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Die Botschaft Der Novizin

Die Botschaft Der Novizin

Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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geben«, sagte sie, nachdem ihr aufgefallen war, dass ihr Gehen im Wasser das Sediment aufwühlte und gelblich verteilte.
    »Wartet, ich komme mit«, sagte der Pater. Seine Stimme klang wenig überzeugt und zitterte leicht. »Habt Ihr keine Angst hier unten?«
    Isabella hielt die Laterne hoch, damit sie besser sehen konnte. Vermutlich wollte sie auch verhindern, dass sie stolperte und mit der Lampe ins Wasser fiel. Jeder ihrer Schritte wirbelte feine Ablagerungen auf, die das Wasser trübten. Der Pater beeilte sich, hinter ihr herzuwaten. Sein schlurfender Gang hinterließ Spuren am Boden – ebensolche, wie Isabella sie zuvor gesehen hatte. War vor ihnen bereits jemand hier unten gewesen?
    Zwei der Säulen standen dem direkten Blick im Weg und mussten umrundet werden. Erst dann trafen sie auf das seltsame Gebilde. Es handelte sich ebenfalls um eine Säule, doch deren Pfeiler war anders als die übrigen. Der Schaft war weißlich versintert und besaß in der Mitte einen Hohlraum, welcher wiederum Löcher aufwies.
    »Was ist das?«, fragte der Pater.
    »Ein Filter«, war die lapidare Antwort. »Eine Vorrichtung, den Grobschmutz aufzuhalten. Der Platz neigt sich zu seinem tiefsten Punkt hin. Dort sammelt sich alles Wasser, das auf den Platz abregnet, und sickert hier herunter. Damit keine Blätter oder Äste den Weg in die Kaverne finden, werden sie hier ausgesiebt. Man kann ihn von oben und von hier unten aus reinigen. Ein ideales Versteck!«
    Isabella streckte sich und griff durch eine Öffnung ins Innere des konisch zulaufenden Systems. Doch sie schien nichts zu finden. »Nur verrottende Blätter und sonstiger Dreck«, sagte sie enttäuscht. »Suchen wir weiter!«
    Sie wollte weiterwaten, doch der Pater hielt sie an der Schulter fest.
    »Isabella! Dass jemand den Deckel verschlossen hat, das war kein Zufall. Habt Ihr die Gestalt schon einmal gesehen, die hier durch die Gänge schleicht? Die für unsere Lage hier verantwortlich ist? Wisst Ihr, um wen es sich dabei handelt?«
    Isabella drehte sich zu ihm um. »Nein, Padre«, sagte sie. »Die Gestalt, sie hat mich bereits einmal verfolgt und mich ... fast zu packen bekommen.«
    Dem Pater lief ein Schauer über den Rücken. »Mich hat sie auch schon verfolgt. Sie kennt sich hier aus – und sie verfolgt eine Absicht.«
    Isabella sah ihn an, als spreche er nur ihre eigenen Gedanken aus. Doch dann wandte sie sich ab und schüttelte den Kopf. »Lasst uns weitersuchen!«
    »Isabella! Wir sollten uns um unsere ... äh ... Rettung kümmern«, stotterte er und fühlte wieder jene Panik aufkeimen, die sich ihm in den Weg stellte und jeglichen Gedanken verhinderte.
    »Padre. Jetzt überlegt einmal ernsthaft: Glaubt Ihr, die Erbauer
dieser Zisternen hätten es einem Nonnenkonvent zugemutet,
über solch einen abenteuerlichen Abstieg nach unten zu gelangen?Es muss einen zweiten Zugang geben. Da bin ich mir sicher. Nur wer das nicht weiß, wird den Brunnen abdecken. Die dunkle Gestalt kennt sich folglich mit den Gegebenheiten des Klosters nur unzureichend aus ...«
    »... oder hat auch diesen Zugang verschlossen!«, ergänzte der Pater.
    »Was zu beweisen wäre!« Sie schüttelte seine Hand ab und watete weiter.
    Padre Antonio folgte ihr und umrundete mit ihr unterirdisch den gesamten Innenhof. Aber sie fanden nichts. Keine Treppe, keinen Durchstieg, keine Öffnung, die nach oben führte und so groß gewesen wäre, dass man hätte hindurchkriechen können. Der Sims, der am Rande umlief, wurde durch Gurtbögen getragen, doch die Blendnischen darin waren alle fugenlos und glatt.
    »Wir sollten für unsere Errettung beten!«, murmelte der Pater. »Unsinn!«, schalt ihn Isabella. »Wir haben nur etwas übersehen. Außerdem wird jeden Morgen der Deckel geöffnet und Wasser entnommen. Die Gärten müssen gegossen werden, die Blumen, die Kräuter. Das Trinkwasser wird zwar vom Festland angeliefert, das Gießwasser kommt jedoch aus den Zisternen.«
    Damit schien sie ihn vergessen zu haben, denn sie ließ ihren Blick rundum schweifen. Padre Antonio erriet ihre Gedanken. Wo in dieser Kaverne sollte man etwas verstecken können? Wo würde man es verstecken?
    »Wenn die Nonnen hier unten etwas verborgen haben, dann haben sie es gründlich getan!«, seufzte er. »Das ist es doch, was Ihr sucht, nicht wahr? Das Versteck. Keinen Gedanken verschwendet Ihr an unsere Rettung!« Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zum Schluss etwas weinerlich klang.
    »Meine Tante war hier unten«, antwortete

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