Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
Vom Netzwerk:
ist mit Städten, deren Grundriss auf einem Kreis beruht, wie zum Beispiel Wien, Karlsruhe oder Bagdad?«, fragte ich.
    Meine Frage sollte auf unverhoffte Weise beantwortet werden, denn just in dem Moment, als wir aus einem Wäldchen aus uralten Linden hinaustraten, erblickten wir den Turm. Jefferson und ich blieben beide wie angewurzelt stehen.
    Die Colonne Détruite - oder geborstene Säule, wie der Turm genannt wurde - war von jenen, die sie gesehen hatten,
schon oft beschrieben worden, und es existierten zahlreiche Zeichnungen und Stiche, die sie abbildeten. Aber all das konnte mich nicht auf den Eindruck vorbereiten, der sich mir bei ihrem Anblick bot.
    Es war ein Wohnhaus in Gestalt einer riesigen geborstenen Säule von achtzig Fuß Höhe, mit einem gezackten oberen Rand, sodass es aussah, als wäre sie durch einen Blitzschlag zersprungen. Rundherum befanden sich je eine Reihe ovale, quadratische und rechteckige Fenster. Als wir das Säulenhaus betraten, erblickten wir in seinem Zentrum eine Wendeltreppe, erleuchtet von natürlichem Licht, das durch ein Oberlicht hereinfiel. Am oberen Rand der Umfassungsmauer hingen zwischen Rankpflanzen, die von unten an der Mauer hochkletterten, Körbe mit exotischen Blumen.
    Als ich Jefferson die Treppe hoch folgte, bestaunte ich die raffinierte Gestaltung der Innenräume. In jedem der runden Stockwerke befanden sich zwei ovale Räume und dazwischen fächerförmig angeordnete Salons. Zusätzlich zu den vier lichtdurchfluteten oberirdischen Etagen gab es noch zwei Kellergeschosse, die im Dunkeln lagen. Ganz oben, rund um die Wendeltreppe herum, befand sich unter dem Oberlicht noch eine Art Dachboden. Durch die ovalen Fenster im vierten Stock hatte man einen großartigen Blick auf den Park mit der Pyramide, den gotischen Ruinen, den Tempeln, einem chinesischen Pavillon und einem Tatarenzelt.
    »Erstaunlich«, sagte Jefferson, als wir unsere Besichtigung beendet hatten und wieder im Erdgeschoss eintrafen - wieder auf der Welt, wie es uns schien. »Genau wie die auf einem Kreis basierenden Städte, von denen Sie sprachen, aber eher eine Zitadelle, eine Festung - die Festung, denn es handelt sich um einen zerstörten siebenstöckigen Turm wie den biblischen Turm, der einst als Altar, als Leiter zu Gott errichtet wurde.«

    »Der gesamte heutige Ausflug scheint mir Symbolkraft zu besitzen«, stimmte ich zu. »Aus der Sicht des Künstlers ist alles wie eine in die Landschaft gemalte Geschichte: die Geschichte von Babylon, die sich durch die ganze Bibel hindurchzieht. Zuerst seine legendäre Geschichte als eine Folge wundersamer Gärten - Eden im Zweistromland, die Hängenden Gärten von Babylon, eins der sieben Weltwunder. Dann seine Verknüpfung mit den vier Elementen. Die Erde - das magische Quadrat, das Sie in der Pyramide erkannt haben. Und die beiden biblischen Katastrophen - die Zerstörung des Turms zu Babel, ein Symbol für die Luft, den Himmel, Sprache und Stimme, und die große Flut in Mesopotamien, das Symbol für Wasser. Und zum Schluss natürlich die Apokalypse - die endgültige Zerstörung der einst prächtigen Stadt durch das Element Feuer.«
    »In der Tat«, sagte Jefferson. »Aber nachdem das Eden des Ostens, Babylon, zerstört ist, wird es laut Johannes im Buch der Offenbarung durch ein neues magisches Quadrat ersetzt, durch eine Zwölf-mal-zwölf-Matrix, die vom Himmel herabkommt: das neue Jerusalem.«

    Nachdem Maria Cosway ihre Geschichte beendet hatte, ließ sie ihren Blick über die Gesichter ihrer Zuhörer schweifen, dann senkte sie nachdenklich den Kopf. Lange Zeit sagte niemand ein Wort.
    Haidée fand jedoch, dass etwas an der Geschichte merkwürdig war. Sie schaute Kauri an, der neben ihr hockte, und der nickte ihr aufmunternd zu. Schließlich stand Haidée, die still zwischen Kauri und Byron gesessen hatte, auf, ging zu Maria und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Madame Cosway«, sagte Haidée, »Sie haben uns eine Geschichte
erzählt, die stark von dem abweicht, was uns bisher bekannt ist. Wir alle glauben, dass Ihre Geschichte eine Anspielung auf die andere Matrix von acht mal acht ist, das Schachbrett. Aber noch bevor Mr Jefferson etwas von dem Montglane-Schachspiel wissen konnte, noch bevor es ausgegraben wurde, war er davon überzeugt, dass nicht die Figuren, sondern das Brett selbst - die Matrix, wie er sich ausgedrückt hat - das Wichtigste ist. Hat er Ihnen gesagt, was ihn zu dieser Meinung veranlasst hat?«
    »Wie jeder weiß«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher