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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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beginnen würde.
    Ein Vaterunser später war es schließlich so weit. »Scheußliches Wetter«, murmelte ihr Besuch, während er kerzengerade auf seinem Schemel saß. Der krumme Rücken, ein Relikt aus Novizentagen, fiel auf diese Weise kaum auf. Der dunkelhaarige Chorbruder hatte nie viel Aufhebens deswegen gemacht, und Els gehörte zu den wenigen, die wussten, was sich dahinter verbarg.
    »Scheußlich, jedoch erst der Anfang«, murmelte Els, rückte näher ans Feuer und hielt den Handrücken über die Glut. »Ah, tut das gut«, brummte sie, mit sich und der Welt beinahe versöhnt.
    »Was mich betrifft, wüsste ich etwas Besseres«, erwiderte der Chorbruder prompt, nahm den Weinschlauch, den er über der Schulter trug, und entkorkte ihn. Els blickte überrascht auf. So aufgeschlossen, ja geradezu heiter, hatte sie ihren Besucher noch nie erlebt, und sie fragte sich, was der Grund dafür war. Da sie es sich mit ihrem Wohltäter nicht verderben wollte, hielt sie lieber den Mund. Schließlich war heute Sonntag. Der Tag, an dem die Armenpfründner mit Tischwein aus dem Kloster versorgt wurden. Das war guter Brauch, beileibe jedoch keine Selbstverständlichkeit. Allein deswegen galt es, sich in Demut zu üben, die Güte des Chorbruders zu preisen und es in puncto Neugierde nicht auf die Spitze zu treiben. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, dachte sich Els.
    Punktum.
    »Hm – ein guter Tropfen«, bekannte Els nach dem ersten Schluck, ohne sich an dem penetranten Honiggeschmack zu stören. »Gott der Herr möge Euch für Eure Freigebigkeit belohnen.« Dann leerte sie ihren Becher in einem Zug.
    »Amen«, antwortete der Chorbruder, lächelte und ließ seine Augen auf der alten Dienstmagd ruhen. Dann nahm er seinen Becher, trat ans Feuer und kippte seinen Inhalt hinein.
    »Was … was macht Ihr da, Bruder?«, begehrte Els entgeistert auf. Und fügte, von dunkler Vorahnung ergriffen, hinzu: »Was habt Ihr mir da kredenzt?«
    »Blut vom Tisch der Heiligen, Blut von seinem Blut, Blut, welches sich mit dem deinigen vermischen wird«, erwiderte der Mönch düster, indes nicht ohne Mitgefühl für sie.
    »Was …« Im Begriff, den Chorbruder nach dem Sinn seiner Worte zu fragen, hielt Els plötzlich inne.
    Und begann zu begreifen.
    Doch da war es bereits zu spät. Gegen das Gift, welches sie in Windeseile durchströmte, lähmte und in eine hilflose, sich wie toll gebärdende Furie verwandelte, war kein Kraut gewachsen. Ein, zwei hektische Atemzüge, ein letztes, verzweifeltes Aufbäumen. Ein Aufschrei, wie er grässlicher nicht hätte sein können.
    Dann kippte Els von ihrem Schemel und war tot.
    Der Chorbruder atmete schwer. Weit entfernt, seine Tat gutzuheißen, starrte er die am Boden liegende Alte wie gebannt an. Mit einem Mal, als das Feuer fast heruntergebrannt war, streifte er seine Skrupel ab, griff in die Tasche und fingerte ein Pergamentröllchen hervor. Nur nicht schwach werden, hämmerte er sich ein.
    Nahm das Röllchen, steckte es der Alten in den Mund und stürzte zur Tür hinaus.

Zur gleichen Zeit
     
    [Spital, 17:15 h]
     
     
    Worin Bruder Hilpert ein aufschlussreiches Gespräch mit Bruder Adalbrand führt.
     
    »Ja, das stimmt«, bekannte Bruder Adalbrand, Prior zu Maulbronn, und trat vor den Kamin, welcher sich in der Wärmestube des Spitalbaus befand. »Ich habe Bruder Venantius die Erlaubnis erteilt, nach dieser Mechthild zu suchen.«
    »Dann ist es also wahr«, murrte Bruder Hilpert, dem schleierhaft war, aus welchem Grund der Prior dem Drängen des Vestiarius nachgegeben hatte.
    »Ja, ist es«, erwiderte der siebenundzwanzig Jahre alte, mittlerweile sichtlich erholte Stellvertreter des Abts.
    »Und weshalb, wenn Ihr mir die Frage erlaubt?«
    Bruder Adalbrand, an dem in puncto Körperbau ein Kriegsknecht verloren gegangen war, lachte belustigt auf. Obwohl, wie sein Gesichtsausdruck verriet, ihm nicht nach Lachen zumute war. »Ein Rat unter Brüdern, Bibliothekarius –«, fuhr der Prior ungerührt fort, »vielleicht tätet Ihr besser daran, meine Entscheidung nicht zu hinterfragen, sondern Euch Gedanken darüber zu machen, weshalb sich Euer Schützling einfach aus dem Staub gemacht hat. Welchen Eindruck das hinterlässt, brauche ich Euch wohl nicht zu sagen.«
    Das saß. Bruder Hilpert musste zugeben, dass er sich die gleiche Frage auch gestellt hatte. Wieso nur hatte Mechthild die Flucht ergriffen, ohne Rücksicht darauf, was man ihr hinterher andichten würde? Dass man ihr Verschwinden als

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