Die Bourne Intrige
Narbigen noch übrig war. »Madre de Dios!« , rief er entsetzt.
Bourne stürzte sich auf den Mann, und der Wächter taumelte und ging rücklings zu Boden. Einige Augenblicke kämpften die beiden um die Pistole, dann versetzte ihm Bourne einen Handkantenschlag gegen den Hals, und der Wächter verlor das Bewusstsein.
Bevor sich Bourne von ihm herunterrollte, vergewisserte er sich noch, dass der Puls des Mannes gleichmäßig war, dann ging er zum Waschbecken und hielt den Kopf unter den Wasserhahn, um sich mit dem kaltem Wasser das Blut des Stieres abzuwaschen und gleichzeitig einen klaren Kopf zu bekommen. Mit dem saubersten der Tücher unter dem Waschbecken wischte er sich trocken, dann schleppte er sich – immer noch benommen – zu der Rampe, die in das blendende Licht der Arena führte, wo der triumphierende Matador majestätisch durch die Arena schritt und den Jubel der Menge entgegennahm.
Der Stier lag fast in der Mitte des Kampfplatzes, verstümmelt und vergessen, und die Fliegen summten um seinen reglosen Kopf herum.
Soraya spürte Amun neben sich, als wäre er ein kleines Atomkraftwerk. Wie viele Lügen hatte er ihr erzählt?, fragte sie sich. Hatte er wirklich mächtige Feinde in der ägyptischen Regierung, oder hatten ihm diese Leute nur die Anweisung gegeben, eine Kowsar-Rakete zu besorgen und das amerikanische Passagierflugzeug abzuschießen?
»Eines beunruhigt mich besonders«, sagte er in die kurze Stille zwischen ihnen. »Die Iraner müssen Komplizen gehabt haben, die ihnen geholfen haben hierherzukommen. Der Weg durch den Irak war sicher kein Problem bei dem Chaos dort, aber danach – was für Möglichkeiten hatten sie dann? Die nördliche Route über Jordanien und Sinai hätten sie bestimmt nicht genommen, das wäre zu riskant. Die Jordanier hätten sie gleich erschossen, und auf dem Sinai wären sie wahrscheinlich von einer Patrouille aufgegriffen worden.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, sie müssen über Saudi-Arabien und das Rote Meer gekommen sein, und das heißt, dass sie wahrscheinlich bei Hurghada an Land gegangen sind.«
Soraya kannte die Tourismusstadt am Roten Meer, ein sonniges Mekka für gestresste Urlauber, vergleichbar fast mit Miami Beach. Amun hatte Recht – die lockere Atmosphäre wäre ein idealer Landeplatz für eine kleine Gruppe von Terroristen, die als Touristen oder – noch besser – als ägyptische Fischer auftraten; kein Problem für sie, unerkannt unterzutauchen.
Amun stieg aufs Gaspedal und brauste an Pkws und Lastern vorbei. »Ich habe ein kleines Flugzeug angefordert, das uns nach Hurghada bringen wird, sobald wir am Flugplatz ankommen. Frühstücken können wir an Bord. Dabei können wir uns gleich eine Strategie überlegen.«
Soraya rief Veronica Hart an, die sich sofort meldete. Als sie die Neuigkeiten erfahren hatte, sagte sie: »Der Präsident spricht morgen Vormittag vor dem UN-Sicherheitsrat. Er wird eine Verurteilung des Iran verlangen.«
»Ohne definitive Beweise?«
»Halliday und seine NSA -Leute haben den Präsidenten überzeugt, dass ihr Bericht Beweis genug ist.«
»Ich nehme an, dass du das nicht so siehst«, bemerkte Soraya trocken.
»Ganz sicher nicht. Wenn wir uns wieder in eine so prekäre Lage bringen wie mit den Massenvernichtungswaffen im Irak und sich am Ende herausstellt, dass wir uns geirrt haben, dann wäre das eine echte Katastrophe, politisch und militärisch, weil wir die Welt dann in einen Krieg hineingezogen hätten, den niemand mehr unter Kontrolle hätte, einschließlich uns, auch wenn Halliday etwas anderes behauptet. Du musst den definitiven Beweis dafür finden, dass die Iraner dahinterstecken.«
»Daran arbeiten wir gerade, Chalthoum und ich, aber die Situation wird immer komplizierter.«
»Wie meinst du das?«
»Chalthoum meint, dass die Iraner Helfer gehabt haben müssen, um die Rakete an den Abschussort zu bringen – und ich sehe das auch so.« Sie erläuterte ihr den möglichen Transportweg, wie ihn Amun ihr beschrieben hatte. »An der Katastrophe von Nine-Eleven waren viele Saudis beteiligt. Wenn dieselbe Gruppe jetzt mit einem iranischen Terrornetzwerk zusammenarbeitet oder, was noch schlimmer wäre, mit der iranischen Regierung, dann hätte das weitreichende Folgen, weil die Iraner ja bekanntlich Schiiten sind und die überwältigende Mehrheit der Saudis wahabitische Sunniten. Wie du weißt, sind Schiiten und Sunniten Erzfeinde. Es wäre also möglich, dass sie es irgendwie geschafft haben, einen
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