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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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die Gürtelschnalle und den Gürtel. Das Lächeln hatte ich jetzt gesehen. Das war nicht sein Standardgesicht, aber etwas Ähnliches, etwas ganz Ähnliches– und dann war’s plötzlich da: Der Mund war normalerweise weiter offen. Der Mann schrie hauptberuflich.
    » Die Scorpions! Sie sind Rolf Meine!«
    Er grinste breit und sagte knapp: » Jepp.«
    Ich ging in die Knie, sondete beide Beine, die Oberschenkel und sagte ihm:
    » Ich hätte Sie mir eigentlich ein bisschen größer vorgestellt.«
    » Tja«, sagte er, jetzt wieder todernst, » da unten hätt’ ich’s auch gern ein bisschen größer.«
    Ich prustete los. Gut, das war kein Gag, für den man den Grimme-Preis kriegt, aber es lag wohl auch an der aberwitzigen Situation. Und dann stand ich auf und nahm meinen Helm ab. Wenn Rolf Meine ohne Helm in der vollgekotzten Halle stehen konnte, im Gedränge, im Krach und trotzdem noch gut gelaunt war, dann konnte ich das auch.

Verschnupft
    Es waren drei Norweger mittleren Alters. Gepflegte Erscheinung, tadelloses Auftreten, gute Manieren. Mit Rohrbomben im Gepäck. Die gehörten mit zum Übelsten, was ich je aus einer Tasche herausgeangelt habe. Am Transitschalter, logisch. Mal wieder. Wo sonst zieht man solche Hauptgewinne?
    Die Dinger waren schon am Monitor nicht zu übersehen. Zwölf, dreizehn Zentimeter lang, rund, sechs Zentimeter Durchmesser, etwa wie die Pappröhre im Toilettenpapier, und aus nicht zu dünnem Metall, zehn Stück.
    » Können wir da mal reinschauen…?«
    » Of course!«
    Ist oft ein schlechtes Zeichen, wenn die Leute so fröhlich sind. Also, nicht schadenfroh-fröhlich, sondern mit so einer ehrlichen Begeisterung, als würden sie einem gleich das Prunkstück ihrer Briefmarkensammlung vorführen dürfen. Oder als hätte man irgendeinen Schmetterlingsfan um einen Diaabend gebeten. Da sollte man eigentlich zusehen, dass man schnell wegkommt. Und das machen die Leute dann meist auch, alle, bis auf den Luftsicherheitsassistenten. Der muss gucken, was da wieder für ein neues Wunder aus der Tasche gezaubert wird.
    Es waren zehn Blechbüchsen. Schön aufwendig, wie ganz teure Lebkuchendosen, blau und gold lackiert, garantiert nicht billig.
    » Und was ist da drin…?«
    » Snuff!«
    » Schnupftabak?«
    » Yeah. But special. Specialty. From Norway!«
    » Eine Spezialität? Und was ist daran so besonders?«
    » With fish.«
    » Mit Fisch??«
    » With dried fish. How you say– mit trockene Fisch. Fischpuder.«
    » Fischmehl, aha. Da müssen wir aber in eine Büchse mal reinschauen…«
    » No problem. Wanna try?«
    Es gibt einen Unterschied zwischen Aufgeschlossenheit und Todessehnsucht. Wenn man auf einer Klippe steht, genügt es durchaus, wenn man vorsichtig runterschaut. Man muss gar nicht springen. Aber ich hab natürlich gedacht: Wenn normaler Schnupftabak nach Menthol riecht, dann riecht der norwegische eben nach Fisch, was soll da schon passieren? Ist halt mal was anderes. Der Norweger schraubte stolz sein Döschen auf. Er nahm eine schöne Prise in die Falte zwischen Daumen und Zeigefinger. Ich machte auch eine leichte Faust, legte den Daumen längs an und ließ mir ein Häufchen spendieren. Es war unbeschreiblich.
    Aus diesem winzigen Häufchen Schnupftabak stieg ein penetranter Dunst, und der Norweger hatte nicht gelogen: Es roch auch nach Fisch. Aber dieser Fisch musste eine seltsame Karriere hinter sich haben. Meine Vermutung war: Irgendjemand hatte den Fisch erst ein Vierteljahr in einer Klärgrube eingelegt und dann acht Tage über brennenden Traktorreifen geräuchert. Dann hatte er den Fisch in eine Plastiktüte gepackt und auf einem Heizkörper vergessen.
    Ich wollte, ich hätte den Mut gehabt, die Sache wieder abzublasen, aber ich hatte die Klappe zu weit aufgerissen und wollte nicht kneifen. Also saugte ich die Spezialität durch meine Nase.
    Mir war noch eine Stunde später speiübel.

Kermit der Schwanz
    Was das Thema Überraschungen angeht, hat in meinen Augen ein Amerikaner bislang den Vogel abgeschossen. Er war um die sechzig, Bodybuilder, aber klein, so ein wandelndes Schuhschränkchen. Er hatte kurze graue Haare, einen akkuraten GI -Haarschnitt, trug hautenge Shorts, die ein Abtasten beinahe überflüssig machten, und ein schreiend buntes Hawaiishirt. Das Monitorbild verriet, dass sich irgendein fulminanter Schlagstock in seiner Tasche befand. Also fragte ich ihn, was das denn sei.
    Übrigens ist das keine Scheinfrage oder so was. Die Frage ist ehrlich gemeint, weil wir nicht

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