Die Botin des Koenigs reiter2
konnte; eine der grausamsten Waffen dieses Geschöpfs. Zerbrochen wird es ihm nun nicht mehr dienen.«
Das Holz des Griffs musste aus dem Schwarzschleierwald stammen. Eine solche Waffe hatte dem Geschöpf die Macht gegeben, den Toten Befehle zu erteilen. Nun brauchte Karigan sich nicht mehr zu fragen, wer der Herr dieses Geists gewesen war.
Telagioth nickte, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Ja, dieses Geschöpf war vor langer Zeit einmal ein Diener von Mornhavon dem Schwarzen, der hoch in der Gunst seines Herrn stand.«
KRANICH
Als Karigan und Telagioth wieder in die Welt droben zurückkehrten, empfing sie sanfte Sommernachtsluft.
Der Geruch nach frischem Wald mischte sich mit dem von Blut und Eingeweiden, der in Karigans Kehle haftete und einen ätzenden Geschmack zurückließ, den sie nicht hinunterschlucken konnte.
Sie hörte die Rufe von Soldaten, und das Zirpen der Grillen schwoll in Wellen an und wieder ab. Die verblüffend schönen silbrigen Mondsteine auf der Lichtung und zwischen den Bäumen warfen ihr Licht noch immer auf die Überreste der Metzelei. Nach der dunklen, kalten Stille des Grabs war das einfach zu viel für sie. Es brachte sie aus der Fassung, und Telagioth legte ihr die Hände auf die Schultern, um sie zu beruhigen.
Gerade in diesem Augenblick kamen Soldaten näher, die eine Leiche auf einer behelfsmäßigen Bahre aus zwei Speeren und einer Decke trugen. Ein Arm hing leblos über die Seite. Als sie vorbeikamen, sah Karigan, dass es sich um Lordstatthalterin Penburn handelte.
Ich habe sie gewarnt … Aber der Gedanke tröstete Karigan nicht. Sie konnte auch nicht zornig werden. Nicht einmal auf die Frau, die die Entscheidung getroffen hatte, auf der Lichtung ein Lager aufzuschlagen, entgegen dem Rat eines erfahrenen
Waldläufers. Sie hatten den Preis gezahlt, und Karigan war zu müde, um wütend auf eine Tote zu sein.
»Du kannst deinem König sagen, dass wir in friedlicher Absicht durch sein Land ziehen«, erklärte Telagioth, dessen Anwesenheit Karigan für einen Moment vergessen hatte. »Wir beobachten nur. Sacoridien liegt auf direktem Weg von allem, was durch den D’Yer-Wall kommt. Sag ihm, er soll seine Aufmerksamkeit dem Wall zuwenden und nicht Eletia. Wir werden mit ihm verhandeln, wenn der angemessene Zeitpunkt gekommen ist.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Wir werden uns wiedersehen, Karigan Galadheon.«
»G’ladheon«, murmelte sie, aber Telagioth hatte sie bereits stehen lassen und sich anderen Eletern zugewandt, die auf der Lichtung beschäftigt waren. Karigan sah ihm einen Augenblick lang hinterher, dann schüttelte sie über die Eleter und ihre rätselhafte Art den Kopf
Rätselhaft oder nicht, es schien, als hätten sie dabei geholfen, die Leichen wegzubringen und die Verwundeten zu verbinden. Sie würde ebenfalls helfen, aber nicht bevor sie Kondor und Ty gefunden und erfahren hatte, wie es ihnen ging. Sie verließ die Lichtung und versuchte sich gegen das zu wappnen, was sie vielleicht finden würde.
Bei den Pferden hatte es ebenfalls ein Gemetzel gegeben: Viele der Tiere waren von den Erdriesen getötet worden und lagen nun aufeinander, als wären sie in großer Panik und bis zum letzten Augenblick kämpfend gefallen. Karigans Schritte wurden schneller, als sie an ihnen vorbeikam. Die Tiere, die noch lebten, wieherten und schlugen aus, verschreckt von all dem Tod, der sie umgab. Niemand wandte ihnen große Aufmerksamkeit zu, denn alles konzentrierte sich auf die menschlichen Teilnehmer der Delegation.
Unter den toten Pferden war auch Bardes leichtfüßiger
Wallach Flinkfuß. Nun fing sie an zu laufen, wollte unbedingt Kondor finden und betete, dass ihm nicht Ähnliches zugestoßen war. Sie verlor die Orientierung und glaubte, schon an der Stelle vorbeigekommen zu sein, wo er angepflockt gewesen war. Es war schwierig, Pferde im Dunkeln zu unterscheiden. Wo war er? Mit laut klopfendem Herzen blieb sie stehen, dachte daran, zurückzukehren und sich die toten Pferde noch einmal näher anzusehen. Nein, sie wollte nicht einmal daran denken …
Dann hob ein Stück weiter in der Reihe ein Pferd den Kopf über die anderen, als wolle es den Wind prüfen, und wieherte. Kondor!
Sie rannte zu ihm, schlang ihm den unverletzten Arm um den Hals und drückte ihr Gesicht in seine zerzauste Mähne. Er schnaubte in ihr Haar und rieb den Kopf an ihrer Schulter, um eine juckende Stelle zu kratzen.
»Autsch!« Karigan zog den Kopf weg und lachte und schniefte
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