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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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eines zitternden, verwirrten Kindes nimmt. »So einfach geht das nicht. Ich habe das Konto auf der Gemeinschaftsbank gesehen; die Eintragungen reichen weit zurück. Sie stimmen mit all den Dingen überein, die ich erfahren habe.«
    »Aber dieses Konto, diese Eintragungen - die hätten gestern oder letzte Woche oder vor sechs Monaten geschehen können. Alles, was du über dich gehört oder gelesen hast, kann Teil eines teuflischen Plans sein, den die ausgeheckt haben. Die wollen, daß du Cains Platz einnimmst. Du bist nicht Cain, aber sie wollen, daß du das glaubst, wollen, daß andere glauben, daß du Cain bist. Aber es gibt jemanden, der weiß, daß du nicht Cain bist, und der versucht, dir das zu sagen. Ich habe auch meine Beweise, mein Geliebter lebt, aber zwei Freunde sind tot, weil sie sich zwischen dich und denjenigen stellten, der dir die Nachricht sandte, der versuchte, dein Leben zu retten. Sie sind von denselben Leuten getötet worden, die dich anstelle von Cain Carlos in die Hände treiben wollen. Du hast vorher gesagt, alles paßte zusammen. Das hat es nicht, Jason. Aber das jetzt paßt! Es erklärt dich.«
    »Eine leere Schale, die sich an nichts erinnert? Die von Dämonen heimgesucht wird, Dämonen, die in seinem Inneren herumlaufen und gegen die Wände schlagen? Keine angenehme Aussicht.«
    »Das sind keine Dämonen, Darling. Das bist du -Bruchstücke deiner Erinnerung, die wütend, ärgerlich sind, schreien und hinaus wollen, weil sie nicht in die Schale gehören, die du ihnen gegeben hast.«
    »Und wenn ich diese Schale kaputtmache, was finde ich dann?«
    »Wahrheit. Manches wird dir gut vorkommen, manches schlecht, und viele Wunden werden dich schmerzen. Aber Cain wird nicht da sein, das verspreche ich dir. Ich glaube an dich, Darling. Bitte, gib nicht auf.«
    Er verlor nicht die Fassung. Zwischen ihnen war etwas wie eine gläserne Wand. »Und wenn wir uns irren? Endgültig! Was dann?«
    »Dann verlaß mich sofort. Oder töte mich. Mir ist es gleichgültig.«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich weiß. Deshalb habe ich keine Angst.«
    »Ich habe im Büro der Lavier zwei Telefonnummern gefunden. Die erste in Zürich, die andere hier in Paris. Mit etwas Glück führen mich diese Nummern auf die richtige Spur.«
    »New York? Treadstone?«
    »Ja. Dort liegt die Antwort. Wenn ich nicht Cain bin, dann weiß derjenige, dem diese Nummer gehört, wer ich bin.«
    Sie fuhren nach Paris zurück, weil sie der Meinung waren, innerhalb der Menschenmassen weniger aufzufallen, als in einem einsam gelegenen Landgasthof. Ein blonder Mann mit einer Schildpattbrille und eine Frau, deren herbe, aparte Schönheit etwas streng wirkte und die das Haar wie eine Studentin der Sorbonne in einem Knoten im Nacken trug, würden in Montmartre nicht auffallen. Sie nahmen ein Zimmer im >Terrasse< an der Rue de Maistre und trugen sich als Ehepaar aus Brüssel ein.
    Als man ihnen ihr Zimmer zugewiesen hatte, verharrten sie eine Weile. Sie schwiegen, weil ihnen Worte überflüssig erschienen. Sie sahen sich an und umarmten sich. Die Welt, die ihnen keinen Frieden gönnte, die sie dazu zwang, sich außerhalb der menschlichen Gemeinschaft zu bewegen, versank um sie herum. In diesem Augenblick mußte Bourne Bourne sein. »Wir wollen schlafen«, sagte er. »Schlafen. Es wird ein langer Tag werden.«
    Sie liebten sich, sanft und zärtlich. In der Geborgenheit des Bettes gaben sie sich einander vorbehaltlos hin. Plötzlich mußten sie beide kichern. Es war ein verlegenes Kichern, das bald einem hemmungslosen Lachen Platz machte. Es brach aus ihnen hervor wie eine Flut, der sie nicht Einhalt gebieten konnten. Es half ihnen, die schrecklichen Visionen einer entmenschlichten Welt zu vergessen. Blühende Gärten, Sonnenlicht und blaues Wasser ersetzte die Finsternis.
    Erschöpft schliefen sie ein, wie Kinder hielten sie sich die Hände.
    Bourne erwachte als erster, hörte das Hupen der Autos weit unten auf den Straßen. Er sah auf die Uhr; es war zehn Minuten nach ein Uhr nachmittags. Sie hatten fast fünf Stunden geschlafen. Der Tag versprach lang zu werden. Er wußte noch nicht, was sie tun würden; er wußte nur, daß es zwei Telefonnummern gab, die ihn zu einer dritten führen mußten. In New York.
    Er wandte sich Marie zu, die tief atmend neben ihm lag, das Gesicht - ihr schönes, liebliches Gesicht - halb vom Kissen verdeckt, die Lippen geöffnet, nur wenige Zoll von den seinen. Er küßte sie, und sie legte mit immer noch geschlossenen Augen die

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