Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Blutnacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
Vom Netzwerk:
abschoss. Tannhäuser legte Grymonde die Hand auf den Rücken und packte die Hand, die den Streitkolben hielt, am Gelenk, während er dem Mann ins Ohr brüllte.
    »Mein Infant, fühlst du dich kräftig und standhaft?«
    Der Streitkolben senkte sich. Die weißen Augenhöhlen wandten sich ihm zu.
    »Haben wir das Höllenschiff erreicht?«
    »Noch nicht. Gib mir den Streitkolben. Geh mit Pascale zum Karren.«
    »Bringst du mir bei, wie man mit dem Bogen schießt?«, fragte Pascale.
    »Versprochen. Haltet euch im Dunkeln. Schau, dass die anderen aufbruchbereit sind.«
    Tannhäuser ließ den Streitkolben fallen. Ein weiterer Pfeil sauste vorbei, diesmal besser gezielt. Tannhäuser packte Juste und zog ihn aus dem Mondlicht zu dem Haus an der Kreuzung, an dem das Wagenrad vorbeigeschrammt war. Er nahm seinen eigenen Bogen von der Schulter. Er packte vier Pfeile und legte einen ein. Die Fackeln auf der anderen Seite hatten sich zurückgezogen, aber der Mond schien auf die Hauptkreuzung. Tannhäuser wählte einen der schwarzen Umrisse aus und schoss einen Pfeil darauf ab. Andere Gestalten flohen, als das getroffene Opfer taumelte und hinfiel.
    »Bleib im Schatten. Such dir dein Ziel aus. Sie werden versuchen, uns über diese Straße links von dir von der Seite anzugreifen. Halte sie in Angst und Schrecken und lass mich wissen, sobald du sie kommen siehst.«
    Ein weiterer Pfeil sauste vorüber. Auch der Bogenschütze des Gegners machte sich das Dunkel zunutze.
    »Ich gehe jetzt vor«, sagte Tannhäuser. »Erschieße mich nicht.«
    Er rannte geduckt durch das Dunkel. Schreie und Flüche hallten in dem Labyrinth der Straßen wider. Entfernungen und Orte waren schwer zu schätzen, Aufregung war deutlich zu spüren. Keiner der Pilger hatte damit gerechnet, in dieser Nacht zu sterben. Zwischen dieser Häuserreihe und der Kirche war freier Platz. Der Bogenschütze trat aus dem Dunkel heraus, zog und hatte sein Ziel schonausgesucht. Tannhäuser spannte die Sehne und schoss ihm in den Bauch, sodass er rücklings zu Boden ging.
    Zwanzig Fuß weiter. Der Mühe wert.
    Er legte einen Pfeil ein, als er auf den Bogenschützen zulief. Er beugte sich zu dessen Köcher herunter und packte eine Faust voll Pfeile. Der Bogenschütze wollte ihn am Hals packen. Tannhäuser stieß ihm ein Dutzend Breitkopfpfeile ins Gesicht. Er wandte sich nach links, als ein Mann mit weit vorgestrecktem Schwert vom Kirchplatz auf ihn zugerannt kam. Er ließ ihn auf sich zukommen, machte einen raschen Schritt zur Seite, wobei er sich leicht mit dem Bogen schützte, hieb dem Mann dann das Dutzend Pfeile in den Nacken und ließ sie da stecken. Ein Dritter rannte fort, und Tannhäuser trat zur Seite und schoss einen Pfeil auf ihn ab. Der Läufer krachte mit dem Kopf voraus auf einen vierten Pilger, der mit einer Fackel um die Ecke der Kirche gebogen kam. Als der Pfeil flog, stolperte der Läufer und packte den Fackelträger um die Taille. Die Pfeilspitze durchbohrte sein Gesicht von einer Wange zur anderen und nagelte ihn fest an die Brust des anderen. Die beiden taumelten außer Sichtweite. Tannhäuser wandte sich wieder dem ehemaligen Schwertkämpfer zu, der inzwischen auf den Fersen am Boden kniete und Blut hochwürgte. Tannhäuser zerrte die Breitkopfpfeile aus seinem Nacken, als rupfte er Schilfrohre aus sumpfigem Boden.
    Er rannte durch den Mauerschatten zum Wagen zurück.
    »Mattias kommt zurück«, rief er.
    Juste schoss. Der Pfeil ging weit an ihm vorbei. Tannhäuser hörte hinter sich einen fernen Schrei.
    Der Junge keuchte und hatte wilde Augen.
    »Einfacher als Enten schießen, was, Junge?«
    Juste nickte ohne Überzeugung. Tannhäuser teilte das bluttriefende Pfeilbündel auf, füllte Justes Köcher wieder auf und schob den Rest in seinen eigenen Köcher. Er sah die Armbrust, die er fallen gelassen hatte. Der Fall hat sie ausgelöst. Er stellte den Fuß in den Steigbügel, zog die Sehne und legte einen Bolzen ein. Er legte die Waffe neben Juste. Tannhäuser drückte dem Jungen die Schulter, um ihn ein wenig zu beruhigen.
    »Du bist unser Fels in der Brandung. Pass auf die Leute von der Flanke auf. Wenn sie auf dich zukommen, zieh dich zurück.«
    Tannhäuser rannte zum Wagen zurück. Hugon hatte sich beladen, wie er ihn angewiesen hatte, und er hatte noch den Gambenkasten zu seiner Last hinzugefügt. Der Junge war ruhiger als Tannhäuser. Die Mäuse hielten sich an der Hand, unbeteiligt wie zwei identische Perlen. Pascale hatte den Sack mit dem Essen

Weitere Kostenlose Bücher