Die Braut des Cowboys
Mercy ihn fragend anblickte, erklärte er:
"Dem Fohlen wird das helle Licht nicht gefallen."
Noch bevor er seinen Satz richtig zu Ende gesprochen hatte, begann es. Die Stute gab ein paar dumpfe Laute von sich, und der von einer milchigen Haut umhüllte Körper des Fohlens rutschte heraus. Mercy hielt den Atem an. Es war wie ein Wunder für sie. Innerhalb kurzer Zeit lag die kleine Kreatur mit ausgestreckten Beinen auf dem Stroh. Das lebendige Abbild seines Vaters.
Grant bewegte sich rasch, aber ohne Hast, um weder die erschöpfte Mutter noch das Fohlen zu erschrecken. Mit den übrigen trockenen Tüchern, die mit der Lampe angewärmt worden waren, rieb er es trocken. Sie beobachtete, wie sanft, fast zärtlich er mit dem kleinen Wesen umging, die Nabelschnur abtrennte, und dann das Fohlen vorsichtig anhob und es ebenso vorsichtig neben den Kopf der Stute ablegte. Trotz ihrer Erschöpfung begann die Stute ihr Kind sanft anzustupsen.
"Sei ganz ruhig, Mama", flüsterte Grant. "Sie ist da, und ihr beide braucht jetzt ein wenig Erholung. Du hattest es nicht leicht."
"Ist es eine Stute?" fragte Mercy leise. Sie war nicht dicht genug gewesen, um es in dem schwachen Licht erkennen zu können.
Grant warf ihr einen Blick zu und lächelte. Seine Stimme klang liebevoll, als er ihr antwortete. "Das ist sie. Und sie wird das hübscheste Fohlen im ganzen County sein."
Sie erwiderte sein Lächeln, fühlte sich glücklich, auch wenn es ihr ein wenig peinlich war, wie heftig sie gefühlsmäßig auf dieses Ereignis reagierte, auf dieses kleine Pferd, dieses neue Leben. Neues Leben. Der ewige Kreislauf. Leben und Tod und Leben ... Und sie wusste in diesem Augenblick, sie würde wieder in Ordnung kommen. Auch wenn sie Jack niemals vergessen konnte, so würde sie doch wieder ein normales Leben führen. Freude und Spaß empfinden, irgendwann. Anders würde Jack es nicht gewollt haben.
Ein wenig benommen von dieser Erkenntnis, stand sie stumm da und schaute hinüber zu Grant. Sie hatte gedacht, nun wäre alles getan, aber da hatte sie sich gründlich geirrt. Es gab noch reichlich zu tun, wie es aussah. Grant entfernte das nasse Stroh, beseitigte die Nachgeburt und ließ anschließend die Stute warmes Wasser trinken. Dann warf er ihr einen kleinen Haufen Alfalphaheu zum Fressen hin. Dies alles dauerte eine Weile, und als er damit fertig war, hatte sich die Stute wieder erhoben.
Grant wusch ihr nun die Zitze n, denn schon bald würde das Fohlen Milch verlangen.
Schließlich verließ er die Box und schloss die Tür hinter sich.
Aber obwohl er meinte, Ruhe sei jetzt für Mutter und Kind das Beste, blieb er stehen und beobachtete sorgfältig von draußen, was drinnen vor sich ging. Mercy hatte den Eindruck, dass er sich immer noch Sorgen um die Tiere machte nach dieser umständlichen Geburt. Die Minuten tickten dahin, und Mercy schätzte irgendwann, dass wohl inzwischen eine Stunde vergangen sein mochte, seit das Fohlen geboren worden war.
Gambler, der die ganze Zeit über ruhig am Rand gesessen hatte, kam jetzt zu ihnen herüber und ließ sich zu ihren Füßen nieder.
"Guter Junge", meinte Grant und kraulte ihm die Ohren, aber sein Blick blieb immer noch auf die beiden Tiere in der Box gerichtet.
"Mehr als das", meinte Mercy, hockte sich neben den Hund nieder und schaute ihn an. "Du warst einfach großartig."
Gambler winselte nur leise, als wüsste er, dass Mutter und Kind jetzt Ruhe brauchten. Mercy streichelte ihn sanft.
"Mercy. "
Sie richtete sich auf, als sie Grant ihren Namen mit einem warmen Unterton sagen hörte. Er sah sie nicht an, sondern schaute in den Stall hinein. Sie folgte seinem Blick mit den Augen. So bekam sie gerade hoch mit, wie das kleine Fohlen sich auf seinen staksigen, wackligen Beinen aufrichtete, schwankte und dann stand.
Und wieder am Boden lag.
"Oh", hauchte Mercy, aber Grant legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. Und noch während sie dort lag, bemühte sich das Fohlen wieder, und diesmal gelang es ihm, aufrecht stehen zu bleiben.
"Gut", sagte Grant zufrieden. "Sie war nach der Geburt nur ein wenig erschöpft. Aber es scheint alles in Ordnung zu sein.
.Nun wollen wir mal sehen, ob sie ihr Frühstück findet..."
Das noch unbeholfene Fohlen musste einige Versuche unternehmen, aber mit leisem Wiehern ermunterte seine Mutter es immer wieder, und schließlich fand es die Zitzen und begann hungrig zu saugen. Mercy fühlte deutlich, wie nach dieser letzten Hürde die innere Anspannung von Grant
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