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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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oder…?
    » Verkaufen Sie das beruflich?«
    Sie nickte, und wieder lachten die Augen mit.
    » Und? Läuft das gut?«, fragte ich.
    » You bet!«, grinste sie. Und dann erklärte sie mir ihr Geschäftsmodell.
    Mit Fotos.
    Sie hatte ihre eigene Showband, mit der sie am Wochenende auch in Frankfurt aufgetreten war. Zwei Mädels, drei Jungs, die ein bisschen auf der Bühne zum Playback sangen, bevor sie sich entkleideten. Und dann zogen sie eine Art Werbeverkaufsveranstaltung ab, fesselten sich, knebelten sich, setzten sich wechselseitig unter Strom. Und das machten sie nicht etwa in irgendwelchen Schmuddelschuppen, sondern bei richtig teuren Veranstaltungen, Firmenfesten oder auch Fetischevents. Es durfte auf keinen Fall obszön oder pervers wirken, es sollte so rüberkommen, dass es Lust zum Ausprobieren machte– die Zuschauer und Zuschauerinnen sollten so ein Warum-eigentlich-nicht?-Gefühl bekommen. Denn dann kam der Teil, der viel lukrativer war als die Gage: der Verkauf. Was auch erklärte, weshalb sie so bereitwillig ihren Tascheninhalt auf dem Nachschautisch untersuchen ließ– sie hatte überhaupt nichts dagegen, wenn ihre Produktpalette derart exklusiv zur Schau gestellt wurde. Und tatsächlich guckten sich ja auch vor, hinter und in den Schlangen neben ihr die Leute die Augen aus dem Kopf.
    Es würde mich nicht wundern, wenn sie anschließend im Sicherheitsbereich noch den einen oder anderen Kilometer Kabel verkauft hat. Was mich hingegen immer wieder erstaunt, ist, dass nicht alle erotischen Bereiche gleich peinlich sind. Vibratoren bringen fast alle Passagiere zum Erröten– Piercings hingegen nicht.
    Im Gegenteil. Sobald die Handsonde in irgendeinem der immer weniger überraschenden Bereiche pfeift, geht im Gesicht des Passagiers die Sonne auf, als hätte man ihm gerade schriftlich bestätigt, dass Casanova gegen ihn ein erotischer Langeweiler wäre. Dabei sind die Dinger inzwischen noch häufiger als Vibratoren– da fragt man sich schon manchmal, was der Aufwand soll. Wir sehen die in der Kontrolle ja nicht mal an. Bis auf dieses eine Mal, und das war eher unfreiwillig.
    Es war ziemlich am Anfang meiner Kontrolltätigkeit, als das ja noch ganz lustig war: Eine Gruppe von sechs oder sieben Engländern kam zu uns, eine angenehm gut gelaunte schwule Truppe, und bei jedem von denen pfiff die Hose wie ein Wasserkessel. Die hatten sich alle das gleiche Piercing machen lassen, und beim Ersten, den wir in unsere Kabine baten, konnten wir kaum den Vorhang schließen, da hatte er uns seine Neuerwerbung schon präsentiert. Wir hätten selbst nicht drauf bestanden, das tun wir praktisch nie. Außerdem konnte man ja schon an seiner Miniunterhose erkennen, dass da beim besten Willen neben der natürlichen Füllung kein Revolver mehr reingepasst hätte. Diese fröhliche Begeisterung hatte noch was Ansteckendes, aber seither ist der Witz mit den Piercings ganz ehrlich reichlich abgedroschen. Ich frage mich manchmal, ob sich die ganzen Freizeitbohrer noch immer genauso verrucht vorkommen würden, wenn sie wüssten, dass die Jungs und Mädels, die sie gerade eben kontrollieren, längst schon genauso verrucht sind. Was glauben Sie, wie oft ich mit einem halben Ohr den Satz hören konnte: » Macht’s dir was aus, wenn ich heute nicht am Monitor arbeite? Ich kann noch nicht so gut sitzen, ich hab da ein neues Piercing.«
    Richtig gestaunt habe ich nur, als einmal der Weltmeister im Piercing zu uns kam. Ich weiß nicht, ob das der Fachbegriff ist, wahrscheinlich zählten auch seine Tattoos dazu, kann sein, dass sich das dann » Körperkunst« oder so nennt. Der Mann war eine Sehenswürdigkeit, keine Frage. Er trug eine schön tätowierte Glatze, Augenbrauen, Lippen, Nasenflügel, das Gesicht war eine einzige Ringsammlung, Brustwarzen, Nabel, Genitalbereich, alles war lückenlos verplombt, und dazwischen war er mit Bildern verziert wie der Louvre. Ein sehr höflicher, freundlicher Typ, und das Beste an ihm– neben seiner Bescheidenheit– war seine Antwort auf meine Frage, ob das nicht schmerzhaft wäre, wenn man das Zeug mal rausnehmen müsste. Er lächelte, machte ein Paar Handgriffe , zackzackzack, und hatte in weniger als einer Minute einen geschätzten Doppelzentner Blech aus seinem Gesicht in der Hand. Gute Arbeit. Aber der Souveränste war er trotzdem nicht.
    Diesen Titel verdiente sich eine unglaubliche Blondine, die genauso ausgesehen hätte, wenn ich sie mir ausgedacht hätte. Eine menschliche Granate. Nackte

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