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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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wisst Ihr auch, wieso?«
    »Nein.«
    »Die Urteile haben allemal so gelautet, wie ich es für zweckmäßig gehalten habe. Und nun, Bruder Hilpert: Gott befohlen.«

Nach der Komplet
     
    [Buchwald, 18:55 h]
     
     
    Worin auf Mechthild Jagd gemacht und Alanus von Bruder Achatius im Stich gelassen wird.
     
    Unterwegs bei Nacht, Nebel und Kälte . Querfeldein, fernab von Weg, Steg oder Pfad. Durch klafterdickes Gestrüpp, sumpfige Mulden und ein Meer von Dornen.
    Für Alanus wahrlich kein Vergnügen.
    Hinzu kam, dass er nicht gerade mit Feuereifer bei der Sache war. ›Ergreift sie, tot oder lebendig!‹, hatte Bruder Venantius vor dem Aufbruch gesagt. Alanus verzog das Gesicht. Von wegen Hexerei. Das roch nicht nur, das stank zum Himmel. Und überhaupt: An Hexen glaubte doch sowieso kein Mensch. Es sei denn, der Betreffende war nicht ganz richtig im Kopf. So wie dieser Dominikanermönch, mit dem der Vestiarius herumgetuschelt hatte. Das war ein ganz Fanatischer. Um den machte man am besten einen Bogen.
    Doch alles Nörgeln half nicht, Alanus hatte zu gehorchen. Obwohl Bruder Cyprianus nicht mit von der Partie war, wollte er es seinem Lehrer unbedingt recht machen. Gehorsam war nun einmal Gehorsam, ob er an diesen Hokuspokus glaubte oder nicht.
    Blieb die Frage, wie er sich in der Dunkelheit zurechtfinden sollte. Dummerweise hatte Bruder Achatius nämlich nicht mit ihm Schritt halten können. Auf einmal war er verschwunden gewesen, als hätte sich der Granarius in Luft aufgelöst. Und mit ihm, weit schlimmer noch, seine Laterne. Alanus fluchte leise vor sich hin. Erst diese Hänseleien, dann die Messerstecherei auf der Latrine, bei der Billung versucht hatte, ihm einen Dolch zwischen die Rippen zu jagen. Und nun das. Um den heutigen Tag war er weiß Gott nicht zu beneiden, und er hoffte, ihn baldmöglichst zu vergessen.
    Bei dieser Hoffnung, so verständlich sie auch erschien, sollte es jedoch bleiben. Zu allem Unglück begann es nämlich zu regnen, und das Geäst, unter dem er entlanghastete, bot Alanus kaum Schutz. In der Ferne, mehrere Steinwürfe weit hinter ihm, war Hundegebell zu hören, und einen Wimpernschlag lang tauchten in der Dunkelheit Lichter auf. Alanus formte die Hände zu einem Trichter, ließ aber von seinem Vorhaben ab. Er wollte nicht als Hasenfuß dastehen, weder vor den übrigen Novizen noch vor Billung. Die Gelegenheit, über ihn herzuziehen, würde der Herr von Steinsfurt bestimmt beim Schopf packen.
    Also hieß es die Zähne zusammenbeißen, sich so gut es ging aus der Affäre zu ziehen. Und das war schwierig genug. Der Regen nahm an Stärke zu, und während Alanus bergauf taumelte, stellte er fest, dass er sich verlaufen hatte. Sein Wams war völlig durchweicht, die Nässe kroch ihm bis unter die Haut. Trotzdem oder gerade deswegen kehrte er nicht um. Die Furcht, sich eine Blöße zu geben, war einfach zu groß.
    Eine Entscheidung, die er bald bereuen würde.
    Das Knacken, welches dafür sorgte, dass Alanus wie erstarrt innehielt, kam aus unmittelbarer Nähe. Zuerst dachte er, es handele sich um ein Tier. Um einen Eber oder einen Dachs. Doch dann, unter dem Eindruck der Stille, die ringsum herrschte, dämmerte ihm, dass das Geräusch menschlichen Ursprungs war. Da er kurzsichtig war, konnte er höchstens drei Klafter weit sehen. Pech, gleichwohl nicht zu ändern. Aus welcher Richtung das Geräusch gekommen war, konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als stehenzubleiben. Alanus klopfte das Herz bis zum Hals. Von den Buchen, Eichen und Ebereschen tropfte der Regen, und aus der Mulde, vor der er stand, stiegen bleigraue Nebelschwaden empor.
    »Wer ist da?« Jetzt bekam es Alanus tatsächlich mit der Angst, und obwohl es totenstill war, wurde er das Gefühl, beobachtet zu werden, nicht los. Je länger er atemlos lauschte, umso mehr schien sich diese Gewissheit zu verstärken. Wer immer dieser Jemand war, er ließ sich Zeit, schien sich an seiner Furcht zu weiden.
    Alanus sah sich suchend um. Von einem Stock, Ast oder Stein keine Spur. Panik ergriff ihn, nahm ihm die Luft zum Atmen. Die Messerstecherei saß ihm nach wie vor in den Knochen, und da sein Arm noch immer wehtat, würde er sich kaum wehren können.
    Wenn überhaupt.
    »Na, Pfeffersack – die Hosen voll?« Also doch. Im Grunde genommen hätte er es sich ja denken können. Für Billung, dessen Stimme ihm aus der Finsternis entgegenhallte, war dies eine einmalige Chance. Dass er auf Rache sinnen

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