Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
das einzige Wort, das wirklich bis zu ihr vorgedrungen war, war »Botschaft« gewesen. Sie war zuvor unwillkürlich einen Schritt zurückgewichen, trat jetzt aber hastig wieder näher, auf ihrem Gesicht die hoffnungsvolle Frage.
In diesem Moment trat hinter ihr ihre Tante ein. »Kennst du diesen … Gentleman?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen, wobei sie den Gast und dessen Uniform mit sichtlichem Widerwillen musterte.
»Aber ja doch«, antwortete Stranec, noch ehe Vanessa etwas sagen konnte. »Wir sind uns bereits auf Martinique begegnet.« Er machte eine kleine Verbeugung in Vanessas Richtung. »Und jetzt habe ich wohl die Ehre mit Mrs. Albreight?«
»Gewiss«, lautete die zurückhaltende Antwort. »Sie kennen die Nichte meines Gatten also von Martinique?« Vanessas Tante wandte sich zu Mr. Albreight um, der jetzt ebenfalls den Raum betreten hatte.
»Ich habe euch doch davon erzählt, dass ich von einem Schiff der Vereinigten Staaten gerettet und nach Martinique gebracht wurde«, erwiderte Vanessa ungeduldig. Er hatte von einer Botschaft gesprochen, und sie wünschte ihre Tante in diesem Augenblick meilenweit fort. »Von Martinique kam ich dann hierher.« Martin und sie waren übereingekommen, mit ihrer Geschichte so weit wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben, ihre freundschaftliche Beziehung zur Mannschaft dieses Schiffes und insbesondere zum Captain jedoch zu verschweigen. Das war auch Roberts Wunsch gewesen, der ihr vor ihrer Trennung eingeschärft hatte, auf Jamaika auf keinen Fall etwas von ihrer Beziehung mit einem Feind zu erzählen.
»So war es«, bestätigte Stranec mit einem breiten Lächeln. »Und als ich erfuhr, dass Mrs. Chastel sich hier aufhält, zögerte ich keine Sekunde, herzukommen, um ihr meine Aufwartung zu machen. Noch dazu, wo ich …«, er machte eine bedeutungsvolle Pause, »… Neuigkeiten von Captain McRawley mitbringe.«
Vanessa, die sich nichts sehnlicher wünschte als Nachrichten von Robert, vergaß alles Misstrauen und jede Abneigung gegen diesen Mann. Er hatte Neuigkeiten von Robert, und da er lächelte, konnten es keine schlechten sein. Zuvor hatte sie noch befürchtet, er könnte ihre Beziehung zu Robert aufdecken, aber diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder. Damit konnte kein Schaden mehr angerichtet werden. England und die Vereinigten Staaten hatten Frieden geschlossen, und selbst wenn ihr Onkel schockiert auf die Tatsache reagierte, dass sie heimlich mit einem Feind verlobt war, würden daraus keine negativen Folgen mehr entstehen.
»Captain McRawley«, wiederholte Mr. Albreight nachdenklich, »war das nicht der Captain, der dich in Sicherheit gebracht hat, mein Kind?«
Vanessa nickte, ohne den Blick von Stranec zu lassen. »Ja, Onkel, das ist sein Name.«
»Das ist sehr freundlich von ihm, an meine Nichte zu denken, die ihm sehr viel zu verdanken hat«, ließ sich ihr Onkel abermals vernehmen. Er hatte inzwischen schon nach dem Mädchen geläutet und bot James Stranec einen Stuhl an, bevor er sich selbst setzte. Seine Gattin war viel zu neugierig, um den Gast mit der ihm ihrer Meinung nach zustehenden Verachtung zu strafen und den Raum zu verlassen, und nahm ebenfalls Platz, ohne jedoch ihren abfälligen Gesichtsausdruck zu mildern. Ihr Onkel dagegen lächelte freundlich. »Als meine Nichte mir davon erzählte, hatte ich eigentlich auf die Gelegenheit gehofft, ihm meinen Dank persönlich aussprechen zu können.«
»Einem Feind?«, entfuhr es Mrs. Albreight indigniert.
»Er hat sich Vanessa gegenüber niemals feindlich verhalten, nicht wahr?«, gab ihr Mann ruhig zurück.
Vanessa hatte ebenfalls Platz genommen, da ihre Knie bedenklich zitterten. Sie fühlte, wie sich die erregte Wärme auf ihren Wangen vertiefte. Sie war voller Verlangen, endlich mehr zu erfahren! Vielleicht hatte dieser Mr. Stranec ja sogar einen Brief von ihrem Liebsten dabei! »Die Nachricht …«, sagte sie drängend.
»Natürlich.« Stranec zog zu Vanessas Entzücken einen Umschlag aus seiner Jacke, reichte ihn ihr, und sie griff hastig danach. Robert hatte ihr also doch geschrieben! Endlich! Der Umschlag war zwar enttäuschend dünn, aber vielleicht war Robert ja schon ganz in der Nähe und wollte sie das mit einigen kurzen Zeilen wissen lassen. Sie presste ihn an ihre Brust, ungeduldig nach einer Möglichkeit suchend, sich so schnell wie möglich aus dem Zimmer zu entfernen, um ihn lesen zu können. Da ihr jedoch nichts anderes einfiel, sprang sie auf und machte
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