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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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herum. »Tut man so was?«, wies er Marsilius von Paderborn zurecht, bei dem der Rüffel jedoch nicht die geringste Wirkung zeigte.
    »Bisweilen schon«, erwiderte der wortkarge Westfale und sah Bruder Hilpert mit einem entwaffnenden Lächeln an. »Das heißt, wenn es um Dinge von eminenter Wichtigkeit geht.«
    »Und was, bitte schön, ist so wichtig, dass Ihr Eure Nase in anderer Leute Angelegenheiten stecken müsst?«, konterte Bruder Hilpert und legte sein Brevier zurück ins Regal.
    »Dreimal dürft Ihr raten.«
    »Alles, nur das nicht.« Am Ende einer durchwachten Nacht war Bruder Hilpert mit der Geduld am Ende. Und das bekam der Infirmarius zu spüren. »Will heißen: Macht es kurz.«
    »Bedaure, das wird nicht möglich sein.«
    »Und wieso nicht?«
    Marsilius setzte eine Verschwörermiene auf, durchmaß das Seitenschiff und sah sich nach allen Seiten um. Erst als er sicher sein konnte, dass keine Zuhörer in der Nähe waren, rang er sich zu einer Antwort durch. »Weil Ihr mir zuvor die Beichte abnehmen müsst, Bruder«, presste er mühsam hervor. »Und die wird geraume Zeit in Anspruch nehmen.«

Nach den Laudes
     
    Hilpert, Bibliothekarius zu Maulbronn, an seinen Freund Berengar , Vogt des Grafen zu Wertheim.
     
    ›Verzeih mir, teuerster der Freunde, wenn ich schon so lange nichts mehr von mir habe hören lassen, aber wie Du den beiliegenden Briefen entnehmen kannst, ist es um den klösterlichen Frieden zu Maulbronn nicht gerade gut bestellt. Einer davon ist für Dich bestimmt, der zweite für Alkuin und der dritte, welcher über die Ereignisse der letzten Stunden informiert, ebenfalls für Dich. Wie Du feststellen wirst, hat sich am gestrigen Sonntag und im Verlauf der vergangenen Nacht allerlei zugetragen, und vieles wäre mir leichter von der Hand gegangen, hätte ich Dich an meiner Seite gewusst. Dass dem nicht so war, bedaure ich sehr, und ganz gleich, wie der obwaltende Kasus sich entwickelt, hoffe ich, Dich alsbald wiederzusehen.
    PS: Bei dem jungen Studiosus, welchen ich gebeten habe, Dich auf schnellstmöglichem Wege aufzusuchen, handelt es sich um einen Mann meines Vertrauens. Solltest Du noch Fragen haben, wird er Dich über alles in Kenntnis setzen, was sich in den vergangenen zwei Tagen hier abgespielt hat. Was immer geschieht, mein Freund, bewahre die Briefe gut auf, man weiß nie, zu was sie noch einmal gut sein werden. Speziell dann, wenn mir etwas zustoßen und mein Widersacher, von dem ich nichts Gutes zu erwarten habe, falsche Gerüchte über mich in Umlauf setzen wird.
    Doch nun, mein Freund, sage ich Dir Lebewohl, in der Hoffung, Dich bald wieder in die Arme zu schließen. Und bitte grüße Irmingardis von mir, ich werde sie stets im Herzen bewahren.
     
    Hilpert, dein Freund‹

Vor dem Kapitel
     
    [Eppingen/Kraichgau, 9:00 h]
     
     
    Worin Hieronymus Baldauf in einen heimtückischen Hinterhalt gerät.
     
    Die Falle, die Hieronymus Baldauf zum Verhängnis wurde, hätte perfekter nicht sein können. Der Hohlweg, auf dem er entlangpreschte, kaum geeigneter dafür. Er war von dichtem Gestrüpp umgeben, von Geäst überwölbt und gut einsehbar. Der Hinterhalt, in den er geriet, war genau ausgeklügelt, das Werk von Strauchdieben, die ihr Handwerk verstanden. Hinzu kam, dass der Hohlweg von einer hohen Böschung gesäumt wurde und ein Entrinnen unmöglich war. Und schließlich war da noch das Hanfseil, unter Blättern, Moos und Erdklumpen verborgen. Man hätte Hellseher sein müssen, um die Gefahr vorauszuahnen, und so war es nicht weiter verwunderlich, dass die Rechnung der Schnapphähne aufzugehen schien.
    Es waren ihrer sieben, verwegene Gesellen, von denen kein Pardon zu erwarten war. Eigentlich hatten sie auf einen Kaufmannszug spekuliert und sich eine halbe Stunde von Eppingen entfernt auf die Lauer gelegt. Es war noch früh, das Blattwerk so dicht, dass man die Lichtflecken auf dem Hohlweg an einer Hand abzählen konnte. Mit ein wenig Geduld würde ihnen der eine oder andere Fisch ins Netz gehen, da waren sich die Wegelagerer sicher.
    Lange zu warten brauchten sie nicht. Der Hufschlag des herangaloppierenden Reiters war bereits von Weitem zu hören, und man musste kein Prophet sein, um festzustellen, dass er allein war. Leichte Beute also, mit ein bisschen Glück vielleicht sogar ein Pfeffersack. Von denen war das Meiste zu holen, und wenn nicht, konnte man immerhin noch das Pferd verhökern.
    Als der Reiter in den Hohlweg einbog, schien sich die Hoffnung der Strauchdiebe zu

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