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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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vor ihm und glotzten ihn an. Macello – Georg Vogler – beachtete sie anscheinend nicht. Er starrte Magdalena an und von ihr zu Lorenzo hinüber. Dann heftete er seinen Blick wieder auf sie, hob seine beiden gefesselten Hände, streckte die Daumen heraus und schob sie sich in den Mund; als er sie wieder herauszog, machte er ein ploppendes Geräusch. Dann grinste er über die ganze Breite seines Gesichts zu ihr herüber.
    »Der Herr erbarme sich deiner Seele«, sagte sie.
    Macello lachte. Plötzlich fuhr er herum und tat so, als würde er nach den Kindern greifen. Die Fessel hielt ihn zurück. Eines der Kinder fiel vor Schreck auf den Hintern und kroch schreiend davon; das andere musterte ihn nur unverwandt, bevor es sich umdrehte und langsam hinter seinem flüchtenden Spielkameraden herstolperte. Macello lachte noch lauter.
    Von allen Seiten stapften die Dörfler jetzt auf den Trosswagen zu. Das Paar ließ den alten Mann, der sich im Eingang der Hütte verkrallt hatte, zurück. Er stolperte in die Hütte hinein. Der jüngere Mann schüttelte den Kopf und begann zu weinen; die Frau an seiner Seite führte ihn davon. Die Familie, die inmitten ihrer kargen Besitztümer auf dem Boden saß, machte keinerlei Anstalten, sich für alles oder nichts zu entscheiden, sondern blieb, wo sie war, anscheinend völlig unschlüssig in dem Exodus, der um sie herum Fahrt aufnahm. Niemand versuchte sie zu überreden, schneller zu machen.
    Corto wand sich durch die Leute und kletterte auf den Bock des Trosswagens. Seine Männer stellten ihre Tätigkeiten ein und versammelten sich nach außen hin gelassen in einem engen Kreis um den Wagen. Den äußeren Kreis bildeten die Dörfler, die mit grauen Gesichtern zu Corto aufsahen. Enrico knuffte und drängte sich an ihnen vorbei und nahm direkt unterhalb von Corto Aufstellung, den Zuhörern zugewandt wie ein Leibwächter. Er hatte die Armbrust in die Hüfte gestemmt, doch Magdalena sah, dass sie nicht geladen war. Sie und ihre beiden Schwestern waren ganz natürlich Bestandteil des inneren Kreises geworden, doch jetzt ließ Magdalena sich nach außen schieben und treiben, bis sie zuletzt ganz für sich hinter den Dörflern stand. Über die vor ihr Stehenden hinweg konnte sie Cortos Gesicht erkennen. Er zog sich die Kappe über seinen kahlen Schädel und lächelte.
    »Bologna und Modena sind gleich weit von hier entfernt«, rief er. »Große Städte, große Mauern. Welche von beiden suchen wir uns aus?«
    Die Dörfler schwiegen verwirrt. Das Wolfspack sagte nichts; ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit machten die Männer nicht einmal Scherze. Magdalena sah Fabio, der ein Kind auf den Schultern trug. Das Kind hatte den Kopf auf Fabios Schädel gesenkt und schien zu schlafen. Fabio stand zwischen den Dörflern und seinen Kameraden, als hätte das Kind auf seinen Schultern dafür gesorgt, dass er nicht wusste, wohin er gehörte.
    »Kluge Entscheidung!«, rief Corto. »Wir suchen uns nämlich keine davon aus!«
    Magdalena spürte Lorenzos Anwesenheit. Als sie sich umwandte, stand er direkt neben ihr. Wenn sie die Hand ausgestreckt hätte, hätte sie seine berühren können. Sie kämpfte gegen den Impuls an, es zu tun, als sie erkannte, dass er von draußen kam, so wie der Zweifel an der Richtigkeit ihrer Pläne vorhin von außen gekommen war. Sie musterte Lorenzo von der Seite, doch er tat so, als wäre seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf Corto gerichtet.
    »Wir lassen die Straße hinter uns und gehen nach Norden«, rief Corto. »Nach Bologna oder Modena würden sie uns nicht hineinlassen. Wir würden vor den Mauern verschimmeln. Aber im Norden finden wir ein sicheres Plätzchen für uns alle.«
    Es kam keine Frage. Die Wölfe schienen zu wissen, welches Ziel Corto vor Augen hatte, und die Dörfler waren zu erschöpft, um nachzufragen. Corto hatte sie vor den Plünderern gerettet, Corto hatte sich dafür entschieden, sie vor dem Anrücken der Schwarzen Schar in Sicherheit zu bringen – Corto würde wissen, was das Richtige war.
    »Alter Fuchs«, murmelte Lorenzo.
    Magdalena sah ihn an, bis er ihren Blick zurückgab. »Was ist sein Ziel?«, fragte sie.
    »Der Po«, sagte Lorenzo. »Er will quer durch das Land. Das ist die einzige Möglichkeit, der Schwarzen Schar die gleichen Nachteile zu bescheren, wie unser Haufen sie hat. Die Männer, die zur Schwarzen Schar gehören, mögen in ihren Herzen Ungeheuer sein, aber sie sind Menschen, und daher haben sie wie jedes andere Fußheer eine Menge Tross

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