Die Bräute des Satans
hörte, war es bereits zu spät, die Schlinge um seinen Hals so fest, dass seine Finger nicht mehr dazwischenpassten. Binnen weniger Momente war Baldauf wehrlos, lag auf dem Rücken und wurde unter lautem Gejohle durch den Morast geschleift. Der Fettwanst, der das Wurfseil um seinen Hals zugezogen hatte, griente täppisch vor sich hin. So einfach war es ihm lange nicht mehr gemacht worden.
»Um es auf den Punkt zu bringen, Grünschnabel –«, spottete der Anführer, nachdem er das allgemeine Gaudium beendet, seinen Streitkolben gezückt und sich Baldauf bis auf Armlänge genähert hatte, »solltest du dich weiter verstockt zeigen, wirst du dein blaues Wunder erleben.«
»Und das wäre?«, würgte Baldauf hervor, vergeblich bemüht, sich der Schlinge zu entledigen. »Was habt ihr Strolche mit mir vor?«
»Aber, aber, wer wird denn gleich so nachtragend sein. Schon mal was von Respekt vor dem gemeinen Mann gehört?«
»Kommt drauf an, mit wem ich es zu tun habe.«
»Na schön, du hast es nicht anders gewollt.«
Um zu erreichen, dass die beiden Weidenstämme in circa zwei Schritt Entfernung voneinander den Boden berührten, waren jeweils drei Männer erforderlich. Da die Wegelagerer darin jedoch eine gewisse Übung besaßen, hatten sie ihr Ziel im Handumdrehen erreicht. Bis Baldaufs Fußfesseln an den Baumkronen festgezurrt waren, dauerte es ebenfalls nicht lange. Da half kein Strampeln, Treten, Fluchen. Bevor ihm dämmerte, was die Strauchdiebe im Schilde führten, war seine Lage nahezu aussichtslos geworden.
»Als Mann von Welt ist dir sicherlich klar, was passiert, wenn meine Männer jetzt loslassen«, hänselte ihn der Anführer, der seine Vorfreude auf das kommende Spektakel nicht verbergen konnte. »Jedenfalls rate ich dir, meine Geduld nicht über Gebühr zu strapazieren.« Der Kahlkopf griff nach seiner Feldflasche, löste sie vom Gürtel und entkorkte sie. »Wie du siehst, lasse ich mir von einem hergelaufenen Federfuchser wie dir den Tag nicht verderben«, spie er die Worte förmlich aus, bevor er die Flasche an die Lippen setzte und bis auf den letzten Tropfen Rotwein leerte. »Und darum zum allerletzten Mal: Wie heißt du und wohin warst du unterwegs?«
»Scher dich zum Teufel.«
»Nach dir«, gab der Anführer zurück, grinste breit und vollführte eine gezierte Verbeugung. »Nach dir.«
Zur gleichen Zeit
[Etwa eine Viertelmeile entfernt]
Worin sich Berengar von Gamburg das Gesicht seines Freundes ausmalt, wenn er unverhofft im Kloster Maulbronn auftaucht.
Berengar von Gamburg, Vogt des Grafen von Wertheim, zügelte seinen Rappen, warf einen Blick über die Schulter und trieb seine Kriegsknechte zur Eile an. Bis zum Kloster Maulbronn waren es mindestens noch drei Meilen [45] , und er brannte darauf, Hilpert wiederzusehen. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er Heilbronn bereits vor dem Morgengrauen verlassen, doch da hatten sich die Stadtknechte quergestellt. Öffnung der Tore erst nach Tagesanbruch, hatte es geheißen. Ordnung müsse ja schließlich sein.
Der Auftrag seines Herrn, eigentlicher Grund für den Aufenthalt in der Reichsstadt, war schneller erledigt gewesen als erwartet, und so war er auf die Idee gekommen, dem Kloster Maulbronn einen Besuch abzustatten. Der dreißigjährige, knapp sechs Fuß große und dunkelhaarige Hüne grinste, gab seinem Pferd die Sporen und hielt auf den Wald zu, durch den der Weg nach Bretten führte. Seit über einem Jahr hatte er Hilpert nicht mehr gesehen, und über das Gesicht, das er machen würde, amüsierte er sich schon jetzt.
Der Drang, sich am Anblick des verdutzten Freundes zu weiden, geriet jedoch schnell in Vergessenheit.
Ein herrenloses Pferd, noch dazu ein so stattliches, war etwas höchst Ungewöhnliches, und so unterbrach er seinen Ritt, sprang aus dem Sattel und drückte seinem Knappen die Zügel in die Hand. Dann näherte er sich dem Schecken, der friedlich grasend am Waldrand stand. Der Vollblüter ließ es geschehen, rührte sich keinen Zoll vom Fleck. Von seinem Herrn, nach dem Berengar angestrengt Ausschau hielt, war nichts zu sehen.
Der Vogt runzelte die Stirn. Irgendetwas an der Sache war faul, keine Frage. Prompt meldete sich der Ordnungshüter in ihm zu Wort, und da er nicht aus seiner Haut konnte, öffnete er die Satteltasche, um auf diesem Wege etwas über den Reiter zu erfahren.
Berengar von Gamburg war ein Mensch, der sein hitziges Naturell mitunter nicht verleugnen konnte. Was seine Knechte dagegen zu
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