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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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zur Geltung, weil sie keine zehn Zentimeter Putz aufgetragen hatte, sondern ganz dezent geschminkt war– die Dame war nicht gut restauriert oder mit Ersatzteilen aufgepäppelt, die war schlichtweg grandios gut erhalten. Sie flog nach Süden, irgendeine Insel, glaube ich.
    » Na, geht’s in den Urlaub?«
    » Nein, ich hab hier Bekannte besucht und fliege jetzt wieder nach Hause.«
    » Kann ich mal in die Tasche sehen?«
    » Aber sicher!«
    Ich guckte in die Tasche. Neben dem üblichen Kleinkram lag dort ein Vibrator, nicht der kleinste, aber auch kein Monster, natürlich geformt, natürlich gefärbt. Ich sah sie an. Sie grinste. Das lief so nett und locker, dass ich auch gleich einen Funktionstest machte. Weil ja das Batteriefach das Gefährlichste am Vibrator ist, machen wir immer wieder einen Funktionstest– der besagt dann: Wenn der Vibrator normal funktioniert, müssen Batterien drin sein. Wenn Batterien drin sind, ist nichts anderes drin, also ist die Sache ungefährlich. Ich drehte hinten, und es brummelte sanft aus der Tasche heraus.
    » Das ist wohl Ihr kleiner Freund?«, fragte ich im Plauderton.
    » Ja«, lachte sie, » das ist mein kleiner Freund. Auch in meinem Alter braucht man noch ein bisschen Liebe.«
    Sie lief nicht rot an, sie machte auch keinen auf » Guckt-mal-hier!«, es war einfach das Normalste von der Welt: Ein Postbote bringt einen Brief, ein Polizist regelt den Verkehr, eine ältere Dame fliegt ihren Vibrator in ihre Finca.
    » Tja«, sagte ich, » alles in Ordnung. Einen guten Flug.«
    » Danke«, sagte sie, » nun fragen Sie schon.«
    » Hm?«
    » Sie haben mich gar nicht nach meinem Alter gefragt.«
    » Das geht mich doch nichts an«, sagte ich vorsichtig. » Außerdem dachte ich immer, man fragt Damen nicht nach dem Alter.«
    » Stimmt, aber in meinem Alter dürfen Sie wieder fragen.«
    Und sie reichte mir ihren Personalausweis. Also guckte ich aufs Geburtsdatum.
    Sie war Jahrgang 1924. Drei Jahre früher hätte ich ihr noch zum Achtzigsten gratulieren können.
    Aber diese Lockerheit ist die Ausnahme bei den Vibratoren. Die Jungs nehmen das sogar oft noch verklemmter.
    Von hundert bei Männern gefundenen Vibratoren sind fünfundneunzig für die Freundin. Was bedeutet, dass Frauen ihre kleinen Freunde überall und ständig vergessen oder sie außerhalb des Bettes plötzlich nicht mehr heben können. Oder aber, dass die Jungs sich selbst damit vergnügen, es aber nicht zugeben wollen. Warum, weiß ich nicht– so, wie ich das in den Reisetaschen und Rucksäcken sehe, sind Männer, die Spaß mit Vibratoren und Dildos haben, in etwa eine so große Rarität wie Fahrradfahrer. Nein, ehrlich, wer einen Luftsicherheitsassistenten beeindrucken will, muss sich was einfallen lassen. Als vor ein paar Jahren die Vibratoren in Delfinform aufkamen, da hat man kurz gestaunt. Oder als die ersten Vibratoren auftauchten, die keine Batterien zum Rausnehmen mehr hatten, sondern fest installierte Akkus wie die elektrischen Zahnbürsten, die ihre eigene Ladestation haben– da haben wir auch mal » Sieh an« gesagt. Aber inzwischen muss man da schon härtere Geschütze auffahren. Und das Interessante ist: Die mit den härtesten Geschützen gehen am lässigsten damit um.
    Eine Amerikanerin kam zu uns an die Kontrolle. Sie sah nicht sonderlich gut aus, hatte eher etwas Schlampiges. Nicht im Sinne von » unordentlich«, sondern, na ja, eben von » Schlampe«. Liederlich– aber reinlich, das soll man nicht verwechseln: Sie roch tadellos, sehr angenehm. Sie war groß, es können durchaus eins achtzig gewesen sein, trotzdem war das immer noch zu wenig Höhe für die rund hundert Kilo, die sie darauf verteilte. Sie trug eine Designerjeans, soweit man das noch sagen konnte, die Hose war mehr Loch als Jeans, und aus jedem Loch quoll eine Doppelportion Pobacke. Ein Gürtel mit einer monströsen D&G-Schnalle hielt die gesammelten Löcher auf Hüfthöhe, darüber flatterte ein weites, verlottertes Jeanshemd, das auch von einer Baustelle hätte stammen können. Über dem Hemd trug sie eine Lederweste, in der mehr Nieten steckten als in einem kleinen Schlachtschiff. Auf ihrem Kopf war eine stoppelige, fast punkige Kurzhaarfrisur, gegelt, durchaus provokativ, aber keinesfalls provokativer als ihr Gesicht, das hatte sie offenbar frisch überarbeiten lassen, aber nicht im OP , sondern in einer Feinblechnerei.
    Die Zunge hatte ein Piercing, die Unterlippe deren zwei, eines links, eines rechts. Die Nase war dezent

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