Die Bourne Intrige
1. September nur noch eine Bezahlung in Gold oder Diamanten akzeptiert werde. Was ihn an dieser Sitzung beunruhigte, war, dass Oliver Liss, eines der drei Gründungsmitglieder und der Mann, dem gegenüber er Rechenschaft ablegte, nicht anwesend war.
Gleichzeitig dachte er auch an Moira, die ihm seit einiger Zeit ein Dorn im Auge war. Sie war ständig in irgendeinem Winkel seiner Gedanken präsent, seit sie Black River verlassen und ihre eigene Firma gegründet hatte. Damit war sie seine direkte Konkurrentin – denn Perlis nahm ihr Ausscheiden und den nachfolgenden Verrat sehr persönlich. Es war nicht das erste Mal, dass ihm so etwas passierte, aber er schwor sich, dass es das letzte Mal sein würde. Das erste Mal … nun, es gab gute Gründe, nicht daran zu denken. Er hatte es seit Jahren nicht mehr getan, und er würde sich hüten, es ausgerechnet jetzt zu tun.
Wie sollte er es nicht persönlich nehmen, sagte er sich, wenn sie herging und ihm seine besten Leute abspenstig machte? Wie bei einem verschmähten Liebhaber, der auf Rache sinnt, verwandelte sich seine lange unterdrückte Zuneigung zu ihr in blanken Hass – nicht nur auf sie, sondern auch auf sich selbst. Als sie noch unter seiner Kontrolle stand, hatte er sich zu reserviert verhalten, er hatte seine Chance verpasst, wie er sich voller Bitterkeit eingestehen musste. Und jetzt war sie weg, außerhalb seines Einflussbereiches und noch dazu in direkter Konkurrenz zu ihm. Er versuchte sich, so gut es ging, mit der Tatsache zu trösten, dass ihr Liebhaber Jason Bourne tot war. Er wünschte ihr jetzt nur noch das Schlimmste, er wollte sie nicht bloß besiegen, sondern dermaßen demütigen, dass sie sich nie wieder davon erholte. Mit weniger würde sich sein Durst nach Rache nicht stillen lassen.
Als sein Satellitentelefon klingelte, nahm er an, dass es Bud Halliday war, um ihm das Startsignal für die letzte Phase von Pinprick zu geben, doch es war nicht der Verteidigungsminister, sondern Humphry Bamber, den er in der Leitung hatte.
»Bamber«, rief er, »wo zum Teufel sind Sie?«
»In meinem Büro, Gott sei Dank.« Bambers Stimme klang irgendwie dünn und metallisch. »Ich konnte nach einer Weile abhauen, weil diese Frau, diese Moira Soundso, zu schwer verletzt war, um mich lange festzuhalten.«
»Ich habe von der Explosion gehört«, sagte Noah wahrheitsgemäß, natürlich ohne zu erwähnen, dass er sie angeordnet hatte, um zu verhindern, dass Veronica Hart und Moira Bamber so lange bearbeiteten, bis er ihnen von Bardem erzählte. »Sind Sie okay?«
»Ein paar Kratzer, in drei Tagen bin ich wieder voll einsatzfähig«, antwortete Bamber, »aber Noah, es gibt da etwas, was ich Ihnen sagen muss. Ich habe da ein Problem in der Version von Bardem entdeckt, die Sie verwenden.«
Noah blickte auf die Flüsse hinaus, die Lebensadern für Nordafrika. »Was für ein Problem? Wenn das Programm einen Sicherheitspatch braucht – vergessen Sie’s. Ich werde es nicht mehr lange brauchen.«
»Nein, nichts in der Art. Es ist ein Rechenfehler; das Programm liefert keine exakten Daten.«
Nun war Noah doch beunruhigt. »Wie zum Teufel konnte das passieren, Bamber? Sie haben einen Haufen Geld für diese Software bekommen, und jetzt sagen Sie mir …«
»Beruhigen Sie sich, Noah, ich habe den Fehler schon korrigiert. Ich kann es Ihnen sofort schicken – Sie müssen nur alle Ihre Programme beenden.«
»Ich weiß, ich weiß – schließlich haben Sie mir schon genug Versionen von Bardem geschickt.«
»Noah, Sie haben keine Ahnung, wie komplex dieses Programm ist – ich musste ja buchstäblich Millionen von Faktoren einbeziehen, und Sie wollten es auch noch im Rekordtempo haben.«
»Hören Sie schon auf, Bamber. Das Letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist ein Vortrag von Ihnen. Dann machen Sie die verdammte Sache, wenn es sein muss.« Perlis’ Finger huschten über die Tasten des Laptops, um alle Programme zu beenden. »Aber kann ich mich darauf verlassen, dass die letzten Parameter, die ich eingefügt habe, noch da sind, wenn ich die neue Version starte?«
»Hundertprozentig, Noah. Dafür hat Bardem ja auch einen so riesigen Cache.«
»Wehe, es fehlt etwas«, sagte Noah und fügte in Gedanken hinzu: Nicht jetzt, wo wir fast am Ziel sind .
»Keine Sorge. Sagen Sie’s mir einfach, wenn Sie so weit sind«, schlug Bamber vor.
Alle Programme waren beendet, doch es dauerte noch eine Weile, bis er aus der komplexen Black-River-Sicherheitssoftware ausgestiegen war.
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