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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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angeblich um die Braut zu befreien. Das riecht so weit gegen den Wind, dass man den Gestank sehen kann! Wollen Sie wissen, wie viele von meinen Männern getötet wurden?«
    »Ein heimtückischer Anschlag aus nächster Nähe während der Messe in der Kirche, als keiner darauf gefasst war, ein ehrloser Mord, den ein Feigling ausgeführt hat.«
    »Lassen Sie …«, begann Antonio.
    »Ein tapferer Versuch, einen Tyrannen zu stürzen, aus nächster Nähe ausgeführt, während der Messe in der Kirche, das eigene Seelenheil nicht achtend, unter Hunderten von Menschen, das Risiko eingehend, von der Meute in Stücke gerissen zu werden, die Verzweiflungstat eines Befreiungskämpfers.«
    »Lassen Sie meinen Onkel aus dem Spiel«, sagte Antonio. Er musste die Zähne zusammenbeißen.
    Testanera hielt sich das rechte Auge zu. »Ich sehe auch nur auf einem Auge«, sagte er. »Es braucht nicht beide Augen, um die zwei Seiten von allem zu erkennen.«
    »Hier gibt es keine zwei Seiten!«
    »Na gut«, sagte Testanera. »Ich bin auch nicht hergekommen, um Sie zu überzeugen. Eigentlich wollte ich Ihnen nur etwas mitteilen.«
    »Und das wäre?«
    »In Florenz werden Sie keinen anständigen Mann finden, der sich Ihnen anschließt, um Lorenzo Ghirardi fertigzumachen. Hier kennt ihn jeder, und jeder weiß, was von ihm zu halten ist. Sie sind im Irrtum, Bandini. Bitten Sie um Hilfe, die Banditen zu jagen und Lorenzo zu helfen, seine Mission durchzuführen, dann haben Sie uns auf Ihrer Seite, aber so …«
    »Ghirardi ist ein Verräter, und ich werde ihn hängen sehen«, sagte Bandini.
    Testanera seufzte. Er griff nach seinem Stock und stand auf.
    »Das Reden ist was für die Priester und die Geldwechsler«, sagte er. »Ich brauche mich nicht zu wiederholen.«
    »Nein«, sagte Bandini und starrte wütend zu dem alten Mann auf. Sein Schädel pochte, als hätte er den Krug Wein ausgetrunken. Testanera nickte ihm zu.
    »Die meisten der jungen Kerle, die in unserem Gewerbe arbeiten, nehmen sich jemanden zum Vorbild und versuchen, ihm nachzueifern. Antonio degli Ademari ist populär, der den Aufstand gegen die Tyrannei von Herzog Walter von Brienne anführte, oder Michele di Lando, der das Durcheinander nach dem Wollweber-Aufstand bereinigte; es gibt aber nicht wenige, die Antonio Bandini als Vorbild genommen haben.«
    »Wen hat Lorenzo Ghirardi sich als Vorbild ausgesucht? Bernardo Bandini?«
    Die gelassene Haltung des älteren Mannes geriet zum ersten Mal ins Wanken. Er presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Schade«, sagte er, »schade. Ich hätte mehr von Ihnen erwartet.«
    »Mir kommen gleich die Tränen.«
    Testanera wandte sich ab. Er schaute Niccolò an. »Was hast du getan, um deinen capitano von dieser verdammten Verdächtigung reinzuwaschen?«
    »Ser Bandini hat recht«, krächzte Niccolò, ohne dem Blick standhalten zu können.
    »Du weißt es besser!«
    »Ich weiß, was ich weiß«, behauptete Niccolò.
    Testanera wandte sich ab. Er stapfte ein paar Schritte davon, den Stock laut auf den Boden knallend. Dann kehrte er wieder um, baute sich vor Niccolò auf und lehnte sich vor. Niccolò wich zurück, bis es aussah, als würde ein Lehrling von seinem Meister zurechtgewiesen.
    »Dann weißt du auch, dass keiner von den anderen capitani dich haben wollte? Du weißt auch, dass ich Lorenzo geraten habe, dich wegzuschicken, als er endlich meine verdammte Nachfolge antrat? Du weißt auch, dass er daraufhin sagte, ich würde zu hart urteilen und dass es ihm egal sei, wie viele Fehler du in der Vergangenheit gemacht hättest, er würde nur beachten, was du in Zukunft alles richtig machen wolltest? Weißt du das auch, du Narr?«
    »Ich weiß es, Vater«, brachte Niccolò hervor.
    Bandini gaffte Niccolò an, bis Testanera durch die Tür verschwunden war.
    »Ich dachte, du bist in Empoli aufgewachsen?«, fragte er schließlich, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    Niccolò schaute die Tischplatte an. »Ja, bei der Schwester meiner Mutter. Meine Mutter starb bei meiner Geburt. Mein Vater konnte sich nicht um mich kümmern. Er hat mich erst nach Florenz geholt, als ich halbwüchsig war.«
    »Als du mir von ihm erzählt hast, hast du ihn einen Hanswurst genannt.«
    »Er hat mich gerade einen Narren genannt, oder nicht?«
    »Stimmt das, was er gesagt hat?«
    »Nun, wenn man in Betracht zieht, dass …« Niccolòs Stimme verkümmerte. »Ja.«
    Bandini schwieg. Nach einer langen Weile schaute Niccolò auf.
    »Was machen wir jetzt, patron

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