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Die Botschaft Der Novizin

Die Botschaft Der Novizin

Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gefahr, hinter dem Zugang den heimlichen Beobachter noch anzutreffen, verstärkte Isabella ihre Bemühungen und wollte den Stuhl des Beichtigers verrücken, damit sie die Rückwand begutachten konnte. Doch der rührte sich nicht, als wäre er festgenagelt. Ein leichter Schauer lief durch ihren Körper, als sie begriff, was das bedeutete: Der Stuhl gehörte zum Türsystem. Sie setzte sich darauf, immer mit einem halben Ohr bei Suor Ablata und ihren Schlafgeräuschen. Mit den Fingern untersuchte sie die Oberseite der Lehnen, dann deren Unterseite – und frohlockte schließlich. Unter der linken Lehne befand sich ein Hebel, ähnlich dem Abzug einer Arkebuse. Als sie mit dem Zeigefinger daran zog, klickte es leicht und die Rückwand drehte sich mitsamt dem Stuhl des Beichtigers nach außen. Rasch stand Isabella auf, schlüpfte an dem Stuhl vorbei und zog die Tür ganz auf.
    Es öffnete sich ein schmaler Durchgang, der nicht mehr zu sein schien als ein dunkles Loch. Soweit Licht einfiel, erstreckte sich grobes, offenes Mauerwerk. Niemand war mehr hier, nur ein merkwürdig süßer Geruch war zurückgeblieben, der nicht so recht in diesen Durchgang passen wollte. Kurz schloss Isabella ihre Augen und versuchte sich diesen Geruch einzuprägen. Danach betrat sie den Durchgang, der sich hinter der Tür leicht erweiterte, und stieß bereits nach wenigen Fuß auf das Ende des Ganges. Er wurde hier nicht von einer Holztür versperrt, sondern endete hinter einem Bild. Sie konnte die Leinwand sehen und erkannte auch, dass kleine Löcher hineingestochen worden waren, durch welche man hindurchblicken konnte. Eine Metallstange steckte in einer Öse und hielt den Zugang verschlossen. Sie hob die Stange, drückte sanft gegen den Rahmen, und das Bild schwang auf.
    Sie stand in einem der Gänge, die zum Kreuzgang hinüberführten. Sie wusste genug. Am Bildrücken, der von einem H-förmigen Lattenrost gestützt war, war ein Griff befestigt, mitdem man die Scheintür zuziehen konnte. Vorsichtig schloss sie diese wieder und führte die Stange in die Öse. Danach kehrte sie um, schlüpfte aus dem Gang, zog an einem Beschlag – eben dem, der sich hatte bewegen lassen – die Tür wieder hinter sich zu und setzte sich in den Stuhl des Beichtigers. Jetzt musste sie nur noch herausfinden, wer sie beobachtet hatte. Zudem reifte ein Entschluss in ihr. Sie würde wiederkommen und ihren Schlüssel ausprobieren. Nachts, bevor zu den Vigilien geläutet wurde.
    Sie nahm ihre Utensilien, verstaute sie wieder hinter dem Altarbild und trat vor Schwester Ablata hin.
    »Suor Ablata«, hauchte sie. »Ich bin fertig. Was soll ich jetzt tun?«
    Die Nonne öffnete die Augen, und Isabella sah, wie sich ihr ein Unmut über die frühe Störung ins Gesicht schrieb. Vielleicht war es auch nur der Ärger darüber, eingenickt zu sein.
    »Habe ... habe ich ... ich etwa geschlafen?«, stotterte sie.
    »Nur kurz, ehrwürdige Mutter. Zwischendurch habt Ihr mir Anweisungen gegeben. Ich habe mich daran gehalten.« Isabella hoffte, der Herr würde ihr diese kleinen Notlügen verzeihen. Auf Signora Ablata hatten sie jedenfalls eine beruhigende Wirkung. Offensichtlich daran gewöhnt, sich an Ereignisse der jüngsten Vergangenheit nicht erinnern zu können, nickte sie und schickte sie in ihre Zelle. »Bis zur Vesper hast du frei«, verkündete sie großzügig.
    Isabella verbeugte sich, küsste den Ring der Ordensschwester und verließ den Raum. Sie nahm den Umweg über den Kreuzgang und blieb vor einem Bild stehen, das eine Szene aus dem Leben Marias zeigte: die Geburt der Gottesmutter.
    Von diesem Bild aus ging sie jedoch nicht zurück in ihre Zelle, sondern in den Besucherraum. Sie hatte schließlich nach der Sext eine Verabredung.

KAPITEL 17 Padre Antonio war unzufrieden mit sich.
    Zum einen hatte er sich in dieser Educanda getäuscht. Sie war zu vorsichtig und offenbar noch nicht lange genug hinter den Klostermauern, um sich einschüchtern zu lassen. Zu plump war er vorgegangen, zu unvorsichtig, zu auffallend an ihr interessiert.
    Zum anderen war ein Bote mit einem Brief des Bibliothekars eingetroffen. Zwischen zwei Verhören hatte er einen kurzen Blick in das Schreiben geworfen. Der Alte wollte ihn sehen – und zwar dringend. Nun, der Sammler konnte durchaus ein wenig warten. Im Augenblick grübelte Padre Antonio über einem anderen Problem. Waren die beiden Todesfälle nur das Ergebnis eines Mörders, der hier sein Unwesen trieb und aus Eifersucht oder sonstigen

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