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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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einfach in die Tasche gucken dürfen. Wir müssen zwar nachsehen, aber wir dürfen nur, wenn es der Passagier gestattet. Man kann zwar darüber streiten, wie frei der Passagier wirklich in seiner Entscheidung ist, weil er ja nicht mitfliegen darf, wenn er es nicht erlaubt. Aber deshalb dürfen wir ihm die Entscheidung noch lange nicht abnehmen– sie bleibt immer noch ihm überlassen. Außerdem ist unser Ziel ja die Sicherheit und nicht das Heraufbeschwören peinlicher Momente. Und so einer war bei dem Amerikaner offenbar auch zu erwarten: Er sagte, das würde er hier nicht so gerne erörtern, es seien schließlich Kinder anwesend. Ob man das denn nicht irgendwo anders…?
    Also baten wir ihn in unsere kleine Kabine.
    Er hätte eben ein wenig andere sexuelle Neigungen als andere Herren, sagte er, sozusagen als Einleitung. Er war nicht ganz locker, aber auch nicht total verschüchtert, und was wir aus seiner Tasche holten, war definitiv anders als das, was wir aus den Taschen anderer Herren gezogen hatten. Es war ein Vibrator, gut, davon kannten wir schon einige. Aber so einen hatten wir noch nicht gesehen.
    Er war knallgrün, so zwischen gras- und laubfroschfarben, mit einer durchaus naturgetreuen Eichel. Er hatte den Durchmesser einer Espressotasse und war ziemlich lang: so um die fünfzig Zentimeter. Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, war: » Bitte nur äußerlich anwenden.« Der Apparat war obendrein auch noch erstaunlich schwer, vermutlich durch die Riesenbatterien darin. Der Blick des Herrn in den Schlauchshorts verriet, dass er mit dem Teil schon so einiges verzapft hatte. Und dass es angenehm gewesen war, für ihn oder jemand anders. Nun, damit war jetzt leider Schluss: Wir mussten den Vibrator beschlagnahmen. Sexspielzeug ist zwar okay, aber wir konnten nicht ausschließen, dass Kermit der Schwanz mit seinem halben Meter Länge einen Nebenjob als Schlagstock hatte.
    Das war ein Sonderfall. Ich denke, ich habe so gut wie jede existente Variante von Vibratoren gesehen, die der liebe Gott auf dieser schönen Erde hat herstellen lassen– was eine ganze Menge ist. Der klitzekleine für die Handtasche. Die Standardgröße zwischen fünfzehn und zwanzig Zentimetern. Die Metallversion. Die Form der ziemlich neutralen Riesenzäpfchen, die man problemlos auch im Versandkatalog als » Massagestab« verkaufen kann. Die naturgetreue Version, mit Adern oder ohne, mit– sagen wir– Unterbau oder ohne. Die hübsch entworfenen Versionen der Fun Factory, die sogar richtige Design-Auszeichnungen dafür bekommen und derart knallige Farben haben, dass man eher denkt, der Janutzer hätte Sex mit Lego-Steinen. Fleischfarben, blümchenbunt, manche aus poliertem Holz, manche nagelneu und manche solide bewährt. Und wir beschlagnahmen sie so gut wie nie– obwohl manche länger und schwerer sind als die Kubatons, die kleinen Schlaghölzer für die Faust.
    Der Grund ist, dass Vibratoren meistens dicker sind, was verhindert, dass man die Faust richtig schlagkräftig darum schließen kann. Das Gefährliche an Vibratoren ist die Füllung. Im Batteriefach kann man eine Menge gefährlicher Dinge schmuggeln– was umgekehrt bedeutet: Wenn Sie nur einen Dildo mitnehmen, also eine Vollgummi-Penisnachbildung, die nicht auf Knopfdruck brummt, dann ist der für die Luftsicherheitsassistenten so interessant wie eine große Karotte. Na ja, etwas interessanter schon, man ist ja nicht aus Holz. Aber man muss es im Gesamtzusammenhang sehen: Wir denken nicht jedes Mal: » Ui, ein Vibrator.« Oder: » Donnerwetter, ein Dildo!« Wir sehen die Dinger den lieben langen Tag, und auch, wenn viele dabei gucken, als hätte man sie bei irgendwas ganz Schlimmem erwischt: Wir sehen das so oft, dass selbst die verklemmteste Vibrator-Transporterin sofort erleichtert auflachen würde, wenn sie wüsste, wie selbstverständlich das ist. Einmal hab ich tatsächlich erlebt, wie jemand fast so was wie stolz auf seinen Vibrator war.
    Das war eine ältere Berlinerin. Ich schätzte sie auf irgendwas über sechzig, aber sie hatte noch immer eine sensationelle Figur. Sie trug einen schneeweißen Hosenanzug und hatte lange Haare mit erstaunlich vielen Varianten von Blond, das war schon noch so indianerblondgrau, aber nicht künstlich. Sie war richtig sexy, nicht nur für ihr Alter, sondern für so ziemlich jedes Altersstufe jenseits von Ende zwanzig. Vielleicht lag es auch an ihren Augen, die blitzten wie zwei Fernlichter, und sie kamen auch deshalb so gut

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