Die Blutnacht: Roman (German Edition)
Hitze hatte sie völlig ausgelaugt. Der Druck auf ihr Becken war ungeheuer, größer als im Liegen, aber wenn sie auf den Beinen war, hatte sie zumindest die Illusion größerer Kontrolle. Ihre Oberschenkel waren schwer vor Müdigkeit, aber nach Jahren im Sattel wusste sie, dass sie sich auf ihre Kraft verlassen konnte. Zum ersten Mal spürte sie die Neigung, nach unten zu drücken.
»Alice, ich will pressen.«
»Warte auf die nächste Wehe.«
Aber die nächste Wehe kam nicht. Ihr Schoß fühlte sich weniger angespannt an, als jemals seit ihrer Ankunft in diesem Haus. Es hatte sich eine Art körperliches Schweigen herabgesenkt. Ihre Gedanken kämpften in einem Strudel verworrener Empfindungen. Sie atmete tief. Sie wusste, dass die Gefahren in diesem Stadium am größten waren. War der Kopf des Kindes zu groß? Sie verwarf den Gedanken. Waren ihre Muskeln erschöpft? War das Kind in Schwierigkeiten? Es kam ja ein, zwei Wochen zu früh.
»Die Wehe kommt nicht.« Sie verhehlte das Zittern der Panik in ihrer Stimme nicht.
»Keine Sorge, Liebes. Das ist ganz normal, wenn du an den Abgrund trittst.«
»Euer Körper sammelt seine Kraft für die richtige Arbeit«, sagte Grymonde.
Carla wandte den Kopf zu ihm. Sie hatte vergessen, wie grotesk sein Gesicht aussah. Monsieur Clouets Porträt huschte ihr durch den Kopf. Schweiß rann ihr in die Augen, und sie wischte ihn mit dem Tuch fort. Soweit sie seine groben Züge lesen konnte, schien Grymonde sich zu sorgen, aber nicht ihretwegen. Er lächelte breit. Die Situation schien ihm vielleicht wenig bemerkenswert, aber Carla kam sie sogar in ihrer Lage sehr seltsam vor, und doch flößte ihr seine massive Gestalt Vertrauen ein.
»Carla«, sagte er, »wir sind alle stolz auf Euch.«
»Danke. Gern geschehen.«
»Hast du dich gewaschen, du großer Ochse?«
»Natürlich.«
Während Grymonde seine riesigen Pranken vorstreckte, kam die Wehe in einer riesigen Welle, und instinktiv ging Carla in die Hocke und presste. Zum ersten Mal spürte sie, dass das Kind sich bewegte. Sie stöhnte und presste, bis die lange Wehe abebbte. Sie schaute nach unten, aber ihr Nachthemd bedeckte ihre Schenkel. Sie zog es hoch, konnte aber immer noch nichts sehen.
»Könnt Ihr es für mich zusammenknoten?«
Sie raffte die Vorderkante des Nachthemdes unter ihren Brüsten zusammen, und Grymonde knotete den Rock fest hinter ihrem Rücken zusammen.
»Ihr braucht Euch nicht zu schämen«, sagte er.
»Ich schäme mich nicht.«
Sie beugte sich hinunter, um zwischen ihre Schenkel zu schauen, konnte aber immer noch nicht richtig sehen. Sie nahm eine Hand von der Lehne und tastete sich ab. Alles war geschwollen und klaffte weit auf. Sie hörte, dass Alice und Grymonde beruhigende Worte der Ermutigung murmelten, vernahm diese aber kaum. Sie war jetzt allein. Der Gedanke verdoppelte ihre Stärke. Es war ihr Kind. Das Kind verließ sich auf sie.
»Ich lasse dich nicht im Stich.«
Die nächste Wehe tobte, und sie stöhnte und presste, und das Brennen wurde stärker. Wieder spürte sie die ungeheure und unaufhaltsame Bewegung, die sie aufriss. Schmerz überflutete sie. Sie verschob die Füße auf den trockenen Binsen. Ihre Beine waren stark. Sie konzentrierte sich darauf, sich ganz zu öffnen. Sie presste. Sie stöhnte.
»Ich liebe dich.«
Die Wehe verebbte. Sie stand einen Augenblick auf, beugte sich vor, schnappte nach Luft. Das Brennen wütete bis in ihr Innerstes. Sie wollte pressen, doch sie atmete und wartete. Wieder schien das Warten endlos. Grymonde breitete auf dem Boden zwischen ihren Füßen ein Leinentuch aus. Sie begriff, wie viel Mühe diese einfache Aufgabe Alice gekostet hätte, und war froh, dass er hier war.
»Ich bin froh, dass Ihr hier seid.«
»Die Ehre ist ganz meinerseits. Ich ziehe jetzt die Vorhänge auf, damit das Kind ins Sonnenlicht kommen kann.«
Carla nickte. Sie hatte den Rücken zum Fenster, und doch war nach der Dämmerung, an die sie sich gewöhnt hatte, das Licht beinahe blendend. Sie schloss die Augen. Sie hockte sich wieder hin. Sie spürte, dass Alices Hand ihre Schulter drückte, und sie langte hoch und streichelte sie.
Noch eine Wehe.
Sie presste und stöhnte.
Noch eine.
Noch eine.
Noch eine.
Noch eine.
Mit jeder Wehe erreichte das Brennen einen neuen Höhepunkt.
Grymonde kniete neben ihr. »Ihr erlaubt.«
»Ja, ja.«
Er schaute ihr zwischen die Schenkel. Er nahm ihre Hand von der Lehne.
»Seht. Der Kopf des Kindes ist schon beinahe da.«
Sie
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