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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Augenblick gedacht hätte, wenn er nicht zu denen gehört, ist er eben ein allein arbeitender Strauchdieb. Wie gesagt: Sie haben ihn ja selbst gesehen, Antonio.«
    Bandini antwortete nicht. Niccolò suchte in seinem Gesicht nach einer Bestätigung, fand keine und sprach, plötzlich unsicher geworden, weiter: »Also, wie auch immer, die drei mit den Piken verständigten sich mit einem Blick, dann rückten sie auf ihn zu. Sie grinsten noch mehr als zuvor. Ghirardi hatte nicht mal eine Waffe.«
    »So hat man’s erzählt«, brummte Bandini, ohne dass Niccolò ihn verstanden hätte.
    »Der Erste hob die Stange über den Kopf und stürmte auf ihn los. Ghirardi wich aus, und ich weiß nicht, wie, plötzlich lag der Angreifer auf dem Boden, und Ghirardi hatte die Stange. Er packte sie quer, wirbelte herum, duckte sich – die Stange des zweiten Strauchdiebs schwirrte über seinen Kopf hinweg –, und schon schlug der zweite der Kerle lang hin. Dann kam der dritte und stieß nach ihm, Ghirardi parierte, griff an, der andere blockte – ich habe noch nie gesehen, dass zwei Männer mit Piken kämpfen, als wären es Schwerter, die zufällig sieben Fuß lang sind. Die Stangen wirbelten und knallten aufeinander, die Männer sprangen hoch und duckten sich. Ghirardi stürzte und rollte sich herum, die Pike seines Gegners knallte auf den Boden, und er kam unverletzt wieder in die Höhe. Dann duckte sich der andere, aber er kam nicht mehr hoch, und so schwer, wie er aufs Gesicht fiel, wusste ich, dass er tot war.«
    Niccolò erzählte mit weit ausholenden Armbewegungen. Bandini nickte grimmig.
    »Die anderen beiden waren mittlerweile wieder auf die Beine gekommen und umkreisten ihn, und in dem Moment, in dem Ghirardi selbst angriff, erkannte ich, dass sie versucht hatten, ihn dem Kerl mit dem Bogen in die Schussrichtung zu treiben, und ich schrie: ›Achtung!‹ Er wehrte die Attacke seines Gegners ab, umklammerte ihn mit beiden Armen, drückte ihm die Pike gegen den Hals und wirbelte ihn herum. Der Pfeil fuhr dem Burschen in den Leib anstatt in den Ghirardis, und er ließ ihn einfach fallen, schwang die Pike in einer Hand herum, und plötzlich war sie ein Wurfspeer. Er schleuderte ihn, und der Bogenschütze brach zusammen. Die Pike ragte hinten aus seinem Körper fast weiter heraus als vorn.«
    Niccolòs Augen waren weit aufgerissen und seine Lippen so dünn wie aufgemalt.
    »Bleibt noch einer«, sagte Bandini.
    »Der Anführer«, sagte Niccolò. »Der, der das mit der Spende gesagt und Ghirardi als Erster angegriffen hatte. Die Pike des zweiten Mannes lag zwischen ihnen. Sie starrten sich an. Der Strauchdieb riss plötzlich ein Messer heraus und sprang über die Pike hinweg auf Ghirardi zu, aber der war noch schneller, hatte die Pike auf einmal in beiden Händen. Ein Aufwärtsstoß, der Angreifer stoppte, ein wuchtiger Schlag zur Seite, das Messer flog davon. Die Pike wirbelte über Ghirardis Kopf, und am Ende ihres Schwungs traf sie mit einem lauten Knall gegen den Schädel des Strauchdiebs und schleuderte ihn ein paar Schritte davon. Er blieb genauso tot liegen wie der erste seiner Kumpane und der Bogenschütze.«
    »War der mit dem Pfeil im Leib auch tot?«
    »Ser Bianchi und ich starrten uns an. Es war so schnell gegangen, dass keiner von uns Atemnot hatte, obwohl wir seit dem Beginn des Angriffs nicht geatmet hatten. Ghirardi trat zu dem mit dem Pfeil in der Brust und sah ihm ein paar Augenblicke lang zu, wie er versuchte, sich das Ding aus dem Leib zu ziehen. Dann bückte er sich, griff den Pfeilschaft und trieb ihm die Spitze mit einem einzigen Ruck ins Herz.«
    Bandini atmete aus. Niccolò wischte sich über den Mund.
    »Dann kam er auf uns zu, sah mich an und sagte ›Danke, mein Held‹. Und Ser Bianchi sagte: ›Wir haben Ihnen zu danken.‹ Und Ghirardi sagte: ›Da könnten Sie recht haben.‹ Dann kamen der alte Luigi und die anderen daher, die den Lärm gehört hatten, und gafften, und Ser Bianchi sagte zu Luigi: ›Nehmen Sie diesen jungen Mann unter Ihre Fittiche, Luigi, als wäre er der Nachfolger, den Sie für sich ausgesucht haben. Er wird nämlich Ihr Nachfolger sein .‹«
    »Hm«, machte Bandini, und Niccolò fasste es erneut falsch auf. Sein Blick kehrte in die Gegenwart zurück, seine Lippen pressten sich zusammen, und er zischte: »Genau! Wo es doch natürlicherweise ich gewesen wäre, der Luigi Testaneras Nachfolger hätte werden sollen!«
    Ein paar Meilen weiter tat Bandini so, als setzten die

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