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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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es, was die kurze Geste bedeutete. Bandini lehnte sich zurück und fühlte Befriedigung: So verhielt sich die Sorte Mann, auf die er gehofft hatte. Obwohl es zu dunkel im Raum war, als dass es für den Neuankömmling sichtbar gewesen wäre, begann er zu lächeln.
    Die Pike, die als Stock diente, war etwa in Hüfthöhe abgeschnitten. Gute zwei Handspannen unter dem T-Stück des Griffs war das Holz so zugeschnitzt, dass sich eine Form wie die eines Stundenglases ergab – wenn der Besitzer des Stocks die Notwendigkeit dazu verspürte, konnte er den Griff seiner Hand wechseln, die schmale Stelle packen, und er hatte statt einer Stütze eine Waffe, die einem Gegner den Schädel von den Schultern hauen konnte, wenn sie mit genügend Kraft geführt wurde. Dass der Arm, der die Waffe im Zweifelsfall führte, die nötige Kraft besaß, durfte angenommen werden. Der Mann trug altmodische Kleidung: den langen, vorne zugeknöpften lucco, der wie ein ungegürteter Mantel bis über seine Knie fiel, Stiefel mit runden Kappen und bar jeder Schnalle oder anderen Schmucks, und auf dem Kopf saß eine halbhohe Filzkappe. Er trat auf wie jemand, der noch dem alten Brunelleschi in einer Gasse zugenickt haben konnte, und Brunelleschi war vor siebzig Jahren gestorben. Er wirkte wie ein Relikt aus der Zeit, in der die alten Geschlechtertürme und festungsartigen Häuser noch einen Sinn gehabt hatten, anstatt bloße Hindernisse für ihre Besitzer zu sein, die gerne größer, prachtvoller und freizügiger gebaut hätten, um ihren Reichtum und Kunstsinn zu zeigen. Als er so nahe heran war, dass Bandini Gesichtszüge erkennen konnte, sah er, dass das Haar des Mannes grau und dass seine rechte Gesichtshälfte blauschwarz verbrannt war. Verblüfft erkannte Bandini, dass es sich um Luigi Testanera handelte, Domenico Bianchis alten capitano, bevor Lorenzo Ghirardi ihn abgelöst hatte. Leise Häme und ein beginnendes Triumphgefühl stiegen in ihm auf: Der alte Testanera musste allen Grund haben, Lorenzo zu verabscheuen.
    Testanera blieb vor dem Tisch stehen und nickte zur Begrüßung. Bandini stand auf – die Höflichkeit des einen vor der Lebensleistung des anderen – und schüttelte ihm die Hand. Testanera setzte sich und lehnte seinen Stock gegen den Tisch. Er sah Niccolò an, als würde er ihn jetzt erst wahrnehmen.
    »Niccolò …«
    Niccolò nickte zurück. Er machte den Mund auf, um seiner Begrüßung etwas hinzuzufügen, aber Testanera schnitt ihm das Wort ab.
    »Antonio Bandini«, sagte er. »Sie haben wahrscheinlich auch nicht gedacht, noch mal nach Florenz zurückzukehren, was?«
    Bandini ließ sich seine Überraschung über diese Gesprächseröffnung nicht anmerken. »Ich hatte es jedenfalls nicht geplant.«
    »Kann ich mir denken. Wenn Sie mich fragen, ist damals eine Menge Ungerechtigkeit geschehen, auch wenn Lorenzo de’Medici versuchte, einzugreifen. Dass zu diesem Zeitpunkt bereits so viele Pazzi-Parteigänger erschlagen worden waren, ist auf jeden Fall schlimm. Nicht alle von ihnen hatten gewollt, dass das Medici-Problem mit einem Mordanschlag gelöst wurde.«
    »Mein Vater hatte keine Ahnung, was sein Bruder Bernardo plante«, sagte Antonio und fragte sich, warum er sich auf das Thema einließ.
    »Glaub ich gerne. Trotzdem können Sie froh sein, dass Ihre Familie nur verbannt wurde. In jenen Tagen den Namen Bandini zu tragen war genauso gut, als wenn die Signoria ein Todesurteil auf Sie ausgestellt hätte. Wenn der alte Jacopo Pazzi mit seinem missglückten Sturm auf den Palazzo della Signoria nicht in solchem Maße den Volkszorn auf sich gezogen hätte, wäre es Ihren Leuten vermutlich an den Kragen gegangen. So aber hatte Lorenzo Zeit, die Zügel wieder in die Hände zu nehmen, während die Meute sich damit vergnügte, den alten Jacopo nach seiner Beerdigung auszubuddeln und durch die Gassen zu schleifen.«
    »Im Nachhinein ist es schwer zu sagen, wer damals richtig und wer falsch gehandelt hat.« Antonio horchte seinen Worten nach und stellte fest, dass sie seine Gefühlslage nicht wirklich wiedergaben. Wir haben alles verloren, Mann, nur weil wir den falschen Namen trugen!, wäre seinen eigentlichen Gefühlen näher gekommen, und noch näher wäre gewesen: Ich war ein Kind, und der eine Mensch, dem ich vertraute, hat mich verraten – was glauben Sie, wie egal es mir damals war, ob der Leichnam des arroganten alten Pazzi an einem Pferdearsch angebunden durch die Stadt holperte?
    »Ich weiß nicht«, sagte Testanera. »Mir

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