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Die Botschaft Der Novizin

Die Botschaft Der Novizin

Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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kommen gleich, Marcello. Sie dürfen uns nicht sehen«, drängte Isabella. »Wann treffen wir uns wieder? Morgen, direkt nach der Sext? Wieder hier!«
    »Gut, ich komme«, versprach Marcello. Ihre Finger entflochten sich. Marcello führte die Finger an seinen Mund, roch an ihnen mit geschlossenen Augen, dann erst winkte er ihr zu und eilte aus dem Raum.
    »Ich liebe dich«, flüsterte Isabella in seine Richtung.
    Als sie sich umdrehte und nach Suor Maria sah, bemerkte sie die junge Novizin, die an die Wand gelehnt zu ihr herüberstarrte. Sie musste mit Suor Maria über das Mädchen reden, das sie zu verfolgen schien.
    Der Gedanke verflog rasch, als Suor Maria sie zu sich herwinkte.

KAPITEL 8 Das Haus lag ein wenig versteckt in einer der dunklen Gässchen am Campo San Polo hinter einer Druckerei. Wäre sich Padre Antonio nicht sicher gewesen, dass ihn sein Mentor und Förderer Hieronymus Aleander nicht in eine Falle locken wollte, er hätte die Gegend niemals betreten. Es war ein Ort, an dem man gut und gerne für immer verschwand.
    Im Gegensatz zu den frisch herausgeputzten Palazzi des Canal Grande, auf die er einen Blick hatte erhaschen können, als er die Rialtobrücke überquert hatte, wirkte dieses Viertel wie die faulende Rückseite der Stadt. Die Fassaden litten unter dem Salz und der feuchten Luft und bröckelten in einem beinahe hörbaren Rieseln in einen stinkenden Kanal. In die schmale Gasse,die davon abbog, drang kaum Licht, und sie war so feucht, dass die Schritte ein patschendes Geräusch verursachten.
    Vor einer Tür, die aussah, als wäre sie vor einhundert Jahren zum letzten Mal geöffnet worden, blieb Padre Antonio stehen. Das Gebäude mochte sich den Kanal entlang weiterziehen, doch im nebligen Dunst verloren sich die Konturen und verkürzte sich die Sicht. Er betrachtete das über dem Tor in Stein gemeißelte Wappen, dessen Farbreste gerade noch zu erkennen waren, bevor die Salzluft sie in den nächsten Jahren unkenntlich machen würde: ein runder Schild mit drei schwarzen, schräg von links oben nach rechts unten verlaufenden Streifen auf goldenem Grund. Padre Antonio kannte es nicht, doch es bewies ihm, dass er den Ort gefunden hatte, den ihm sein Mentor beschrieben hatte. Er konnte kaum glauben, dass sich hinter dieser Tür überhaupt eine Menschenseele aufhalten konnte. Verunsichert vom Verfall und der gespenstischen, überall bröckelnden Fassade und der halb verrotteten Tür ging er die Stichgasse hinauf. Doch keine andere Tür war zu finden.
    Endlich pochte er an das von Feuchtigkeit durchtränkte Türblatt und wartete. Als sich dahinter nichts rührte, klopfte er abermals. Der Kardinal hatte ihm das Erkennungszeichen eingeschärft: zweimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Ein drittes Mal versuchte er es. Erst nach einer geraumen Weile glaubte er hinter der Tür ein Schlurfen zu vernehmen. Tatsächlich wurde ein Riegel zurückgeschoben, und die Tür schwenkte wider Erwarten lautlos einen Spalt weit auf.
    Ein Auge erschien in der Öffnung, musterte den Pater von oben bis unten, dann schlug die Tür wieder zu.
    Padre Antonio war zu verblüfft, als dass er hätte reagieren können. Bis er den Fuß vorgesetzt hatte, war es bereits zu spät. Die Pforte war geschlossen. Wieder klopfte er das Zeichen, wieder musste er warten. Diesmal öffnete sich die Tür nicht mehr.
    »Was wollt Ihr? Woher kennt Ihr das Zeichen?«, rief ein Mannhinter der Tür. Der Stimme nach musste der Kerl mindestens hundert sein.
    »Ich komme im Auftrag des ehemaligen päpstlichen Nuntius und jetzigen Kardinals Hieronymus Aleander. Er kauft regelmäßig bei Euch«, erklärte Padre Antonio.
    Sein Gegenüber blieb zuerst stumm, und der Pater verlor bereits die Hoffnung, eine Antwort zu erhalten. Doch dann schnarrte die Stimme hinter der Tür wie ein morscher Balken, der durchhängt.
    »Ich kenne keinen Nuntius – und einen Kardinal gleich gar nicht!«, kam die Antwort.
    Jetzt war der Geistliche verblüfft. Der Kardinal hatte ihm gesagt, dieser Mann würde ihn nicht nur kennen, er würde mit seinem Namen auch Tür und Tor für ihn öffnen. Von drinnen hörte er, wie sich der Alte langsam entfernte.
    Fieberhaft überlegte Padre Antonio, was er falsch gemacht haben könnte, bis ihm einfiel, dass der Alte, wenn er denn einige Jahre keine Verbindung zu seinem Herrn Aleander gepflegt hatte, womöglich von dessen Arbeit als Nuntius am französischen Hof und von der Kardinalswürde nichts erfahren hatte. »Mein Herr war Leiter der

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