Die Braut des Cowboys
fuhr sich mit der Hand über die feuchten Augen. "Du bist ein Dummkopf", murmelte sie vor sich hin. "Du hast gewusst, dass es so laufen würde. Du hast es dir gestern Abend selbst gesagt, und du bist doch nicht so dumm zu glauben, dass eine Nacht alles ändern würde?"
Aber sie war entschlossen, nicht in Selbstmitleid zu zerfließen. Niemand hatte ihr etwas vorgemacht, sie selbst war bereit gewesen mitzumachen - nur zu bereit. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, und nun musste sie mit den Folgen leben. Sie hatte keinen Grund, sauer zu sein, nur weil Grant das ausgesprochen hatte, was sie beide ja längst wussten. Er war nur aufrichtig, etwas, was sie immer verlangt hatte. Alles andere wäre ziemliche Heuchelei.
Wenigstens wusste er nicht, wie sehr seine Worte sie verletzt hatten. Wenn sie etwas in ihren fünf Berufsjahren als Polizistin gelernt hatte, dann, ihre Gefühle vor anderen zu verbergen. Und Grant sollte auf keinen Fall erfahren, dass sie dumm genug gewesen war zu glauben, eine Nacht zusammen könnte mehr als eben nur das bedeuten. Sie wusste nun, im klaren Licht des Morgens, dass sich nicht das Geringste verändert hatte, so überwältigend es auch gewesen war. Und so würde sie sich fröhlich und munter geben, ein wenig blasiert, wenn er es ihr abnahm, und so tun, als wäre es nicht das Schwerste, was sie je getan hatte. Wenn Grant einfach zur Tagesordnung übergehen konnte, dann konnte sie es auch.
Noch gestern Abend hatte sie sich die Frage gestellt, ob er wirklich solche Aversionen gegen Stadtmädchen hatte. Heute Morgen hatte sie die Antwort erhalten.
Sie bemerkte eine Bewegung aus den Augenwinkeln heraus, und als sie hinschaute, sah sie Gambler herantrotten. Als sie sich auf dem Weg zum Stall machte, in dem die Stute untergebracht war, begleitete er sie.
"Na, drehst du deine Runden, mein Junge?" fragte sie.
Der drahtige Hund gab ein kurzes "Wuff" von sich, und es klang zufrieden. Sie blickte zu ihm herunter. Er sah sie unentwegt an, während er neben ihr he rging.
"Wie geht es dem Baby?"
Gambler gab einen kurzen Laut von sich, dann begann er schneller zu laufen, in Richtung des kleinen Stalls, als hätte er sie genau verstanden und wollte ihr nun die Antwort auf ihre Frage zeigen. Trotz ihrer aufgewühlten Gefühle musste Mercy über das kluge Tier lächeln.
"Komm, sag mir jetzt die Wahrheit - du trägst hier die eigentliche Verantwortung, stimmt's? Du lässt die anderen nur glauben, dass sie den Laden führen, oder?"
Wieder gab er Laut, und wartete dann mit sichtlicher Ungeduld auf Mercy an der Stalltür. Mercy wusste,
normalerweise benutzte er einen Eingang zum Lagerraum an der anderen Seite des Stalls, der extra für ihn in die Wand geschnitten worden war. Der kluge Hund nahm wohl an, der dumme Mensch würde vielleicht nicht wissen, wie er ohne seine Hilfe ins Gebäude hineinkam. Mercy lächelte.
Sie schob die schwere Schiebetür beiseite, und Gambler fegte hinein. Vor der Fohlenbox blieb er stehen und wartete, bis sie die Schiebetür wieder geschlossen hatte.
"Was für ein Gentleman du doch bist", machte sie ihm ein Kompliment. "Ich wünschte nur, dein Herrchen wäre ein wenig
..."
Sie brach ab. Nein, mit so etwas würde sie gar nicht erst anfangen. Sie konnte und durfte Grant nicht für ihre verletzten Gefühle verantwortlich ma chen. Sie selbst war schuld daran. Er hatte niemals ein Geheimnis aus seinen Gefühlen gemacht.
Sie verzog den Mund. Sex nur so zum Spaß war eigentlich nie ihre Sache gewesen, aber gestern Abend hatte es ihr gefallen, auch wenn es ihr in dem Augenblick nicht bewusst gewesen war.
Oder sie es sich nicht hatte bewusst machen wollen.
Mit einem Seufzer ging sie hinüber zur Box. Lady erhob sich, als sie die Tür öffnete. Mercys Herz setzte einen Schlag lang aus. Wo war das Fohlen? Sie beugte sich vor und schaute sich um. Nichts. Dann erregte eine Bewegung an der anderen Seite der Stute ihre Aufmerksamkeit.
Und eine Sekunde später lugte ein kleiner Pferdekopf hinter der Mutter hervor.
Mercy lächelte erleichtert. "Hallo, du Kleines", sagte sie sanft. "Frohe Weihnachten."
Die kleinen Ohren spielten wie wild bei dem neuen, unbekannten Klang.
"Dir auch, Mama." Mercy hielt Lady den Apfel hin, den sie mitgebracht hatte. Die Stute reckte den Hals, um daran zu schnüffeln, dann ergriff sie ihn mit ihren weichen Lippen.
Da hörte Mercy, wie die Schiebetür wieder geöffnet wurde.
Sie schaute nicht hin. Grants Leute würden erst später kommen, also musste
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