Die Bourne Intrige
über das Brett hinweg, doch das morsche Holz barst und zersplitterte, als das Vorderrad die Erde auf der anderen Seite erreichte. Das Motorrad geriet ins Schleudern, und sie hatten Mühe, sich oben zu halten und nicht irgendwo zwischen den Bäumen zu landen.
Ihr Verfolger beschleunigte und sprang mit seiner Maschine über den Graben. Er folgte Bourne und Moira einen steilen Waldweg voller Steine und Baumwurzeln hinunter.
Der Weg wurde immer steiler, Moira klammerte sich an Jason fest, und er spürte, wie ihr Herz in ihrer Brust pochte und ihr Atem an seiner Wange immer schneller ging. Beängstigend knapp flogen die Bäume zu beiden Seiten an ihnen vorbei. Das Motorrad bäumte sich auf wie ein Pferd, und Bourne hatte alle Mühe, es unter Kontrolle zu halten. Als der Weg kaum noch steiler werden konnte, ging es plötzlich über eine Reihe von Felsstufen weiter, über die sie mit atemberaubender Geschwindigkeit hinunterratterten. Moira riskierte einen Blick über die Schulter und sah den Indonesier über den Lenker seines Motorrads gebeugt, fest entschlossen, sie einzuholen.
Plötzlich war die Naturtreppe zu Ende, und der Weg ging nicht mehr ganz so steil weiter. Ihr Verfolger nahm wieder seine Waffe zur Hand, doch Bourne schnitt mit dem Messer, das er dem alten Mann abgenommen hatte, ein paar Bambusstauden ab. Die dünnen Bambusstängel fielen quer über den Weg, und der dunkelhäutige Mann musste sich die Pistole zwischen die Zähne klemmen und seine ganze Fahrkunst aufbieten, um nicht im Wald zu landen.
Der Pfad wurde flacher, und sie rasten an kleinen Hütten vorbei, an Männern, die ihre Äxte schwangen oder in Töpfen über dem Feuer rührten, an Frauen mit Babys im Arm und an den allgegenwärtigen wilden Hunden, die vor den dröhnenden Motorrädern Reißaus nahmen. Sie befanden sich offensichtlich am Rande eines Dorfes. Konnte es Tenganan sein?, fragte sich Bourne. Hatte Suparwita diese Verfolgungsjagd vorhergesehen?
Wenig später kamen sie durch einen steinernen Torbogen in das eigentliche Dorf. Die Kinder, die vor dem Schulhaus Federball spielten, hielten inne und starrten auf die vorbeirasenden Motorräder. Hühner flatterten kreischend auseinander, und Kampfhähne, die pink, orange und blau gefärbt waren, warfen in ihrer Aufregung ihre geflochtenen Käfige um. Dies wiederum machte die Kühe und Kälber unruhig, die in der Mitte des Dorfes lagen.
Wie alle Dörfer, die auf einem Hügel lagen, war auch dieses in Terrassen angelegt. Zwischen festgestampfter Erde und wild wucherndem Gras führten Steinrampen zur nächsten Ebene hinauf. Im Zentrum stand eine offene Versammlungshalle, wo die Angelegenheiten des Dorfes besprochen wurden. Zu beiden Seiten wurden in Geschäften die berühmten Ikat-Webereien angeboten. Als Bourne in dem Durcheinander von rennenden Menschen und kreischenden Tieren das Schild des ersten Geschäfts sah, lief es ihm kalt über den Rücken. Das musste tatsächlich Tenganan sein. Suparwita hatte also Recht gehabt, als er ihnen vorhersagte, dass sie gleich in dieses Dorf fahren würden.
In dem allgemeinen Chaos, das im Dorf ausbrach, zerriss Bourne eine Wäscheleine, und die Kleidungsstücke wurden hochgewirbelt und sanken hinter ihnen zu Boden. Er lenkte das Motorrad geschickt durch eine schmale Gasse und fuhr dann den Weg zurück, auf dem sie gekommen waren.
Bourne blickte sich kurz um und sah, dass er den Indonesier nicht abgeschüttelt hatte. Auch die vor ihm durch die Luft flatternde Wäsche hatte ihn nicht aufhalten können. Bourne beschleunigte und vergrößerte den Abstand ein wenig, dann wendete er abrupt und brauste an seinem Verfolger vorbei aus dem Dorf. Doch auch das schien den Mann kein bisschen zu überraschen – es war fast so, als hätte er dieses Manöver erwartet. Er holte auf, zog seine Pistole und feuerte. Bourne riss das Motorrad herum, als ein zweiter Schuss knapp seine linke Schulter verfehlte. Schließlich lenkte er seine Maschine in die §einzige Richtung, die ihm noch offenstand, und brauste über die holprige harte Erde und die Steinrampen, um seinem hartnäckigen Verfolger zu entkommen.
Leonid Arkadin hörte im Halbdunkel des Waldes das Dröhnen der Motoren über dem gleichförmigen Sprechgesang, der aus den Mauern des Tempels hervordrang, den er von seiner Position aus ganz überblicken konnte. Er hob sein Parker Hale M85 an die Schulter und spähte durch das Schmidt & Bender-Zielfernrohr.
Er war jetzt ganz ruhig, seine innere Unruhe war einer
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