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Die braune Rose

Die braune Rose

Titel: Die braune Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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für Koeberle ekelhaft, und ihm wurde übel – aber in Alabama saß eine Negermami und wollte Marianne umbringen, wenn sie käme. Das wiederum bedeutete, daß der Name Koeberle in allen Zeitungen stehen würde, die Zusammenhänge zu dem Stadtrat Koeberle wurden offenbar, die Karriere platzte wie eine Seifenblase … es waren schwere Gedanken, die Koeberle mit sich spazierentrug.
    Von seiner Wohnung aus rief er an und meldete sich für drei Tage krank. Dann packte er einen kleinen Koffer, holte seinen Wagen aus der Garage und fuhr nach Heidelberg.
    Eduard Koeberle fuhr flott und temperamentvoll. Er erreichte Heidelberg um die Mittagsstunde und bremste den Wagen oben am Weg, fast an der gleichen Stelle, an der Arnold Schumacher auf seinen Sohn gewartet hatte.
    Nach langem Klingeln hörte er endlich Schritte. Die Tür öffnete sich. Marianne starrte ihn an, aus leeren, ausgeweinten Augen. Koeberle erschrak vor ihrem blassen Gesicht und dem Leid, das sich in ihre Züge eingegraben hatte.
    »Du –«, sagte sie schwach. »Ich habe versucht, dich seit drei Stunden telefonisch zu erreichen. Es ist gut, daß du gekommen bist. Endlich ein guter Zufall.«
    Koeberle betrat das Haus, hängte seinen Mantel an die Garderobe und vermied es, den ›guten Zufall‹ zu korrigieren.
    »Was ist denn?« fragte er, als Marianne wie kraftlos in einen Sessel fiel.
    »Harriet ist weg«, sagte sie leise.
    »Was heißt weg?«
    »Sie ist gestern zur Arbeit gefahren und bis heute noch nicht zurückgekommen.«
    »Sie treibt sich also 'rum.« Koeberle tat es fast wohl, das zu sagen. »Es läßt sich eben das Urwaldblut nicht verleugnen.«
    Marianne nahm diese Bemerkung hin. Sie tat nicht mehr weh. Es war unmöglich, ihr noch zuzusetzen; sie war ausgebrannt, ausgeweint und hohl. Koeberles Witze verhallten in ihr wie in einer leeren Halle.
    »Sie hat sich etwas angetan«, sagte Marianne kaum hörbar.
    »Quatsch!« Koeberle drehte die Daumen umeinander. »Irgendwo liegt sie im Bett neben einem Mann und hat das Klingeln des Weckers verschlafen.«
    »Du bist ein Schwein!« sagte Marianne leidenschaftslos.
    »Erlaube mal!« Koeberle holte den Brief von Mami Shirer aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch. Marianne sah kurz hinüber, bemerkte die große, dicke Schrift und nickte.
    »Sie hat dir auch geschrieben?«
    »Ach! Du kennst diese Mami Shirer?«
    »Sie hat mir auch einen Brief geschickt.«
    »Ein sehr eindeutiges Schreiben.«
    »Ja. Sie droht mir, mich umzubringen, wenn ich komme.«
    »Das ist doch ein Skandal, oder empfindest du das nicht?« Koeberle sprang auf. Sein großer Auftritt rollte ab. Er wurde sogar rot vor Ärger. »Wenn man sich das vorstellt, wenn man sich das überlegt … da schreibt eine dicke, dreckige Negerin an eine Weiße einen derartigen Brief. Diese Blamage! Diese Entehrung! Dieser Tiefstand! Dieser menschliche Sumpf, in den du gesunken bist! Und so etwas trägt noch meinen Namen! Es ist einfach unerhört! Ich, der Stadtrat Koeberle, der zukünftige Landesfinanzminister, habe eine Frau gehabt, die sich so benimmt, daß es Schwarze wagen, ihr so zu schreiben. Das ist untragbar – das siehst du doch ein?«
    »Nein.«
    »Gleichgültig, ob du es einsiehst oder nicht. Ich werde ein Verfahren einleiten, daß es dir wegen unmoralischen Lebenswandels untersagt wird, meinen ehrlichen Namen zu tragen. Du wirst wieder Achenberg heißen.«
    »Geh weg!« sagte Marianne schwach.
    »Wir können diesen Skandal vermeiden, wenn du dich von dir aus bereit erklärst, auf den Namen Koeberle zu verzichten. Ich werde diese Namensänderung schon in der Stille durchpauken.«
    »Geh!«
    »Du siehst doch ein, daß –«
    »Harriet ist weg!« schrie Marianne. Sie sprang auf, und die plötzliche Wildheit erschreckte Koeberle so, daß er drei Schritte zurücksprang. »Mein Kind ist weg! Und keiner, keiner hilft mir! Habt ihr denn alle kein Gefühl mehr? Was habe ich denn getan, daß ihr alle auf mir herumtrampelt?«
    Sie umklammerte eine Stuhllehne. Koeberle suchte nach der Tür, denn er vermutete, daß Marianne gleich den Stuhl hochheben und auf ihn einschlagen würde. Es war dann besser, den Rückzug anzutreten, als sich die Würde zu vergeben und zurückzuschlagen.
    »Harriet wird schon wiederkommen. Auch eine Wildkatze kann man nur bis zu einem bestimmten Grad dressieren … sie bleibt immer ein Tier der Wildnis. Wichtiger erscheint mir die Tatsache, daß diese Mami –«
    »Ich will ja gar nicht nach Alabama!« schrie Marianne.
    »Aber warum

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