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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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lassen, kannten sie Bruder Cyprianus schlecht. Dieses eine Mal wenigstens würde er ein Exempel statuieren, und zwar eines, das sich gewaschen hatte.
    »Ich nehme an, du kannst zählen«, knirschte der Novizenmeister, während er Billungs Kerbholz um eine Markierung bereicherte. Er tat dies nicht gerne, genau genommen widerstrebte es ihm zutiefst. Um Billung von Steinsfurt zur Räson zu bringen, gab es jedoch nur einen Weg. Und der bestand darin, Methoden anzuwenden, die er verabscheute.
    »Zieh das Hemd hoch.« Billung tat, wie ihm befohlen, und während er die angespitzte Weidenrute in den Eimer mit Salzwasser tauchte, bemerkte Cyprianus, wie die Knie des Delinquenten zu schlottern begannen. Doch das würde dem neunzehnjährigen Rädelsführer nichts nützen. Einmal in Fahrt, gab es für Bruder Cyprianus jetzt kein Halten mehr.
    »Zwölf Hiebe, und wenn du mir auch nur einen Apostel vergisst, gleich noch eins mit dem Stock dazu.« Billung öffnete den Mund, unterließ es allerdings, um Gnade zu winseln. Die Entschiedenheit, mit welcher Bruder Cyprianus zu Werke ging, erstickte seine Winkelzüge im Keim. Und die Hoffnung seiner Handlanger, der Bestrafung zu entgehen, mit dazu.
    »Ich höre.« Bruder Cyprianus prüfte die Rute, ließ sie durch die Luft surren und trat einen Schritt zurück. Die Novizen hielten den Atem an, manch einer mit Häme im Gesicht.
    »Simon Petrus«, spie Billung hervor, vor Angst kreidebleich.
    Klatsch.
    Billung stieß einen unterdrückten Schmerzenslaut aus, und sein Kopf fuhr ruckartig in die Höhe.
    »Weiter.«
    »Andreas, dessen Bruder.«
    Klatsch.
    Bruder Cyprianus tauchte die Rute in den Eimer und bezog wieder Position. Auf Billungs Rücken, dessen Atem sich merklich beschleunigte, prangte ein Paar dunkelroter Striemen, und in seinem Nacken staute sich der Schweiß.
    »Etwas zügiger, wenn’s beliebt.«
    »Jakobus der Ältere.«
    Klatsch.
    Ein erster Aufschrei, begleitet von stoßweisem Keuchen. Danach Stille.
    »Johannes.«
    Klatsch.
    »Philippus.«
    »Nimm das, Nichtswürdiger.«
    Klatsch.
    »So habt doch Erbarmen, Bruder, ich verspreche Euch, so etwas nie wieder …«
    »Nummer sechs?«
    »Bartholomäus, Bruder, um der Liebe Christi willen, Bruder, so habt doch …«
    Klatsch.
    Bruder Cyprianus ließ sich nicht erweichen, weder von Billungs Gewinsel noch von dem Getuschel, das sich in seinem Rücken erhob. »Lass gefälligst den Herrn aus dem Spiel, oder glaubst du, er habe dir bereits verziehen?«
    »In der Barmherzigkeit Namen, Bruder, so …«
    Klatsch. »Der siebte Apostel – oder es setzt Hiebe mit dem Stock.«
    »Thomas.«
    Klatsch. »Na also. Acht?«
    »Ma … Ma … Matthäus.«
    Klatsch. »Neun?«
    Aus dem Gewinsel des Raufboldes waren markerschütternde Schreie geworden, und als die Reihe an den zwölften Apostel kam, versagte die Stimme ihren Dienst.
    »Zwölf?«
    Keine Stelle auf Billungs Rücken, die nicht schmerzte oder auf der sich auch nur ein Quadratzoll unversehrte Haut befand. Und über allem der Geruch von Blut, Schweiß und Salzwasser, das langsam, aber unaufhaltsam in die offenen Wunden sickerte.
    »Ich habe dich etwas gefragt, Billung von Steinsfurt.« Bruder Cyprianus hielt keuchend inne, nahm die Rute in beide Hände und bog sie durch. Die Prozedur hatte ihm zugesetzt, weit mehr, als er zuzugeben bereit war, und er war froh, dass er den übrigen Zöglingen den Rücken zudrehte.
    »Ich … ich …« Außerstande, die gewünschte Antwort zu erteilen, klammerte sich Billung an das Pult. Der Stiernacken sackte zwischen die Schultern, die rotblonde Mähne nach vorn. Im Kopf des Novizen, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, rumorte, schmerzte und dröhnte es so sehr, dass er nicht mitbekam, wie Bruder Cyprianus die Rute achtlos sinken ließ.
    »Judas, Billung, Judas«, sprach der Novizenmeister, nachdem er sich von der Prozedur, unter der er beinahe mehr gelitten zu haben schien als sein Schüler, wieder ein wenig erholt hatte. »Und darum lass dir für die Zukunft eines gesagt sein: Noch so eine Untat, wie du und deine beiden Spießgesellen sie euch gegenüber Alanus geleistet habt, und ihr werdet der Schule verwiesen. Ungeachtet, was eure Eltern zu dem Kasus zu sagen haben.« Bruder Cyprianus holte tief Luft, atmete aus und drehte sich zu den übrigen Novizen um. »Und damit auch alles seine Richtigkeit hat, sind nun deine beiden Handlanger dran. Keine Angst, Gozbert und Diepold, einstweilen habe ich genug. Zwei Wochen Latrinendienst –

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