnte sich über die ganzen Jahre hinweg nicht entschließen, sich von ihm zu trennen. Er ließ Boder gewähren. Sicher war auch ein Grund, daß Boder es verstanden hatte, sich einen eigenen Kundenkreis aufzubauen, was natürlich wiederum uns zugute kam.«
    »Kundenkreis? Meinen Sie Ärzte?«
    »Ja, Ärzte, die nebenher auch in der Forschung arbeiteten. Einer davon war, wie gesagt, Herr Dr. Labek.«
    »Ja, hören Sie mal«, Rio richtete sich auf, »wäre dann nicht eine Verwechslung möglich?«
    »Verwechslungen sind vollkommen ausgeschlossen. Die ›Bio-Med‹-Beutel sind entsprechend gekennzeichnet. Außerdem sind es verschiedene Namen. Und bei der Genauigkeit, mit der gerade in dieser Klinik gearbeitet wurde – Sie sehen ja, selbst die Nummern wurden registriert –, ist schon die Vermutung absurd.«
    Hochstett nickte bekräftigend und lächelte. Plötzlich geschah etwas Seltsames. Dieser merkwürdige Dr. Hochstett, der Rio vor ein paar Stunden noch behandelt hatte, als würde er ihm die Krätze in seine keimfreie Blut-Fabrik tragen, beugte sich vor und griff nach seiner Hand wie ein alter Freund. Auch sein Lächeln war entsprechend. Um Vertrauen werbend, ja bittend.
    »Ich erzähle Ihnen das, weil ich doch wohl eines voraussetzen kann: Daß Sie dieses Wissen nicht sofort verwenden. Ich habe auch mit der Polizei noch nicht darüber gesprochen. Ich wollte das nicht, ohne mich mit Herrn Engel zuvor in Verbindung zu setzen. Seit Ihrem Besuch aber geht mir die Geschichte im Kopf herum. Nun wollte ich sie loswerden. Können Sie das verstehen?«
    Rio nickte.
    »Und es bleibt unter uns?«
    »Versprochen. Zunächst bleibt es unter uns. Falls ich es publiziere, werde ich Sie zuerst verständigen.«
    Hochstett seufzte erleichtert.
    Als Rio die Terrasse wieder betrat, war Vera verschwunden. In der Ecke, in der sie gesessen hatten, spielten die Hängezweige einer Trauerweide mit Licht und Schatten. Der Tisch darunter war abgeräumt.
    Rio hielt einen der Kellner am Ärmel fest. »Meine Frau – Sie erinnern sich doch …«
    »Aber natürlich, mein Herr! Natürlich erinnere ich mich! Die gnädige Frau ist schon vor zwanzig Minuten gegangen.«
    Wohin? – Fast wäre ihm die Frage entschlüpft. Na gut, eine Vera, die ergeben Däumchen dreht, bis der große Zampano zurückkommt, war ohnehin eine absurde Vorstellung.
    Trotz seiner schlechten Laune schaffte es Rio, den Weg zum Lift mit den Resten seines verbliebenen Schwungs hinter sich zu bringen.
    Dritter Stock. Das letzte Zimmer rechts. Die Hoffnung ließ ihn schneller gehen, tatsächlich, der Schlüssel steckte, steckte sogar außen …
    Er zog ihn heraus und betrat auf Zehenspitzen das Zimmer. Die Vorhänge waren zugezogen. Nichts mehr war von dem Bett zu sehen als eine graufließende Fläche mit einer leichten Erhöhung in der Mitte. Die Erhöhung einer Hüfte. Veras Hüfte.
    Irgendwie ein rührender Anblick, fand er. Irgendwie wurde ihm auch so richtig schön warm ums Herz. Aber dann kam einer seiner idiotischen Huster dazwischen, und sie fuhr hoch.
    »He, ich mag das

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