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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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sehen bekamen, nachdem die Durchsuchung der Satteltasche beendet war, stellte sämtliche Temperamentsausbrüche ihres Herrn in den Schatten.
    Zunächst war der Vogt wie betäubt, las die Briefe, die er gefunden hatte, immer wieder durch. Doch dann, nachdem sich einer der Knechte des Pferdes angenommen hatte, rollte Berengar die drei Bögen zusammen, stopfte sie eilig in sein Wams und rannte wie von Furien gehetzt auf seinen Rappen zu. Die Kriegsknechte sahen sich überrascht an. Wahrhaftig, so konfus hatten sie ihren Herrn noch nie erlebt. Der Grund, weshalb sie unschlüssig stehen blieben.
    Berengar focht all das nicht an. Er hatte weder Augen für das Pferd noch für seine saumseligen Knechte und erst recht nicht für die fragenden Blicke, mit denen sie ihn bedachten. Er hatte nur noch eines im Sinn: so schnell wie möglich nach Maulbronn zu kommen.
    Koste es, was es wolle.
    Und so blieb seiner Eskorte nicht anderes übrig, als ebenfalls in den Sattel zu steigen, ihren Rössern die Sporen zu geben und zu versuchen, mit dem halsbrecherischen Tempo ihres Herrn Schritt zu halten.
    Ein Unterfangen, das sich als äußerst schwierig erwies.
     
    *
     
    Er wähnte sich an der Schwelle des Todes, und so hatte Hieronymus Baldauf dem Geräusch, das die Stille ringsum jäh durchbrach, zunächst keinerlei Beachtung geschenkt.
    Anders die Wegelagerer, bei denen die herannahenden Hufschläge für beträchtliche Konfusion sorgten. Ihr Anführer, gerade eben noch Herr der Lage, machte da keine Ausnahme. Bleich vor Schreck, starrte er in die Richtung, aus welcher der Reitertrupp kam. Mindestens ein halbes Dutzend!, fuhr es ihm durch den Sinn, und wenn seine Vermutung zutraf, gab es nichts mehr zu überlegen. »Losbinden, und dann nichts wie weg!«, schrie er seine Spießgesellen an, denen man die Furcht von den Gesichtern ablesen konnte. Die ließen sich das nicht zweimal sagen, taten, wie ihnen geheißen und nahmen schleunigst Reißaus.
    »Irre ich mich, oder ist Euch vor Kurzem Euer Pferd abhandengekommen?«, rief Berengar dem Studiosus zu, stieg von seinem Rappen und hob das Seil auf, das am Rand des Hochwegs lag. »Und das auf höchst unangenehme Weise?«
    »Könnte man so sagen«, gestand Baldauf ein, massierte das Fußgelenk und begutachtete die Weidenbäume, die ihm beinahe zum Verhängnis geworden wären. Trotz Windstille schaukelten sie sacht hin und her, und er wollte sich lieber nicht ausmalen, was um ein Haar mit ihm geschehen wäre. »Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
    Berengars Grinsen hätte breiter nicht ausfallen können. »Gestatten: Berengar von Gamburg, Vogt des Grafen von Wertheim«, antwortete er, streckte die Hand aus und zog den Studiosus in die Höhe. »Und Ihr seid Hieronymus Baldauf, stimmt’s?«
    »Stimmt«, erwiderte der Studiosus und bekam vor Überraschung den Mund nicht zu. Auf selbigen gefallen war er weiß Gott nicht, aber was zu viel war, war nun einmal zu viel.
    »Freut mich«, antwortete Berengar verschmitzt und begab sich zurück zu seinem Pferd, während der Knecht, welcher Baldaufs Hengst am Zügel führte, als Letzter am Ort des Geschehens erschien. »Sieht so aus, als hätten wir beide uns eine Menge zu erzählen.«
    »Kann man wohl sagen«, pflichtete ihm Baldauf bei, nahm seinen Schecken in Empfang und blieb neben Berengar stehen. »Und wo fangen wir an?«
    »Ganz am Anfang, junger Mann, ganz am Anfang.« Berengar stemmte den Fuß in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel. »Damit ich über alles informiert bin, wenn wir dieser Teufelsbrut den Garaus machen.«
    »Sieht so aus, als wärt Ihr Eurer Sache sicher.«
    Die Miene des Vogtes verhärtete sich. »So ziemlich, junger Freund«, erwiderte er. »Schließlich haben der gute alte Hilpert und ich eine gewisse Übung darin.«

Kapitel
     
    [Kapitelsaal, 10:35 h]
     
     
    Worin das Kreuzverhör, dem sich Mechthild und Alanus unterziehen müssen, seinen Höhepunkt erreicht.
     
    »Und darum, Fratres conscripti [46] «, rief Remigius von Otranto aus, während er mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Mechthild zeigte, »bezichtige ich jene unter dem Namen Mechthild bekannte Weibsperson, Bruder Severus vom Leben zum Tode befördert, zerstückelt und seine sterbliche Hülle anschließend ins Kalefaktorium verbracht zu haben, mit der Absicht, sämtliche Spuren ihres ruchlosen Tuns zu tilgen.«
    »Und das Motiv?«
    »Hass, Cellerarius«, fuhr der Großinquisitor fort und nahm den Fragesteller ins Visier. »Blanker Hass. Um es genauer zu

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