Die Braut aus den Highlands
Mann sagte, traf zu, und sie konnte ihm seinen Verdacht nicht verübeln. Im Gegenteil mochte ein gesunder Argwohn auf beiden Seiten nur gut sein, wenn dieser ihren Gemahl schützte, bis die Wahrheit ans Licht kam.
„Vertraut Ihr Godfrey?“, fragte sie plötzlich.
Gerhard und Godfrey schienen von der Frage gleichermaßen erschrocken, doch der Ältere fing sich, warf dem Knappen einen Blick zu und nickte bedächtig. „ Aye . Er ist ein guter Junge und sieht zu Lord d’Aumesbery auf.“
Merry nickte. „Dann werden wir meinen Gemahl nun auf den Wagen schaffen, und Godfrey wird an seiner Seite bleiben und über ihn wachen. Ich möchte nicht, dass irgendwer sich ihm nähert, ohne dass Godfrey dabei ist, bis dies aufgeklärt ist. Aber wir werden weiter nach Donnachaidh reiten.“
Gerhard schwieg einen Moment, und sie wusste, dass er zu gerne aufbegehrt hätte. Doch sie war nun seine Herrin, und ihr oblag es zu befehlen, solange Alex dazu nicht in der Lage war. Er musste ihr gehorchen. Schließlich nickte er widerwillig. „Dann soll es so sein.“
11. KAPITEL
„Es ist Edda.“
Merry neigte den Kopf und sah zu Evelinde Duncan hinüber. Alex’ Schwester war zierlich, blond und einfach hinreißend. Zudem war sie derzeit zutiefst besorgt, seit die Reisegruppe aus d’Aumesbery in den Burghof von Donnachaidh eingeritten war, Evelindes ohnmächtigen Bruder auf dem Wagen.
Merry hatte nie eine Schwester gehabt, glaubte aber, dass Evelinde ihr zu einer werden könnte, nun da sie verschwägert waren. Merry hatte sie schnell ins Herz geschlossen. Die junge Frau war wohlwollend, liebenswürdig, klug und hatte sie mit offenen Armen empfangen. Auch machte sie kein Geheimnis daraus, wie sehr sie ihren Gemahl liebte, der besser bekannt war als der Teufel von Donnachaidh. Und dieser Teufel liebte sie ebenso innig. Beide scheuten sich nicht zu zeigen, wie sehr sie einander zugetan waren.
Doch auch ihren Bruder Alex liebte Evelinde, und sie schien nicht weniger in Sorge um ihn als Merry, nachdem sie erfahren hatte, was vorgefallen war. Sie hatten Alex in einer Kammer im ersten Stock untergebracht und seinen Knappen bei ihm gelassen.
„ Aye “, bekräftigte Evelinde noch einmal. „Edda muss diejenige sein, die hinter all dem steckt.“
Merry entging nicht, dass Una und Evelindes Magd Mildrede, die weiter unten an der Tafel saßen, zustimmend nickten. Gerhard und Cullen hatten sich ebenfalls zu ihnen gesellt und lauschten ungeniert, aber das kümmerte Merry nicht. Je mehr Menschen sich daranmachten, das Rätsel zu lösen, desto besser standen ihre Chancen. Sie überdachte, was ihre Schwägerin gesagt hatte, erwiderte aber schließlich: „Edda sagte mir bereits, dass Ihr nicht gut auf sie zu sprechen sein würdet, und aus gutem Grund. Sie erzählte mir, dass sie äußerst unglücklich auf d’Aumesbery gewesen sei und sich Euch gegenüber scheußlich verhalten habe.“
„ Aye , das hat sie“, erwiderte Evelinde leise. „Und nicht nur zu mir war sie so, sondern auch gegenüber den Bediensteten und übrigen Bewohnern von d’Aumesbery.“
Merry betrachtete Evelindes Miene, seufzte und wechselte das Thema. „Nun, ich wünschte, ich könnte sagen, was man Alexander eingeflößt hat und warum. Ich denke, das würde ein wenig Licht in die Angelegenheit bringen. Es könnte uns helfen, den Grund herauszufinden.“
„Einen Augenblick.“ Evelinde war aufgesprungen und eilte in Richtung Küche davon.
Merry sah ihr verwundert nach und blickte fragend zu Cullen hinüber. Der hochgewachsene Mann zuckte nur ergeben lächelnd mit den Schultern und griff nach seinem Bier. Kurz darauf schwang die Küchentür auf, und Evelinde kam zurückgehastet, eine ältere Frau im Schlepptau.
„Dies ist Cullens Tante Biddy. Und nun auch meine“, fügte sie hinzu und schenkte der Dame ein liebevolles Lächeln. Die Tante ließ sich an der Tafel nieder, und auch Evelinde setzte sich wieder. „Biddy hat ein helles Köpfchen“, sagte sie an Merry gewandt. „Womöglich findet sie heraus, was man Alex gegeben hat.“
„Womöglich auch nicht“, wandte Biddy trocken ein. „Doch ich werde mein Bestes tun. Berichtet mir zunächst einmal, was Euch glauben lässt, Eurem Gemahl sei etwas eingeflößt worden.“
Merry nickte und fasste zusammen, wie Alex sich in den vergangenen drei Wochen allabendlich verhalten hatte. Sie erzählte auch, wie Godfrey sich in jener Nacht aufgeführt hatte, nachdem sie ihm einen Heiltrank bereitet hatte, und ließ
Weitere Kostenlose Bücher