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Die braune Rose

Die braune Rose

Titel: Die braune Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Trauerfall keinen silbergrauen, sondern einen schwarzen Schlips umbindet. Das machte ihn noch verwirrter. Er verstand nicht mehr, was hinter der feierlichen Fassade sich verbarg.
    Bert Schumacher schwieg und sah Pachtner ernst an. Der Fabrikant strich sich nervös über die Haare.
    »Sind Sie gekommen, sich wegen des Vorfalls damals im Hause Koeberle zu entschuldigen?« fragte er aggressiv.
    »Nein.« Die Stimme Berts war klar und laut. »Ich bin gekommen, um Sie um die Hand Ihrer Tochter Heidi zu bitten.«
    Ernst Pachtner war sprachlos. Er machte kein Hehl daraus, daß ihm diese Mitteilung alle Worte abschnitt und sein Gehirn von allen Vokabeln leerte, die ihm beim Anblick Berts gekommen waren. Er kratzte sich das Kinn, sah Bert aus ratlosen Augen an, ging ein paarmal hin und her und schellte dann dem Hausmädchen.
    »Bringen Sie eine Flasche Wein«, sagte er mit merkwürdig sanfter Stimme. »Und sagen Sie allen Anrufern, ich sei weggefahren.« Dann wandte er sich Bert wieder zu und räusperte sich.
    »Haben Sie mit Heidi darüber gesprochen, Bert?«
    »Nein. Ich glaube nicht, daß das nötig ist. Man erwartet es ja von mir.«
    Pachtner zog die Augenbrauen hoch. »Wie ein überglücklicher Bräutigam sehen Sie weder aus noch reden Sie danach.«
    »Die Würde des Augenblicks.«
    »Quatsch!« Pachtner winkte mit beiden Händen ab. »Sie wissen, Bert, daß eine Verbindung der Familien Schumacher und Pachtner immer der große Wunsch Ihres Vaters und von mir gewesen ist. Ebenso wissen Sie, daß meine Tochter Sie liebt. Das ist ihr einfach nicht auszureden, trotz der Komplikationen, die Sie uns ins Nest gelegt haben. Doch Schwamm drüber. Sie haben meinen Segen … und nun gehen Sie hinaus in den Garten. Heidi ist im Gewächshaus und schneidet Blümchen.«
    »Danke, Papa.«
    »O Gott!« Pachtner verdrehte die Augen. »Bitte, Bert, ringe dir nicht diesen Namen ab. Sag Ernst zu mir, das geht dir leichter von der Zunge.« Er lachte und stieß die Tür zur Terrasse auf. »Los, geh zu Heidi! Ich werde Arnold anrufen und alles mit ihm besprechen. Wann sollen wir die Verlobung bekanntgeben?«
    »So schnell wie möglich.«
    »Auf einmal? Was ist los?«
    »Nichts.« Berts Gesicht war undurchdringlich. Sein Lächeln war fratzenhaft wie eine altgriechische Komödienmaske. »Ich habe Heidi vieles abzubitten.«
    »Himmel, die Welt dreht sich anders 'rum! Das muß ich erst verdauen. Wenn ihr zurückkommt, steht der Wein hier. Dann wollen wir anstoßen.«
    »Selbstverständlich – Ernst.«
    Bert Schumacher ging hinaus in den Garten. Zwischen den dichten und hohen Büschen leuchtete das Glasdach des Gewächshauses. Aus der offenen Tür tönte Radiomusik durch den Garten. Heidi sang dazu, Schlager und Schnulzen. Nichts war ihr anzumerken von dem armen, gemütskranken Mädchen, das Pachtner geschildert hatte.
    Mit einem Mißton brach der Gesang ab, als Heidi wie einen Geist Bert in der Tür des Gewächshauses stehen sah. Sie ließ sogar die Blumen fallen, die sie gerade mit einem Strohband umwickeln wollte.
    »Du?« sagte sie völlig fassungslos.
    »Ja. Ich bin gekommen.«
    »Wie siehst du denn aus? Ist etwas passiert?«
    »Ich habe eben mit deinem Vater gesprochen, Heidi.« Berts Stimme klang nüchtern, als halte er einen Vortrag. »Ich habe um deine Hand angehalten.«
    »Was hast du?« Heidi starrte ihn ungläubig an.
    »Wir sind ab sofort verlobt, wenn du auch Ja sagst.«
    »Bist du verrückt?«
    »Vielleicht.«
    »Was hat Vater gesagt?«
    »Ich soll ihn statt Papa lieber Ernst nennen.«
    »Der ist auch verrückt!«
    »Mag sein, daß die Verrücktheit die Lebensform unserer Kreise ist. Wir wollen da keine Außenseiter sein. Können wir uns als Verlobte betrachten?«
    »Mensch, Bert!« Heidi putzte sich die Erdklumpen an der Schürze ab. »Das klingt wie eine Hinrichtung. Vor ein paar Monaten wäre ich dir um den Hals gefallen … jetzt weiß ich nicht, was …« Sie unterbrach sich und lachte schrill. »Mensch, das ist doch alles Theater! Du liebst mich doch nicht!«
    »Doch. Wie du mich.«
    Heidi wurde ernst. »Das durftest du nicht sagen, Bert. Du weißt, daß ich –« Sie unterbrach sich wieder und strich sich durch die langen rotblonden Haare. »Ja, ich liebe dich. Merkwürdig, daß ein Mädchen das so frei sagen kann, ohne sich zu schämen.«
    »Das war noch nie deine Stärke.«
    Heidi nickte. »Die Verlobung fängt gut an. Ich schwöre dir, daß ich mit den ganzen Knaben nur geflirtet habe. Langweilig waren sie oder aufgeblasen

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