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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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das die materielle Welt repräsentiert. Mit anderen Worten: Sie wollten den Himmel auf die Erde holen.«
    »Die Vermählung von Geist und Materie, also von Kopf und Herz«, stimmte ich zu. »Mein Mann und ich beschäftigen uns schon seit vielen, vielen Jahren mit alten Mysterien wie diesem.«
    »Schon so lange?«, fragte Jefferson mit einem gewinnenden Lächeln. »Dabei wirken Sie kaum älter als zwanzig, und es wundert mich, dass eine so junge, attraktive Frau sich von den anmaßenden Vorträgen eines älteren Staatsmannes wie mir beeindrucken lassen sollte.«
    »Ich bin sechsundzwanzig«, antwortete ich ihm und erwiderte sein Lächeln. »Aber Mr Cosway ist genauso alt wie Sie. Ich bin es also gewöhnt, mir tagtäglich derart anregende Gedanken anzuhören! Ich hoffe, dass Sie mir noch mehr davon anvertrauen.«
    Jefferson, erfreut über meine Antwort, nahm meinen Arm, und wir schlenderten weiter durch den Park.
    »Eine Vermählung von Kopf und Herz, sagten Sie?« Er wiederholte meine Worte mit einem ironischen Unterton, während er mich aus seiner luftigen Höhe herab anschaute. »Das mag vielleicht eine uralte Weisheit sein, meine Liebe. Ich muss jedoch gestehen, dass mein Kopf und mein Herz häufig miteinander im Streit liegen, anstatt sich auf den Gang zum Altar vorzubereiten.«
    »Welche Differenzen mögen wohl Ihre Organe zu solchen Zwistigkeiten veranlassen?«, fragte ich ihn amüsiert.
    »Können Sie sich das nicht vorstellen?«, entgegnete er überraschenderweise.
Ich schüttelte den Kopf und hoffte, dass der Schatten meiner Haube ausreichte, um meine geröteten Wangen zu verbergen.
    »Dann verspreche ich Ihnen, meine Gedanken demnächst schriftlich für Sie festzuhalten.«
    Er fügte noch hinzu: »Aber vorerst sagt mir mein Kopf, der zuständig ist für alle mathematischen und architektonischen Probleme wie die Tragkraft eines Bogengewölbes oder die Quadratur des Kreises, dass der quadratische Grundriss unserer Pyramide - mit einem Verhältnis von neun mal neun - eine weitere wichtige Bedeutung hat. Wenn wir bei Herodot nachlesen, stellen wir fest, dass der Lageplan der Stadt Babylon dieselben Proportionen hatte, nämlich neun mal neun Meilen. Dies bringt uns auf ein faszinierendes mathematisches Rätsel, von dem Sie vielleicht noch nicht gehört haben - das ›magische Quadrat‹ -, bei dem in jedes Kästchen dieser Neunmal-neun-Matrix eine Zahl eingetragen wird, und zwar so, dass alle Zahlen, quer, senkrecht und diagonal addiert, dieselbe Summe ergeben.
    Mein Vorgänger als amerikanischer Botschafter in Frankreich, Benjamin Franklin, war ein Experte des magischen Quadrats. Er glaubte, dass es bereits in den alten Kulturen von China, Ägypten und Indien bekannt war. Er vertrieb sich die Zeit mit dem Ausfüllen der Quadrate, während er an Kongresssitzungen teilnahm. Er hat sogar behauptet, er könne sich ein magisches Quadrat so schnell ausdenken, wie er die Zahlen in die Kästchen schrieb, und er entwickelte viele geniale Lösungswege, um solche Zahlen zu finden.«
    »Hat Mr Franklin die Formel für das Quadrat von Babylon entdeckt?«, fragte ich, froh, mich wieder auf sichererem Boden zu bewegen.
    Ich muss jedoch gestehen, dass ich den wahren Grund für
mein Interesse für mich behielt. Für Richards Sammlung seltener esoterischer Werke hatte ich selbst Kopien angefertigt, zum Beispiel von Dürers berühmtem Stich eines magischen Quadrats aus dem Jahre 1506, das darstellte, in welchem Zusammenhang es zum Goldenen Schnitt des Pythagoras und zu Euklids Elementen steht.
    »Franklin hat sogar noch mehr geleistet!« Jefferson schien erfreut über meine Frage. »Er glaubte, mit der Rekonstruktion der alten Formeln für alle diese Quadrate beweisen zu können, dass jede Stadt, deren Grundriss ein solches Raster zugrunde lag, errichtet worden war, um die speziellen Kräfte dieser Formel anzurufen sowie ihrer geheimen Zahl, ihres Planeten und ihres Gottes.
    Natürlich war Franklin Freimaurer, ebenso wie unser General Washington, und er war in gewisser Weise ein Mystiker. Aber in Wahrheit ist an dieser Idee nicht viel Mystisches. Alle großen alten Zivilisationen, von China bis hin zu den beiden Amerikas, errichteten neue Städte, um ihre Herrschaft zu etablieren. Und indem sie Städte in Form eines magischen Quadrats errichteten, wollten die Alten eine neue Weltordnung erschaffen, eine Ordnung, die nur von sesshaften Völkern entwickelt werden kann - von Architekten der Ordnung, wenn Sie so wollen.«
    »Aber was

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