Die Braut aus den Highlands
von Gawain verdrängt, der Merry kurz und fest an sich drückte und sie danach zum Tisch zog. „Komm, du musst mit uns feiern, Merry. Wir haben wunderbare Neuigkeiten.“
„Ach ja?“, erwiderte sie müde, während ihr Bruder sie auf die Bank schob.
„Und wie!“, beteuerte Brodie. Er und Gawain hatten sich zu ihr auf die Bank gesetzt, jeder an einer Seite. Merry suchte mit dem Blick nach Alex, um sich zu vergewissern, dass er noch in der Nähe war, als er auch schon hinter sie trat, ihr die Hände auf die Schultern legte und sie an sich zog, bis sie entspannt an seinen Beinen ruhte wie an einer Stuhllehne. Sie hob den Kopf, sah ihn an und stellte erleichtert fest, dass sein Ausdruck freundlich, mitfühlend und begütigend war. „Dann lasst uns teilhaben an dieser wunderbaren Botschaft“, murmelte er.
Merry schluckte gegen einen Kloß in ihrer Kehle an, so dankbar war sie, dass er sie nicht einfach von der Bank zerrte und die Flucht antrat. Sie hätte es ihm kaum verdenken können, hätte er es getan – und ein Teil von ihr wünschte fast, er hätte. Aber dies war ihre Familie.
„Kade kommt nach Hause!“
Die Worte ihres Vaters ließen Merry herumfahren. Sie starrte ihn an. Er stand ihr gegenüber an der Tafel und hielt einen vollen Whiskykrug in der einen und einen Becher in der anderen Hand. Sein Mund war in freudiger Erwartung ihrer Antwort zu einem breiten Grinsen verzogen. Doch sie sah ihn nur verständnislos an, und der Augenblick zog sich in die Länge, während sie zu begreifen versuchte, dass der Bruder, den sie schon fast tot geglaubt hatte, nun plötzlich doch am Leben sein sollte. „Tut er nicht“, entschied sie schließlich.
„Oh, doch!“, frohlockte Brodie, legte ihr einen Arm um die Schulter und riss sie durch seine neuerliche überschwängliche, wenn auch etwas ungeschickte Umarmung von Alex los. „Und ob er kommt, Merry! Kade lebt und wird bald schon zu Hause sein.“
„Aber wie ist das möglich?“, fragte sie fassungslos. „Wo ist er gewesen? Warum ist er nicht …?“
„Er wurde von einem dieser verfluchten Heidenfürsten gefangen gehalten“, knurrte ihr Vater. „Fünf Jahre lang musste der arme Kerl in einem Kerker in der Fremde ausharren.“
„ Aye “, warf Gawain bitter ein, bevor sich seine Miene schlagartig wieder erhellte. „Aber er konnte entkommen. Ein Stewart lässt sich eben nicht an einem Ort festhalten, an dem er nicht sein will. Kade ist geflohen und nun bei Freunden, wo er sich erholt. Sobald er wieder so weit auf den Beinen ist, dass er reisen kann, macht er sich mit dem nächsten Schiff auf den Weg nach Hause.“
„Wovon erholt er sich?“, fragte Merry erschrocken und griff nach einer von Alex’ Händen, die wieder auf ihren Schultern ruhten. „Wurde er verletzt?“
„ Nay , nay “, beruhigte ihr Vater sie, runzelte die Stirn und fügte an: „Jedenfalls war von einer Verletzung nicht die Rede. In dem Schreiben, das wir erhielten, stand nur, dass er schwach und halb verhungert sei, das ist alles. Er wird bald schon zu Hause sein.“
Merry lehnte sich zurück gegen Alex’ Beine, während sie diese Nachricht verarbeitete. Kade lebte. Alles würde gut werden. Zumindest hier auf Stewart. Er würde zurückkehren, sich des Vaters und der Brüder annehmen und sich an Merrys statt um das Anwesen kümmern. Damit wäre sie zumindest einer Sorge ledig, denn die Frage, wie Stewart mit diesen drei Trunkenbolden weiterbestehen sollte, hatte in der Tat an ihr genagt. Doch wenn Kade erst einmal wieder da wäre … Nun, dies war in der Tat die beste Neuigkeit, die sie seit ihrer Hochzeit erfahren hatte.
Sie legte den Kopf in den Nacken und strahlte ihren Gemahl an. „Das ist wirklich eine wundervolle Nachricht. Alles wird gut werden.“
„ Aye “, pflichtete Alex ihr leise bei. Der Anflug eines Lächelns umspielte seine Lippen.
„ Aye, aye “, grollte Eachann Stewart. „Das ist die großartigste Botschaft überhaupt, Jungchen! Und ihr beide werdet doch wohl bleiben und sie gebührend mit uns feiern, oder nicht?“
Alex sah kurz zu dem Mann hinüber, zögerte und blickte Merry an, eine Braue fragend gehoben. „Wünscht Ihr zu bleiben und zu feiern? Wir können die Nacht über hierbleiben und unsere Reise morgen fortsetzen.“
Merry lächelte schief ob des Angebots, denn sie wusste, ihm lag ebenso wenig daran wie ihr. Dennoch war sie ihm dankbar dafür, dass er ihr die Möglichkeit einräumte. Sie schüttelte den Kopf. „Ich denke, ich würde lieber
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