Die Bourne Intrige
ein Skandal, aber trotzdem brillant.«
Bamber stand auf und holte noch eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank. »Aber wie soll das alles funktionieren?«
»In den Details bin ich mir auch nicht sicher, aber klar ist, dass Black River einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat. Ich kann mir ungefähr vorstellen, wie das Ganze gelaufen sein muss; zuerst setzen sich bestimmte Kräfte in der amerikanischen Regierung dafür ein, dass wir etwas gegen das iranische Atomprogramm tun, das den ganzen Nahen und Mittleren Osten zu destabilisieren droht. Wir und andere Länder bemühen uns auf diplomatischem Weg, den Iran dazu zu bewegen, auf die Fortsetzung des Programms zu verzichten, aber der Iran ignoriert alle unsere Bemühungen. Mit einem Wirtschaftsembargo funktioniert es auch nicht besser, weil die Iraner genau wissen, dass wir ihr Öl brauchen, und da sind wir nicht die Einzigen. Außerdem haben sie die strategische Möglichkeit, die Straße von Hormus zu sperren und damit die Öltransporte aller OPEC -Länder in der Region zu blockieren.«
Sie stand auf und stellte ihren Teller in die Spüle, dann kam sie an den Tisch zurück. »Irgendjemand hier in Washington ist offenbar der Meinung, dass wir mit Geduld nichts erreichen.«
Bamber runzelte die Stirn. »Und?«
»Also haben diese Leute beschlossen, etwas zu unternehmen. Sie nützen den Abschuss unseres Flugzeugs, um gegen den Iran in den Krieg zu ziehen, aber sie verfolgen offenbar noch ein anderes Ziel.«
»Pinprick.«
»Genau. Was Bardem uns sagt, ist, dass in dem allgemeinen Durcheinander der Bodeninvasion ein kleiner Trupp von Black-River-Leuten – mit vollem Einverständnis der Regierung – die Ölfelder einnehmen soll, was uns viel bessere Möglichkeiten gibt, unsere wirtschaftliche Zukunft zu gestalten. Mit dem iranischen Öl wären wir nicht länger auf die Saudis, die Iraner oder Venezuela angewiesen, auf überhaupt keines der ölexportierenden Länder. Amerika würde damit über riesige Ölreserven verfügen.«
»Aber es ist doch illegal, sich einfach die Ölfelder zu schnappen, nicht?«
»Sicher. Aber aus irgendeinem Grund scheint das im Moment keinen zu kümmern.«
»Und was wollen Sie jetzt tun?«
Das war natürlich die große Frage. Normalerweise hätte sie jetzt vielleicht Ronnie Hart angerufen, aber Ronnie war tot. Dafür hatte Noah gesorgt – denn es bestand für sie kein Zweifel, dass er dahintersteckte. Sie vermisste Ronnie jetzt mehr als je zuvor – aber gleichzeitig schämte sie sich dafür, dass sie sie vor allem deshalb vermisste, weil sie sie gebraucht hätte. Sie schob den Gedanken beiseite, und da fiel ihr Soraya Moore ein. Sie hatte Soraya über Bourne kennengelernt und mochte sie. Dass Soraya und Bourne sich einmal nahegestanden hatten, störte sie überhaupt nicht; sie neigte nicht zur Eifersucht.
Aber wie sollte sie mit Soraya Kontakt aufnehmen? Sie klappte ihr Handy auf und rief in der CI-Zentrale an. Man sagte ihr, dass Soraya Moore nicht im Land sei. Als sie hinzufügte, dass es dringend sei, sagte ihr der Mann am anderen Ende, dass sie warten solle. Eine Minute verging, ehe der Mann sich wieder meldete.
»Geben Sie mir die Nummer, unter der Director Moore Sie erreichen kann«, sagte er.
Moira nannte ihm ihre Handynummer und beendete das Gespräch – in der Erwartung, dass ihr Anliegen irgendwo unter den vielen Nachrichten verlorenging, die Soraya zweifellos ständig bekam. Deshalb war sie erstaunt, als ihr Handy zehn Minuten später klingelte.
Sie hob das Telefon ans Ohr. »Hallo?«
»Moira? Ich bin’s, Soraya Moore. Wo bist du? Bist du in Schwierigkeiten?«
Moira lachte erleichtert, als sie ihre Stimme hörte. »Ich bin in Washington, und ja, ich bin in Schwierigkeiten. Aber hör zu, ich habe wichtige Neuigkeiten für dich.« Rasch und systematisch berichtete sie der Frau alles, was sie wusste – angefangen von Jay Weston und Steve Stevenson, der zweifellos ebenfalls ermordet worden war, bis zu Ronnie Harts Tod. »Es dreht sich alles um dieses Softwareprogramm, das Noah Perlis in Auftrag gegeben hat.« Sie beschrieb ihr, was Bardem leistete, wie sie zu dem Programm gekommen war und dass sie daraus erfahren hatte, dass Black River vorhatte, die iranischen Ölfelder zu besetzen.
»Was ich nicht verstehe, ist, wie man in der kurzen Zeit nach dem Terroranschlag auf das amerikanische Flugzeug einen so komplizierten Plan entwickeln konnte.«
»Es war kein Terroranschlag«, erläuterte Soraya. »Ich bin gerade
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