Die Bourne Intrige
Nordafrika, um Nikolaj Jewsens Waffenlieferanten und seine Kunden zu finden. Und du?«
»Ich habe mit Iwan Wolkin gesprochen …«
»Ja, er hat’s mir gesagt. Der Alte mag dich irgendwie.«
»Als Arkadin erfuhr, dass sein Attentat auf mich fehlgeschlagen war, dachte er sich einen anderen Plan aus. Er wollte mich hierherlocken. Warum, das weiß ich auch nicht.«
Mit einem kurzen Blick auf die Leiche, die auf der anderen Seite des Raumes lag, sagte Karpow: »Das ist ein Rätsel, eines von so vielen hier. Wir wollten Jewsens Lieferanten und Kunden finden, aber die Festplatten auf seinen Servern wurden offenbar gelöscht.«
»Das hat nicht Jewsen getan«, erwiderte Bourne. Er stand auf, und Boris ebenfalls. »Er war mit Tracy hier, er hatte keine Ahnung, dass ihr hier auftaucht.«
Boris kratzte sich am Kopf. »Warum wollte Arkadin, dass du hierherkommst, und warum hat er ausgerechnet diese schöne junge Frau als Lockvogel benutzt?«
»Schade, dass wir Jewsen nicht mehr fragen können«, sagte Bourne. »Bleibt die Frage: Wer hat Jewsens Server gelöscht? Da hat jemand sein ganzes Netzwerk mitgehen lassen. Es muss einer von Jewsens eigenen Männern gewesen sein – jemand, der die Zugangscodes zu den Servern hatte.«
»Bis jetzt ist noch jeder verschwunden, der es gewagt hat, sich mit Jewsen anzulegen.«
»Solange er gelebt hat.« Bourne hatte inzwischen genügend Fäden des Netzwerks gefunden, um sich ein Bild zu machen. Er forderte Karpow mit einer Kopfbewegung auf mitzukommen. »Aber sieh ihn dir jetzt an, er ist für niemanden mehr eine Gefahr, auch nicht für Arkadin.«
Boris’ Miene verdunkelte sich. »Arkadin?«
Sie gingen hinaus auf den Flur, der von Boris’ Leuten gesichert war, und weiter zur Toilette.
»Ich sag meinem Sanitäter, dass er dich untersuchen soll.«
Bourne winkte ab. »Mir fehlt nichts, Boris.« Er staunte über Arkadins dämonisches Genie.
Bourne trat an eines der Waschbecken und begann sich das Blut abzuwaschen. Karpow reichte ihm eine Handvoll Papiertücher.
»Überleg doch, Boris, warum hat mich Arkadin hierhergelockt – und wie du gesagt hast, mit einer schönen jungen Frau?« Es schmerzte ihn, von Tracy zu sprechen, aber er hatte andererseits ein Rätsel zu lösen und musste sich vor allem gegen einen tödlichen Feind wehren.
Karpows Augen leuchteten plötzlich auf. »Arkadin hat darauf gezählt, dass du Jewsen tötest?«
Bourne spritzte sich lauwarmes Wasser ins Gesicht, und die kleinen Schnittwunden brannten wie Brennnesseln. »Oder dass Jewsen mich tötet. Er hätte so oder so dabei gewonnen.«
Karpow schüttelte sich wie ein Hund, der vom Regen ins Trockene kommt. »Wenn das stimmt, dann hat er vielleicht auch gewusst, dass wir das Haus stürmen werden. Er wollte sicher nicht, dass Jewsen etwas über ihn oder jemand anderen ausplaudert. Verdammt, ich habe den Mann unterschätzt.«
Bourne wandte sein blutverschmiertes Gesicht dem Oberst zu. »Er ist kein gewöhnlicher Mann, Boris. Er hat Treadstone absolviert, so wie ich. Alex Conklin hat Arkadin zu einer perfekten Kampfmaschine ausgebildet, damit er Geheimoperationen durchführt, die kein anderer machen könnte.«
»Und wo ist dieser teuflische Kerl jetzt?«, fragte Boris.
Bourne wischte sich das Gesicht mit den Papiertüchern ab. Sie verfärbten sich rosa. »Tracy hat es mir verraten, bevor sie starb. Jewsen hat angeblich gesagt, dass er in Aserbaidschan ist, in Bergkarabach.«
»Ziemlich gebirgig, ich kenne es gut«, sagte Boris. »Ich habe schon herausgefunden, dass es eine der Zwischenstationen von Jewsens Waffentransporten hier auf diesen Kontinent war.«
»Interessant.« Bourne betrachtete sein Gesicht im Spiegel – die Verletzungen waren zwar zahlreich, aber nur oberflächlich. Wessen Spiegelbild blickte ihm da entgegen? Tracy hätte diese Frage gut verstanden, sie hatte sich das sicher auch oft gefragt. »Iwan hat mir gesagt, dass Arkadin die Östliche Bruderschaft übernommen hat, und damit wäre er auch der Anführer der Terroristen von der Schwarzen Legion. Vielleicht will er auch in Jewsens Waffengeschäft mitmischen.«
Dann fiel Bournes Blick auf den Goya, den Karpow gegen die Fliesenwand gelehnt hatte. »Kennst du einen gewissen Noah Petersen oder Perlis?«
»Nein, warum?«
»Er ist ein hochrangiger Mitarbeiter von Black River.«
»Die amerikanische Sicherheitsfirma – gut bezahlte Söldner für eure Regierung.«
»Ganz richtig.« Bourne ging mit ihm auf den Flur hinaus, wo es nach
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