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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Dachboden zu ihrer alten Reisekleidung gelegt. Zuvor hatte Wilkin Juli mit sanftem Tadel dazu gebracht, auf ihr Spielzeug zu verzichten.
    Ihre kleinen Sorgen rückten in den Hintergrund, als zu Beginn der Fastenzeit, in einer milderen Phase des Winters, Bekannte in Pressburg eintrafen, von denen sie gehofft hatte, sie nie wiedersehen zu müssen.
    Wilkins Vater Hans von Torgau und Gerhardt von Schwarzburg hatten die Reise von Brandenburg ins ungarische Pressburg offensichtlich gemeinsam gemacht. Hedwig bekam eine Gänsehaut, als die beiden hintereinander den Mittelgang der langen Thronhalle bis vor Sigismund schritten. Beide hatten sich bis auf ihre helmartig gerade geschnittenen Haare kaum verändert. Ihre blassen Wintergesichter zeigten Demut und Verehrung für den König, doch Hedwig glaubte nicht, dass die Liebe zu ihrem Herrscher sie an den Hof trieb. Es musste etwas bedeuten, dass die zwei wahrscheinlich schlimmsten Feinde, die Wilkin und sie hatten, einträchtig hier erschienen.
    Die Sache beunruhigte Wilkin nicht weniger als sie. Während er sonst stets gelassen und furchtlos wirkte, sah er sich an diesem Abend auf dem Heimweg durch die Stadt häufig um, als erwarte er, dass sein Vater Mörder gedungen hatte.
    » Warum sind sie hier?« Hedwig sprach die Frage erst aus, als sie ihr Haus fast erreicht hatten, obwohl sie die ganze Zeit über nichts anderes nachgedacht hatte.
    Wilkin ergriff ihren Arm, damit sie an einer Stelle mit tiefem Schlamm auf den hölzernen Trippen, die sie beide über ihren empfindlichen Schuhen trugen, nicht ins Straucheln kam. » Der Erzbischof von Magdeburg und mein Vater haben sich ins Zeug gelegt und Geld gesammelt. So erfreut, wie Sigismund war, müssen sie eine beträchtliche Summe zusammengebracht haben. Da ich meinen Vater kenne, bin ich sicher, dass sie es nicht uneigennützig getan haben. Ihre Hintergedanken offenbart haben sie jedoch noch nicht.«
    » Glaubst du, dass es etwas mit uns zu tun hat? Dein Vater hat zwar deinen Gruß erwidert, aber danach waren wir beide Luft für ihn. Und der ekelhafte von Schwarzburg scheint uns nicht einmal gesehen zu haben.«
    Erneut sah Wilkin sich über die Schulter um, bevor er am Ende der schlimmsten Schlammsuhle ihren Ellbogen losließ und ihr stattdessen höflich seinen Arm anbot, damit sie sich festhalten konnte. » Sagen wir, ich habe wenig Hoffnung, dass es nichts mit mir zu tun hat. Und es war sehr auffällig, wie viel Mühe sich von Schwarzburg gegeben hat, dich nicht anzusehen, obwohl er jede andere Frau im Saal schamlos gemustert hat. Er hat gewiss nicht vergessen, wie du ihn damals zum Gespött gemacht hast.«
    Sie blieben in der folgenden Zeit auf der Hut, konnten jedoch keine Zeichen besonderer Feindseligkeit entdecken.
    Etliche Wochen später, als der Frühling sich bereits bemerkbar machte, kehrte Dieter in die Stadt zurück, um König Sigismund von den Fortschritten zu berichten, die bei der Befestigung der walachischen Grenze gemacht wurden. Und schon am Tag danach erfuhr Wilkin unter dem Siegel der Verschwiegenheit, dass Dieter den neuen Auftrag bekommen hatte, als Wegführer mit zwei weiteren Rittern des Deutschen Ordens und Gerhardt von Schwarzburg zusammen einen großen Teil der in Brandenburg aufgebrachten Gelder in die Walachei zu bringen, wo er dem Ausbau der Festungen dienen sollte.
    Hedwig beschloss, die Gelegenheit zu nutzen und noch einmal zu versuchen, sich ihrem Bruder zu nähern. Sie suchte ihn in der Halle auf, um ihm für seine neue Aufgabe höflich ein gutes Gelingen zu wünschen.
    Er sah ihr so kühl in die Augen wie immer, doch durch seine Züge lief eine leise Regung. Es war, als überlegte er, ob sie einer Antwort würdig war.
    Zu ihrer Überraschung trat er schließlich sogar näher zu ihr. » Ich hätte diese Aufgabe nicht gewählt, doch hat man mich ja niemals gefragt, was ich wählen würde. Ich wollte an der Grenze bleiben und gegen die Osmanen kämpfen. Offenbar war ich meinem Bruder dazu nicht gut genug, er schickte mich auf Botendienste. Nun schickt man mich erneut fort, und ich gehe, denn ich werde, wie alle von Quitzow vor mir, meinem König gehorchen. Aber eines solltest du wissen: Es war von Schwarzburg, der deinen Hund getötet hat. Und ich würde auf seine Gesellschaft nur zu gern verzichten.«
    Hedwig war ebenso überwältigt von dem, was er ihr sagte, wie von dem Umstand, dass er nach all seiner Ablehnung und Verstocktheit so offen zu ihr sprach.
    Sie räusperte sich, um ihre Verblüffung

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